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Gold XIII

Die Sucht nach Freiheit ist es, die ihn von Beziehungen abhält, Beziehungen zu Frauen. Sein anderes Ich, diese Rachel, diese Männer nicht liebende und Frauen erst recht nicht, half ihm dabei.
Er fühlte sich in einer Art innerer Harmonie, die er nur spürte, wenn er allein, aber nicht einsam war.
Aber Einsamkeit war dennoch eine Bedrohung.
Dabei sehnte er sich dennoch nach einer gewissen Harmonie im Leben, einer Harmonie, die er nur erlebte, wenn er mit seiner Mutter sprach. Die ihn morgens vor der Schule zum Einkaufen schickte, für eine Zeitung, Fleischsalat und Zigaretten. Der es egal war, ob ihn ein Auto anfährt oder nur seines Scheinwerfer in seine Kniekehle steckt. Die solange rief, bis er zum Einkaufen ging, der seine Hausaufgaben egal waren. Die mit ihrem Lachen eine Macht war, die Verständnis ohne Bedeutung zeigte. Die dem Zehnjährigen die Nase ausbohrte, ihn aber nicht in den Arm nahm. Die später Blumen zum Besuch verlangte und der er als kleiner Junge die Haare kämmen durfte. Ihre Frage: "Bringst Du mir was Schönes mit?" bleibt für immer stehen.
Die Frau, die immer ihren Kopf aus der Wohnungstür streckte, wenn er kam. 
Sie wendete sich bei meinem letzten Besuch enttäuscht ab. Sie hatte das Blatt nicht wenden können.
Sie war auf der Suche nach Liebe und hatte sie nicht gefunden. "Ich liebe Dich" steht auf der Rückseite eines Fotos von ihr, dass sie meinem Vater geschenkt hatte.  

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