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Gold - XVIII

Ich verspreche ihm, meine Telefonnummer zu hinterlassen, das habe ich längst getan, und ihn bald wieder zu besuchen. Die beleidigte Krankenschwester hat ihm den Blutdruck gemessen, ihre Lippen waren deutlich geschminkt. Draußen erfrage ich nun noch die Adresse der Reha-Klinik in Bad Wildungen. Mit denen arbeiten wir immer zusammen, sagt mir der Pfleger. Das ist der einzige ansprechbare Mensch, alle anderen wissen entweder nichts oder ignorieren uns gewissenhaft.
Eine Woche später fahren wir durch die Wälder bei Bad Wildungen. Ich bin froh, nicht schon wieder nach Kassel zu müssen. Aber unter dem Strich, vergeht genauso viel Zeit, bis wir angekommen sind. Ja, Ihr Vater ist heute angekommen, sagt mir der Empfang der Wicker-Klinik. Telefonisch erfrage ich die Zimmernummer. Nun weiß ich, wo er liegt und bin da. Als ich die Zimmertür öffne, erschlägt mich der Mief des Zimmers. Vater geht es erkennbar nicht besser, das Sprechen klappt relativ gut, aber seine Verfassung ist schlecht. Er schimpft auf das Essen. Der zweite Mann im Zimmer hat einen Fernseher laufen und ist froh, als ich frage, ob ich das Fenster öffnen soll. Er sagt, hier sei alles in Ordnung, die geben sich viel Mühe hier. 
Beim Rasieren hat ihn ein Schlaganfall getroffen und nun liegt er hier in Erwartung des Besuchs seiner Frau. Er ist 75, ich sage nur, mein Vater sei 77 und ernte dessen Zustimmung. Ansonsten winkt mein Vater bei jeder Bemerkung des anderen ab. Es wäre besser, wenn alles vorbei wäre, meint er.

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Stuhlgang

Während ich den breiigen Stuhlgang meines Hundes betrachte, kam die Sonne und lachte und lachte. Was bedeutet Dir die Scheißerei freust Du Dich den gar dabei? Ja. wenn es ihm gut geht, dem Hund, dann ist auch sein Herrchen gesund.

Platz

Ein großer Flachbau im Industriegebiet, das nennt sich hier "Lieblingsplatz" für Hunde. Nix mit familiären Anschluss oder persönlicher Betreuung wie noch zu Schönecker Zeiten. Auch für Hunde ist das Leben in Lippe härter als gewohnt. 

Opferrolle

 Leider fange ich nun ganz von vorn an. Denn es ist das passiert, was immer unangenehm ist. Ein mir nahe stehender Mensch hat meinen Blog gefunden. Natürlich war er mir nicht so nahe, dass ihn alles interessiert hätte bzw. der Inhalt insgesamt von Interesse war. Da ich eigentlich nur für mich über mich und mein Leben schreibe, ist mir das Lesen dieser Zeilen eher unangenehm (mit der Ausnahme mir wohlgesonnener Personen). Explizit kritisierte mein ungebetene/-r Leser/-in, dass ich stets die Opferrolle einnehmen würde. Dabei bemühe ich mich darum, Erlebtes nachvollziehbar zu machen und möglichst in der Beobachterrolle meiner selbst zu bleiben. Einzelne Punkte aus dem Inhalt wurden zudem beanstandet. Angeblich hätte ich Bilder meines Hundes im Blog gepostet, um nur ein Beispiel zu nennen. Und genau solche Sachen wollte ich immer vermeiden. Aber selbst schuld: meine Blogadresse tauchte in einem beruflichen Netzwerk auf. Also besser aufpassen für die Zukunft..