Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom 2015 angezeigt.

10 Wochen oder "Dreams are Ten a Penny"

I ch habe meinen Arbeitsplatz gegen einen Platz in einer psychosomatischen Tagesklinik eingetauscht. Das war nach einem Sommer voller Ängste notwendig Plötzlich hielt ich mein bisheriges Leben nicht mehr aus. Das Rumgesitze auf meinem beruflichen Abstellgleis nervte, Panik beim Zugfahrten, ausgelöst durch eine Sehstörung, machten mir den Transport zur Qual. Die Isolation am Arbeitsplatz, das Desinteresse meines Arbeitgebers auch anlässlich meines letzten runden Geburtstags, all das wurde mir bewusst. Auch die zuhause ansteigenden Forderungen nach Aktivität erhöhten den Druck auf mich, ohne das mir eine Lösung eingefallen wäre, wie ich mit dem Status Quo umzugehen hätte, ohne ihn aufzulösen. Doch wie nun weiter? Meine Therapiegruppe besteht aus jungen Mädchen und Männern, die sich gerade schwer damit tun, Abschied von zwei Patientinnen zu nehmen, die nach langer Zeit ihr Therapieende erreicht haben. Der enge Zusammenhalt der Truppe ist für Neulinge schwer zu knacken, noch dazu ist mein ...

Besetzt

Schöne Diskussion mit einer Teilnehmerin der Hausbesetzung nach einer Demo in der vergangenen Woche gehabt. Sie hat gesehen, wie mehrere Polizisten auf einen am Boden liegenden Demonstranten eingeschlagen bzw. getreten haben. Was der Demonstrant allerdings vorher gemacht hat (gespuckt, provoziert und sich gewehrt), wusste sie nicht. Mein Hinweis darauf und das die Besetzung eines leer stehenden Hauses nun mal illegal ist, erzürnte die Dame über alle Maßen. Ich würde Eigentum über den Menschen setzen.  Damit stürmte sie davon.  Noch am Abend war sie nicht bereit,  ein klärendes Gespräch mit mir zu führen, meine Meinung sei ihr scheißegal. Wieder einmal war es an mir, erschüttert zurück zu bleiben.  Man mag über den Zweck,  aus dem Haus ein Zentrum für Flüchtlinge zu machen,  diskutieren können. Aber der Disrespekt anderen Meinungen gegenüber disqualifiziert solche Stand...

Kokon

Alles vertraut und doch vorbei, Zeit verbraucht und so allerlei bedacht, gemacht. Ich werde vermissen all die Gedanken mit ihren Gesichtern . Bleibe beflissen, sehe die Schranken hinter wandernden Lichtern.

Neonlover

Neonlicht in dunklen Fluren, ja,  hier suche ich meine Spuren . Erinnerung mich leis umweht, die Angst ums letzte Stuendlein fleht. Ich wollte eigentlich nicht verweilen und schnell wieder von dannen eilen. Doch der Therapeut, er steht davor so eisern wie ein Gittertor. Die Welt da dr außen, sie muss warten, erst später werde ich wieder starten. Sie wird ganz gut ohne mich auskommen, Drum bleibe ich davon unbenommen.

Medidativ

Es besteht das Bild eines flammenden Sternenarms, der sich wie eine Flamme um sich selber dreht. Die Ewigkeit der Rotation scheint festzustehen. Umgeben von entfernten Sternennebeln und Gaswolken leuchtet er in die Schwärze des Weltenalls. Im ewigen Fluss der Verwandlung liegt die Ruhe.

LiLu

Was hinter dieser rätselhaften Abkürzung steckt, habe ich nun herausgefunden. Es ist das Licht- und Luftbad am Niederräder Ufer in Frankfurt. Da sitze ich nun und warte symbolisch auf meine kränkelnde Jane, die sicher nicht per Liane zu mir herunter schwingt. Während dessen fließt wieder viel Wasser den Main hinunter, ohne das meine inneren Strömungen dadurch ruhiger werden. Oder merke ich das nicht? Einen entspannten Nachmittag wünscht mir jedenfalls eine Dame, die gerade das Herbstlaub zusammen fegt.

Unmöglich

Das Mädchen am anderen Ende der Leitung sprach davon, dass sie mich ja mal anrufen könnten. Das Mädchen, das meine Tochter hätte sein können, wählte die Möglichkeitsform. Eine Leitung gab es allerdings heutzutage nicht mehr, es geht alles nur per Funk.

Flüchtling

Zur Zeit bin ich nur Flüchtling vor mir selbst, der sich nur kleine Fluchten erlaubt. Den großen Ausbruch wage ich nicht, aus Angst davor, dass das eintritt, was ich mir erhoffe. Denn wenn das Paradies gar keines wäre, dann wäre auch die Hoffnung darauf dann gestorben.

Alpenwahnsinn oder Helden der Berge

Lichter gehen im Flur automatisch aus und an, die Bewegungsmelder registrieren jeden Luftzug. Ferienwohnungsdasein im alpinen Umfeld. Der Mensch scheint, je mehr er in der Natur lebt, einen Spleen für technische Spielereien zu haben. Auch nachts gehen draussen die Lichter an, sonst ist es stockdunkel in der Talsenke, in der wir nun wohnen. Die Anreise erfolgte durch wilde Autobahntäler dreispurig und wo nicht, durch Baustellen. Nun wandern wir eine Woche lang, von Hütte zu Hütte, könnte man sagen. Es ist aber eher von Alm zu Alm oder vom Imbiss zum nächsten Restaurant. Wir sind die "Helden der Berge", so sagte es mal die Wirtin einer Alm, gemeint hat sie das sicher nicht. Unsere Wanderstoecke sind spitz und die Strecken, die wir laufen, kennen wir. Mit der Uhr messe ich die Kilometer und wenn es sein muss, lasse ich mir die verbrauchten Kalorien anzeigen. Viel mehr als ein Stück Käsekuchen oder eine Buttermilch mit Geschmack ist nicht drin, geschw...

Bedeutungsschwer

wird alles nun, Mann schwitzt und hat um sich zu tun. Doch wer sich hinter Angst versteckt, hat seelisch Schaden eingecheckt. Drum prüfe, wer sich ständig sorge, ob die Natur ihm etwas borge. Gesundheit etwa und frischer Mut hilft zu beenden den Disput den selbst Du auszufechten hast und nimmt Dir schnell die ganze Last.

IAA

Mit der Fahrrad-Rikscha vom Frankfurter HBF zur IAA, das ist der ganz grosse Hit.  Was aber gibt es dort zu sehen, erst mal viele Rücken. Papier ist bedruckt in Mengen zu erhalten und wie gewohnt, sehr geduldig. Geschenkt bekommt der Publikumsbesucher nichts, ausser vielleicht die Teilnahme an einem Preisausschreiben. Dafür bezahlt er teuer. Aber, wer die Götzen der Autozeit bestaunen will, den kümmert das offenbar wenig. Wie die Lemminge zieht die Schar der Besucher zur Messe. Hier zeigt sich, aus welchem Stoff ihre Träume sind.

Gassenhauer

Verwirrt ziehe ich durch Gassen auf der Suche nach dem Sinn. Frage mich gelegentlich nach dem Menschen, der eigentlich ich bin. Klein ist die Zahl der Gratulanten, die am Lebenswege stehen. Doch nicht danach will ich mich richten, versuche still mein Ziel zu sehen.

6.30

Die Feier meiner Geburt müsste eigentlich um 6.30 Uhr stattfinden, denn um diese Zeit wurde ich im Kasseler Burgfeld-Krankenhaus geboren. Es ist in etwa die Zeit, zu der ich aufstehe, wenn ich arbeiten gehe. Vater wird, als er die Nachricht hörte, schnell von der Arbeit gekommen sein. Er war ein junger Mann und sehr auf die Gründung "seiner" Familie aus. Über sechs Jahre später wurde, anfangs sehr misstrauisch von mir beäugt, mein Bruder zuhause geboren. Im Laufe der Jahre merkten wir, dass er behindert war, von Anfang an. Er ist und bleibt aber mein Bruder. Auch wenn unsere Beziehung nicht "normal" sein kann. Dieser Gegensatz zwischen Lebensrealität und Wirklichkeit prägt mein Leben. Es ist wie Kinder haben und doch nicht. Eine eigene Wirklichkeit, die hatte ich immer. Es lohnt sich, um sie zu kämpfen. Schon im Kindergarten war ich der Meinung, es sei besser, andere wüßten nicht, wer meine Freunde sind. Viele Menschen mögen mich nicht, andere mögen mich sehr und ze...

Urin in Eirfurt

Ich mache aus unserem Hotelfenster Fotos von Erfurt. Einer Internetbekanntschaft will ich mitteilen, dass ich in ihrer Stadt angekommen bin. Leider vertippe ich mich, aus Erfurt wird Eirfurt. Die Mail schicke ich an meine eigene Adresse. Die Biere in der Hotelbar haben Wirkung hinterlassen. Bierbrauer gab es in Erfurt früher viele. Der Bierkonsum der Erfurter führte dann zu einem höheren Alkoholgehalt im Urin der Männer, weshalb dieser dann auch zum Befeuchten der Färberwaid-Ballen verwendet wurde. Die Stadt, so unser sehr gesprächiger Stadtführer, roch schon von weitem nach Urin. Waagegasse Thüringer nehmen ihre Arbeit sehr ernst. Die junge Dame, die mir in der Michaelisstrasse ihre schneeweißen und natürlich zellulitisfreien Oberschenkel präsentiert, während ich an einem löddrigen Cocktail herum sabbere, bemüht sich auch, ihr schwarzes Kleidchen herunterzuziehen, welches allerdings beim Sitzen immer wieder hoch rutscht. Ohne das Übereinanderschlagen der Beine böten sich ungeahnte Ein...

Asylantenmärchen

Da steigen Menschen in Boote mit einer höchstens 50:50-Chance zu überleben. Was ist das? Adventure-Urlaub etwa? Dann wollen sie nach Deutschland, viele jedenfalls. Wohlstandsflüchtlinge wohl kaum, Schmarotzer? Da sollten sich manche Vordenker einer stramm ausländerfeindlichen Richtung mal die Unterkünfte und die Situation der Asylanten ansehen. Und müssen wir wirklich neidisch darauf sein, dass die zu uns kommenden Flüchtlinge Kleidung und Nahrung erhalten und womöglich ein Handy ihr eigen nennen? Gibt unser Staat nicht viel mehr Geld für asoziale Zwecke aus? Fragen über Fragen, die sich stellen, wenn man so manches Märchen von dem Zuviel an Flüchtlingen, die um Asyl bei uns bitten, hört. Verbunden mit der Frage, was wir als Einzelne tun können.

Laissez

Irgend etwas will nicht mehr, liegt am Grund oder ist zerbrochen. Der Schatten schwebt über Dir wie im Wasser ein Rochen. Doch über dem Wasser, da scheint Sonne, sie schenkt Dir ihre Lebenswonne, wenn Du sie nur lässt.

Mädchenträume

Mein Vater erzählte mir, dass er sich gern ein Mädchen gewünscht hätte. Auf seine Tochter hätte er dann aufgepasst wie ein Schießhund. Nun, was hatte ich zu erzählen? Da war jemand mit meinen Genen und dann doch wieder nicht. Mein Gesicht lief schon irgendwo herum, ich zeigte es ihm und er war verzückt. Ob es ihn in seinen letzten Tagen getröstet hat, sein Blick zudem Bild wanderte, ich weiß es nicht. Schon bald würde ich den Kontakt verlieren. Das war längst von der Mutter geplant, aber aus Rücksicht auf das Ableben meines Vaters wartete man noch ein bisschen, Eine Geschichte ging dann telefonisch zu Ende, die mit der Meldung zweier Frauen, die sich an mir interessiert zeigten, begonnen hatte. Der Tag selbst war hinsichtlich der Angelegenheit mit einem Klaps auf meine Schulter begonnen worden. Am S-Bahnhof in Frankfurt wurde ich so in Empfang genommen und von der Co-Mutter zur gemeinsamen Wohnung der Beiden gefahren. Ich selbst war verklemmt genug, mir die Begleitung einer Flasche Sek...

Schön braun

Mutter mit Tochter im Drogeriemarkt, beide braun gebrannt, Tochter mit dem fast schon obligatorischen Buchnabelpiercing und bauchfrei, haben noch schnell was für den Urlaub eingekauft. Sie drängen sich an der Kasse galant nach vorn und fragen den Mann vor mir in der Schlange, ob sie sich vor ihm einreihen dürfen, sie müssten zum Flughafen. Der Gockel vor mir genehmigt das und lässt sich schnell in ein Gespräch über Urlaube verwickeln. Sie würden, so höre ich mit halbem Ohr, jetzt dahin fliegen, wo es nicht nur heiß ist, sondern auch noch die Sonne scheint. Der Klimawandel ist da ganz offensichtlich noch nicht angekommen, obwohl die Wiesen verbrannt und die Böden überall staubtrocken sind. Die Stadt Frankfurt überlegt bereits, ob sie einheimische Pflanzen und Bäume gegen mediterrane austauscht. Aber wozu muss man das wissen, Hauptsache Frau ist schön braun und die Tourismusindustrie freut's. Derweil stöhnt der einheimische Italiener über unsere Temperaturen.

Teufel des Herzens

Der Teufel hat ein Zwiegesicht, anrufen wird er Dich sicher nicht. Teufel reiten gerne Pferde, schwingen sich im Kleid zur Erde. Sie genießen Ihren Sommer mit Freundinnen und What's App, merkst Du den Unterschied, Du Depp? Teufel lieben große Tiere,   Du bist es nicht, nicht so wie ihre.

What's?

Bilder ohne Gesicht im Leben ohne Gewicht, dennoch scheine ich zu sinken, erinnerungsschwer mich zu betrinken. Allein zu sein, allein zu bleiben, will meine Sorgen mir vertreiben wie Wolken die am Himmel stehen um auflösend sich im Kreis zu drehen.

44

Vor 44 Jahren war es Sommer. Wir tranken Brüderschaft mit den Mädchen unserer Klasse und wir küssten, hatten die Hemden ausgezogen und probierten, was die Zunge her gab. Die private Abschlussfeier unserer Realschulklasse war das. In der Wohnung unserer Klassenlehrerin, die mit Fräulein angesprochen wurde, weil nicht verheiratet. Die so gerne ihre Klassenfahrten in die Berge verlegte, um uns an ihrer Passion teilhaben zu lassen. Den Aufstieg zur Kneifelspitze werde ich wohl nie vergessen. Sie war erfolgreich damit und sie glaubte an mich. Es war eine Zeit, wo man glaubte, Bildung führe zum Erfolg. "Wissen ist Macht" - das ist lange her. Nur Sommer ist wieder, so als wäre nichts geschehen.

Quatsch

Fremde Familiengeschichten am Handy, die im Zug ohne Klimaanlage keiner braucht und eine Hitze, mit der man nichts anfangen kann. Das ist der Traumsommer 2015. Irgend jemand zieht irgendwo was an, ein Todesfall macht eine anstehende Hochzeit komisch. T- Shirtstoff ist cool. Genau, ja, ja, das finde ich auch.

Turm

Im Himmel Wolkentürme ragen, laue, heiße Sommerluft, Du sitzt da, was willst Du sagen? Ein neues Grab, die kühle Gruft scheint Dir an diesen Tagen manchmal wie des Himmels Duft. Der Eindruck, er ist bald verflogen und Melancholie, sie schwindet schnell. So wie die Wolken sich verzogen, leuchten Dir Gedanken wieder hell.  

Bill Bryson - A Short History Of Nearly Everything

As Bill Bryson mostly puts it: we do know nothing and what we know, we do not know exactly. Wenn man sein Buch "A Short History Of Nearly Everything" gelesen hat (zu deutsch: "Eine kurze Geschichte von fast allem"), dann weiß man zumindest das. Ob der homo sapiens als Gattung allerdings tatsächlich weiß, dass er nichts weiß, das sei dahin gestellt. Zum Inhalt des Buches: Bill Bryson beschreibt sehr anschaulich das, was wir einigermaßen sicher wissen. Die Entwicklung des Lebens und noch viel mehr unserer speziellen Gattung hing von sehr vielen glücklichen Umständen ab, die der Planet Erde geboten hat. Immer wieder gab es den Planeten als Ganzes bedrohende kosmische Ereignisse, die die Entstehung des Lebens auf unserem fragilen Planeten in Frage stellten, aber auch förderten. Unser Planet selbst bietet tödliche Bedrohungen für unser individuelles Leben zuhauf. In einem Land wie Island wird einem das klarer als in Deutschland. Was für den Einzelnen tödlich ist, mag für...

Alter Ego

Unsicherheiten, meine Wege begleiten, alles scheint möglich und vieles ist nichts. Werde ich es schaffen, mein Ego zu raffen. Bleibe ich wie früher, wer zeigt mir den Weg? Viele Gebote, doch nur eine Note ergibt keine Sinfonie meines Ich.

Geltung

Diese Woche machte mir erbarmungslos klar, wie eindeutig oben immer noch oben ist und dass ich gnadenlos auf der falschen Seite stand und stehe. Das wird sich auch nicht aendern, wenn ich Rentner bin. Es kann nur sein, dass ich erstmals eine Anpassung meines Einkommens erleben werde, die man als Inflationsausgleich verstehen kann. Bis dahin verliere ich jedes Jahr netto an Kaufkraft und darf mich skrupellos moralisierender Diktion unterwerfen.

Majesty

Her Royal Majesty, die Queen von England, gab uns heute die Ehre. Da sie über die Friedrich-Ebert-Anlage und die Mainzer Landstraße in ihrem Konvoi anreiste, um zur Paulskirche zu gelangen, konnte ich aufgrund der Straßensperre ruhigen Schrittes bei rot die Ampel überqueren, um mich zu meiner Mahlzeit beim Metzger meines Vertrauens zu begeben. Aus einer Bank schlurfte eine abgerissene Gestalt auf die Straße. Über den Köpfen derjenigen, die mit ihrem Handy Bilder gemacht hatten, schwebte der Polizeihubschrauber in gebührender Höhe. Bei meiner Rückkehr an die Kreuzung strömten mir die glücklichen Gesichter entgegen, die einen Blick erhascht hatten von Ihro Gnaden, während ich einen banalen Rindergulasch mit Nudeln verspeiste. Ansonsten hätte sie mir sicher huldvoll zugenickt. Selbst hart gesottene Banker sonnten sich in dem Glück, das ihnen die Nähe der Queen gegeben hatte. Ich aber suchte mir meine Zeit in einer Betriebsratssitzung angenehm zu vertreiben. Von mir aus könnte die Queen ru...

Ortsumgehung

Du gehst auf einer Umgehungsstraße, die noch nicht eröffnet ist. Den Weg wirst Du zu Fuß nie mehr machen. Das Bauwerk harrt größerer Aufgaben. Es läuft mal auf einem aufgeschütteten Damm, über Brücken und durch eingegrabene Täler um einen Ort herum. Wo Mohnblumen an den Böschungen wachsen, wird am Fahrbahnrand bald ausgekippter Müll liegen. Werden Sanitäter Unfallverletzte versorgen, wird es den ein oder anderen Blechschaden geben oder mal einen Stau. Die Fahrzeuglenker werden nie Zeit haben, sich das Bauwerk und die künstliche Natur drum herum anzusehen, so wie ich jetzt. Am Ende der Umgehungsstraße kommt von hinten ein Auto mit beträchtlichem Tempo an den irritierten Fußgängern und Radfahrern vorbei gefahren. Ein junger Mann steigt aus, meint sein Navi sei schlecht und räumt die Absperrung weg, um weiter zu fahren. Der Ort wird bereits umfahren.

Cool

Man sagt mir nach, ich habe Geduld. Dabei bin ich doch nur eingelullt. Von diesen und jenen Erzählungen rastlos vom Zeitenlauf gezwungen, den Eindruck zu vermeiden, Unruhe täte mich begleiten.

Fee

Da war ich nun wieder auf dem Hügel, wo die Hallgrimskirche steht. Unterhalb liegt wabernder Nebel, der Wind frischt immer wieder kühl auf, herrlich. Der Hitzehölle Schöneck entkommen, sollte ich nun allein in meinem Bett liegen. Da fiel es mir ein, dass ich am Freitag zurück sein müsste. Wie sollte ich auf die Schnelle einen Flug zurück bekommen? Die Frau im Hotel erzählte mir, ich müsse 361 ISK bezahlen, eine sei für die VAT. Das wäre dann aber viel zu wenig. Ist dies eine der üblichen Feen-Geschichten? Wenn eine Fee redet, dann steht man ja davor und hört zu, ohne zu verstehen. Beim Grübeln darüber, merke ich, dass ich nicht allein im Bett bin. Der Tag bringt wie immer eine Pseudo-Abkühlung, ohne einen Regentropfen, in Frankfurt.  

Lava

Noch immer ziehe ich meine Kreise um Island herum. Sehe die schneebedeckten, abgeflachten Berge, die Seen, die Lavaschichten in den Schluchten, die sanften Fjorde, das grüne Moos, die Schafe und Pferde, das rauschende Wasser, denke mir Wanderungen durch Reykjavik aus und bin dabei allein. Vielleicht gehe ich in die Hallgrimskirche, bewundere die große weiße Halle und setze mich einfach hin, um der deutschen Orgel zuzuhören. Die Messe ist noch lange nicht gelesen. Die Zeit noch nicht gekommen, auch wenn immer wieder Menschen sterben. Island habe ich auf der Liste. Es müsste mit dem Teufel zu gehen, die Tür knarrt. Ein Einbrecher? Nein, ein Schnarchen..

90 oder die Rauchbucht im Snaeland

Tempo 90 ist in Island erlaubt und daran hält man sich im Alltag, auch wenn die Straße vom Flughafen Keflavik nach Reykjavik mehr her geben würde. Bei uns hätten da sicher wieder so mancher und manche Freude am fahren oder Termindruck. Die Landschaft lädt zur Entspannung ein, 35 km lang nichts außer Lavafelder mit grünem Moos darauf, bis man die kleine Stadt Hafnarfjörður erreicht, die wiederum an zwei weitere Kleinstädte am Rande der Hauptstadt Reykjavik angrenzt. Obwohl der Tourismus nun mittlerweile der stärkste Erwerbszweig der Isländer ist und die Deutschen unter den Touristen stark vertreten, bedeutet dies leider nicht, dass sich ein Service-Verhalten, möglicherweise gepaart deutschen Sprachkenntnissen, erwarten ließe. Was einerseits angenehm ist, die stille und ruhige Art der Isländer, das kann im Streitfall ein unüberwindliches Bollwerk werden. Besser ist es, höflich zu bleiben und freundlich zu fragen. Dann gibt es auch fast immer eine eben solche Antwort. In einem bessern...

Herzlich

Die Liebe, die Liebe, sie raubt uns alle Triebe. Die Liebe, die Liebe, beansprucht das Herz so arg, sie bereitet fein den Sarg. Und kommst Du dann zum Himmelstor, das gibt es nicht, drum stell Dir vor, steht da ein Wächter und der spricht, was bist Du nur ein armer Wicht. Immer an das Nichts zu glauben, das musste jede Lust Dir rauben. Und endlich wie Du nun mal bist, verstrich die letzte Galgenfrist. So musstest Du von dannen weichen und Deine Knochen werden bleichen.

Iceland

Iceland, it's the name of a land named by a viking who saw ice swimming in a fjorduer. Mit Englisch kommt man hier gut durch. Der Isländer ist nicht unfreundlich, aber auch nicht der Schnellste. Das Abräumen des Geschirrs in unserem Hotel kann dauern. Sauberkeit in den Zimmern ist gegeben. Verschmutzungen an Wänden und auf Stühlen ist aber kein Grund für deren Entfernung. Ohnehin kämpft der Isländer mit ganz anderen Dingen. Vulkanausbrüche oder Erdbeben lassen Verabredungen, die weit in der Zukunft liegen, für nicht als geraten erscheinen. So ist eine gewisse Gelassenheit ein Kennzeichen der Isländer. Sie sind durchaus "open minded', aber was die Freundlichkeit gegenüber Touristen angeht, ist auch in Island das Geschäftsinteresse entscheidend.

Black Smoke

In Rauch aufgelöst haben sich jegliche Träume, aus der "Germany Zero Points"-Veranstaltung einen ESC zu machen, der ausser politischen Bewertungen noch andere Maßstäbe gelten lässt. Der Kommentator der BBC fand die Veranstaltung und das Voting entsprechend lustig. Das die gute Ann Sophie mit null Punkten verarscht wurde, ist offensichtlich, England wurde immerhin mit vier Punkten geadelt. Wien zeigte sich über angepasst, blasiert und englischsprachig in Verleugnung der eigenen Sprache und des männlichen Geschlechts. Null Punkte dafür sind verdient.

Real.0

Den "Murky Wallows" und der "Sea of Flames" entkommen, erreicht Dich die Erkenntnis, dass Gegner nicht einfach so zu besiegen sind. Aufgaben können nicht erledigt werden, weil Du blockiert wirst. Manch einer rempelt Dich an und findet es gut. Und leider gibt es auch nur ein Leben, dessen Energie sich nicht auffüllen lässt, auch wenn wir uns das manchmal wünschen. Also betrachten wir das richtige Leben, als das, was es ist. Eine Gegebenheit, deren Konditionen viel irrealer und komplexer sind, als die erstarrten Fantasien der selbst ernannten Kreativen. Am Ende des Lebens steht kein Gewinn. Es ist eine Idee, deren Schöpfung uns verborgen bleibt und kein Spiel.

Gleitsicht

Viele Leute tragen Gleitsichtbrillen. Alle, die sie haben, sind schon aus Prinzip damit zufrieden. Als nun auch die profunde Kennerin der Gleitsicht, Ulla Kock am Brink, Werbung für eben diese machte, hielt es mich nicht mehr. Trotz gegenteiliger Erfahrung versuchte ich es erneut und dieses Mal gleich mit einer Brille aus dem Reich der Mitte. Diese kann man bei einigen muffigen Optikern, die keinen besonderen Ehrgeiz bei der Provision haben und in anderen Gemischtwarenläden mit kleinen Brillenecken erwerben. Der Schliff und das Material kommen aus Shanghai. Vorurteilsfrei habe ich mich mit meiner Brille nach Erhalt auseinander gesetzt. Meine Brille hat keine Pads, die irgendwann grünlich anlaufen und sie sitzt trotzdem und obwohl sie mir nicht wirklich liebevoll angepasst wurde. Sie verschmiert wie allen anderen Brillen auch im Lauf der Zeit. Besonders ist, dass man bei der Gleitsichtbrille konzentriert gucken muss, was mir einigermaßen schwer fällt. Der Tunnelblick beim Autofahren wir...

Perry, mein Rhodan, sichu!

Neustart einer Perry Rhodan-Episode, zufällig bekomme ich das mit und kaufe mir in treuer Erinnerung ein Heft. Doch es ist nicht mehr wie früher, als die Schiffe der Terraner Kugeln waren. Jetzt sehen Raumschiffe aus wie Pantoffeln mit spitzen Nadeln dran. Sie sind Kilometer groß und tragen künstliche Seenlandschaften mit sich herum. Wellnessoasen im Weltenraum.  War man früher froh, den Hyperraum gemeistert zu haben, so geht die Reise nun in die Jenzeitigen Lande mitten durch die Synchronie, aus der man auch heraus fallen kann. Ja, da haben wir dann den Zeitenriss. Unvermeidlich fallen wir in das Zeitalter der Wortspiele zurück. Sichu Dorksteiger heißt einer dieser Experten an Bord. Irgendeiner muss ja klar kommen mit diesem Raumschiffwesen. Aber alles ist entsetzlich unklar. Überall wabern Visionen und wenn mal was klar ist, dann ist es garantiert nur ein Hologramm. Viele Fragen bleiben offen.  Alles was bleibt ist Perry, mein Rhodan und der Mausbiber Gucky, der Karotten fri...

Schwarzfahrt

Dank Herrn Weselsky habe ich nun diesen buschigen schwarzen Haarzopf an meiner Hand. Die dazu gehörige Dame tummelt sich einen gefühlten Meter unter mir, ohne sich irgendwo festzuhalten. Muss sie auch nicht, sie kann getrost ihr Handy bedienen, denn rings um uns herum stehen Menschen, die man auch gern als Berufspendler bezeichnet. Am liebsten würde ich an dem langen Haarbusch ziehen und laut rufen: "Bitte alles aussteigen." Eine entsprechende Glocke sollte dabei läuten. Macht aber keinen Sinn, der Zug befindet sich in voller Fahrt. Dankbar ist man für solche Begegnungen, denn wie ein Anhalter hat man sich in den außerplanmäßig haltenden Regionalexpress geschlichen, manche mussten draußen bleiben, konnten das kaum einsehen. Ich dieses Mal nicht, aber manchmal bleibe ich außen vor. Bei Gehaltserhöhungen zum Beispiel, da bin ich von den Erhöhungen, die die Deutsche Bahn der GDL angeboten hat, weit entfernt. Schon lange, aber ich bin ja auch ein Pendler und kein Lokführer. Die j...

Partikel

Die Welt der Atome besteht und Atome sterben nicht, sie verändern sich nur. Atome lassen sich teilen, Kernspaltung. Sie bestehen aus dem Kern mit Protonen und Neutronen und der Hülle mit den Elektronen. Doch sie sind nicht die kleinsten Teile. Auch sie bestehen aus Partikeln, die wiederum aus Partikeln bestehen. Soweit kann man das annehmen. Doch wohin führt es? In immer kleinere Dimensionen mit immer höheren Zahlen. Was erklärt es? Das wir eine Illusion sind und die Kraft nicht kennen, die alle bewegt. Bewegung ist unsere Zeit, die wir zu messen versuchen, obwohl es sie nicht gibt. Wir können an Gott glauben oder es lassen. Gewissheit ist nicht Sinn unseres Lebens.

Hotel Hoebe

Erst war ich in Amerika, dann plötzlich in Cadiz. Ich feierte in USA und alles war ein Quiz. Gibt's Flüge denn von hier nach da und wer ist diese Miss? Sie mochte Kinder wirklich gern, wir waren nicht mehr allzu fern. Die ganze Stadt hat ich umrundet, den Weg zum Hotel sehr gut erkundet. Und als wir uns so näher kamen, verlor sich dann der schöne Rahmen. Wie sie in meinen Armen schmolz, das machte mich im Traum sehr stolz.

Scheich verkehrt

In Sachsen lebte mal ein Scheich, wie hießen seine Untertanen gleich? Richtig, Lokführer wurden sie genannt. Der Scheich hat sie zum Streik verbannt. Statt Geld strebt er nach Ruhm und Ehre, auf das sein Volk sich sehr vermehre. Rangierer und auch Zugbegleiter, dafür wär' er gern der Leiter. Schließlich verhandelt es sich mit Macht besser als ohne, so entfacht er stets neu Verhandlungspleiten und zeigt der Bahn stets neue Saiten, die er aufzuziehen gedenkt, wenn sie nicht seine Wege lenkt. Doch merke, wer den Ast ab sägt, der sein Gewicht so klaglos trägt, Dem bleibt am End' ein schlauer Spruch: was genuch ist, ist genuch. Eiverbibbsch, so lasst ihn streiten bis ans Ende seiner Zeiten. Wenn das Streikgeld alle ist, dann verstreicht auch Scheichen's Frist.

So lange

Solange man nur am Leben bleibt, ist alles halb so schlimm. Ach wirklich? Die Lebenserwartung steigt, so wird es vermeldet, rein statistisch. Solange der Mensch glaubt, er habe großen Einfluss auf sich und die Welt, wird er recht viele Fehler machen, ohne dass diese im Einzelnen nachgewiesen werden können. Am schlimmsten sind derzeit diese Fernsehsendungen, in denen Schauspielerinnen als Ernährungsgurus auftreten. Das ist leider noch nicht mal lustig.

100 Jahre

In Hundert Jahren ist alles vorbei, so heißt es. Dies kann manchmal tröstlich sein, macht einem aber die eigene Vergänglichkeit immer wieder klar. Der erste Weltkrieg war lange kein Thema mehr und ist es dieser Tage um so mehr. Zahlreiche Tagebücher und Blogs sind im Internet zu lesen. Ich selbst kannte einen Menschen, der im ersten Weltkrieg Soldat war. Man mag meinen, die geschichtlichen Ereignisse hätten keinen Einfluss auf unser Leben mehr. Und vielfach haben wir unser Gedächtnis an google abgegeben. Doch der Blick auf meine Familiengeschichte lehrt mich, dass es anders ist. Man mag geerbte Erinnerungen vergessen, sie bleiben aber dennoch ein Teil der in der Gegenwart lebenden Menschen. Politisch hat die Legende vom unbesiegten deutschen Heer und dem Dolchstoß aus der Heimat zum Erscheinen und zur Machtergreifung der Nationalsozialisten geführt und damit zum zweiten Weltkrieg, der unsere heutige Gestalt der Nationalstaaten zur Folge hatte. 70 Jahre ohne Krieg, stimmt das? Nein es g...

Mäh sin mäh

Ab und zu kommt Kassel auch in den Medien mal vor. Wenn, dann leider nicht immer besonders vorteilhaft. Das beruhigt mich auch ein bisschen, denn es zeigt mir, dass sich seit meiner Zeit dort kaum etwas geändert hat. Eine Shopping-Queen wurde nun in Kassel gekürt, was immerhin angenehmer ist, als sich die Frage zu stellen, wer den schmierigen Herrn Szieleit aus dem Leben befördert hat. Kurzum, die vier Kandidatinnen verkörperten Prototypen Ihres Gattung. Der Kassel-Faktor verstärkte dies dann eindrucksvoll. Da hätten wir die klassische Provinzblondine, der das hier verkürzt genannte Motto "Frühlingsrock" einfach am hübschen Allerwertesten vorbei saust. Schwarz geht immer, sagt sie und nimmt den schwarzen engen Leder-Rock. Auch nach der schlechtesten Bewertung findet sie sich noch gut. Dann wäre da noch die Frau mit der lila Brille und den fisseligen, rot gefärbten, Haaren. Eine Pädagogin, die in ihrer eigenen, selbst geschaffenen, Welt lebt. Sie schreckt vor keiner Farbe zurü...

Puppet on a String

Auf der Suche nach einer Theorie, die Alles erklärt, stolpert man zwangsläufig über die Stringtheorie, die hier sehr anschaulich dargestellt wird:   http://superstringtheory.com/basics/basic4.html  . Die Vorstellung ist, dass nicht messbar kleine Fäden, die unter Spannung stehen, diese abgeben an andere Fäden, die Materie werden (make up matters) bzw. die Materienbildung anregen. Es besteht also eine Art Symmetrie, auch Supersymmetrie genannt. Nur dieses Modell ermöglicht die Einbeziehung von Materie, wobei die Fermionen genannten Partner der Energiefäden nicht nachweisbar sind. Bill Bryson ist in "A Short History of Nearly Everything" (kurze Geschichte von fast allem) schon weiter. Er bezeichnet den Menschen als einen Haufen von atomaren Teilchen. Das der Mensch und die ihn umgebende materielle Welt überhaupt in dieser Zusammensetzung entstehen konnte, ist der Bildung schwerer Elemente zu verdanken. Diese enstehen bei Sternexplosionen, die eine unvorstellbare Energie frei se...

Der grüne Henker

Habe Unterlagen aus Papier und Pappe in der Hand und will schnell zu meiner Arbeitsstelle in die Firma gehen. Der Eingang ist schmal, aber statt des Empfangs komme ich ganz woanders hin. Sachen stehen herum, irgendwo ist jemand. Ein Durcheinander, dass ich in meinen Gedanken zu ordnen versuche. Ich bin offensichtlich nicht richtig. Große Gebäude, große Straßen, eine davon kannte ich mal. Aber ich war nicht in der richtigen. Vor mir über großen Säulen eines gewaltigen, dunklen Altbaus lese ich "Der grüne Henker". Ein Lokal, ein Hotel? Da wollte ich nicht hin. Unterschwellig habe ich Angst, etwas von meinen Papieren zu verlieren. Habe immer noch alles in der Hand. Kenne die Straße nicht. Plötzlich befällt mich die Erkenntnis eines endgültigen Verlustes. Ich wache aus der Betäubung auf mit der Erkenntnis des Schmerzes. Ich habe einen Menschen verloren, der mir viel bedeutete. Ich bin in Berlin, warum rufe ich nicht einfach an? Man könnte sich treffen. Es ist nur ein Traum.

Halbmündig

Halbmündig, so hörte ich es dieser Tage, sei der Sprech der Frauen. Das ist in der Tat ein treffender Ausdruck, den ich gern in meinen Wortschatz integrieren werde. Mit "halbmündig" ist allerdings nicht die beschränkte Verfügungsberechtigung bzw. eine verringerte Mündigkeit gemeint, sondern die Halbherzigkeit, die hinter vielen Äußerungen steckt. Das ist ja Allgemeingut, dass Frauen i.d.R. nicht das meinen, was sie sagen. Und wenn doch, dann ist es Pech für sie, wenn Mann es ihnen nicht glaubt.

Total

Die Suche nach den Motiven des Todespiloten der germanwings-Maschine geht weiter und man wird auch hier sicher noch einige Geschmacklosigkeiten (Facebook) erleben. Wenn das alles richtig ist, dann verfügte Andreas Lubitz, den Namen kann man ja nun nennen, neben seinem Facebook-Account auch über ein google+-Profil. Das wiederum führt zu seinem Youtube-Kanal. Offensichtlich hat ihn das Flugunglück in Moskau, bei dem Christophe de Margerie (Chef eine sehr großen französischen Ölkonzerns) im Oktober 2014 ums Leben kam, stark interessiert. Er lud Videos zum Thema auf Youtube hoch und bewertete andere Videos positiv. Einige der positiv bewerteten Videos waren auch in Kanälen enthalten, die Abstürze von Flugzeugen zeigten. Vermutlich haben ihn nicht nur das Fliegen, sondern auch Flugunglücke fasziniert.  Ansonsten gibt google+ nicht viel her, sieht man mal von der positiven Bewertung eines Cafés in Marseille (sechs Monate her) ab. Möglicherweise hat er sich in seinem Zielgebiet ganz gut a...

Der Absturz

Ein Flugzeug mit deutschen Passagieren ist abgestürzt, so weit, so schlimm. Was sich in den Medien aber derzeit abspielt, das kann man auch als Absturz bezeichnen. Ein Absturz in die scheinheilige Betroffenheit mit der immer wiederholten Frage nach dem "Warum?". Eine Frage, die sich naturgemäß am Tag des Unglücks gar nicht beantworten lässt. Warum also diese unaufhörlichen Sondersendungen ohne Inhalt mit immer neuen Experten, die irgend etwas vermuten. Vielleicht wäre angesichts eines solchen Ereignisses auch weniger mal mehr. Nur die Angehörigen der Opfer können doch überhaupt ermessen, was ihnen der Verlust bedeutet. Und man kann nur hoffen, dass sie sich nicht allzu schnell sich der Versuchung hingeben, der lauernden Presse Auskünfte zu erteilen. Eines der Statements, die kursieren, ist ja, dass nichts auf einen terroristischen Hintergrund hin deutet. Ich meine, das wäre momentan die einzig plausible Erklärung. So etwas muss jemand gewollt haben. So und da habe ich mich nu...

Der Hort der verlorenen Seelen

Wenn soviel Liebe wie in ein Handy in jedes Menschen gesteckt würde, dann müssten wir uns nicht dauernd hinter unseren Devices verstecken. Dieses unaufhörliche Tasten und Halten, Suchen und Wischen führt nicht zu nichts außer zu Kontakt mit kaltem Material, verwischten Eindrücken und unklaren Suchen.

Block u what? Vom Geist der Zeit

Spätestens seit gestern dürfte sich die Blockupy-Bewegung als eine Bewegung geoutet haben, die Gewalt bei den Aktionen, zu denen sie aufruft, in Kauf nimmt. Denn "Die Leute haben die Schnauze voll." Welche Leute sind das denn, die sie so voll haben? In wessen Namen wird da geredet? Sind es die paar bürgerlichen Abenteurer, die ein Symbol für ihre Wut brauchen? Da kommt der Glasturm der EZB gerade recht. Zertrümmert werden dann Schaufensterscheiben, angezündet auch private PKWs. Der Werteverlust unserer westlichen Welt macht vor nichts halt. Früher diskutierte man sich die Köpfe über Formulierungen wund, heute wird im besten Fall noch geschlagen oder geworfen. Es gibt um Symbole und nicht um Inhalte, das kann man auch in den islamischen Ländern beobachten. Und es geht um Gewalt, ein Zeichen der Ohnmacht. Was Blockupy eigentlich will, wird nirgends deutlich. Man will die macht der Banken brechen, doch wie lebt man ohne sie? Immerhin: die werten Demonstranten fahren mit Sonderzü...

Andratx

Nun sind wir wieder ganz in der Nähe des Ortes, wo wir unseren ersten Mallorca-Urlaub verbrachten. Damals Paguera, nun Peguera genannt, wo wir im Hotel Cormoran erst Mal die erste Nacht im Personalzimmer schlafen mussten. Andratx, damals Andraitx genannt, ist da mit seinem Puerto der wesentlich angenehmere Ort. Auch wenn es in diesem Tal zwischen dem Hafen und dem Ort in den Bergen ständig was zu verbrennen gibt und das Klappern der Baumaschinen von morgens bis abends über die Bucht schallt. 5 km ist der Weg lang, der als Panoramaweg ausgeschildert ist, vom Hafen bis zum Ort. Eigentlich ist es allerdings eine kleine Strasse, die die Anlieger zu ihren Anwesen bringt: Gärten und Wiesen mit blühenden Mandelbäumen, Zitronen- und Apfelsinenbäumen. Ziegen und Hühner laufen da manchmal herum. Spanische Hunde bewachen einzelne Häuser und werden nicht immer ihrem Ruf gerecht, friedlich zu sein. Ein kleiner Rastplatz fast an der Strasse nach Andratx ist die einzige Stelle, an der Bänke zur Rast ...

Biographische Notizen zu meinem Bruder - oder Michael ist größer als ich

Mein Bruder heißt Frank und wurde am 24.1.1962 geboren. Zu der Zeit lebten wir in der Kasseler Hansastraße in der Nähe des Bebelplatzes. An der Ecke des Bebelplatzes befand sich noch ein Trümmer - Grundstück, das vom Zweiten Weltkrieg übrig geblieben war. Frank kam als Hausgeburt zur Welt. Meine Mutter hatte bereits vor Ihrer Schwangerschaft mit dem regelmäßig en Trinken einer Dreiviertel-Liter-Flasche Wein angefangen. Zuckerwürfel wurden heraus gelegt, damit der Klapperstorch ein Kind bringen sollte. Mir war das gar nicht so recht, fühlte ich mich doch als Mutters Liebling ganz wohl. Immerhin durfte ich ihr die Haare kämmen. Als das Baby dann da war, reagierte ich entsprechend verhalten. Unsere Tage in der Hansastraße waren damit auch gezählt. Obwohl ich erst sechs Jahre alt war, musste ich morgens vor der Schule schon Fleischsalat, Brötchen und die Bild-Zeitung holen. Einmal passte ich dabei nicht auf und hatte einen Scheinwerfer eines Autos in meiner Kniekehle, ohne das mir viel pas...

Blogging

Need my blogging oh so much, ups, was soll der ganze Quatsch? Schrieb ich dereinst ein Tagebuch, ist es hier der Internet-Versuch mit sehr vielen unbekannten Onkels und auch manchen Tanten. Besser wär's, sich anzuglotzen, statt geistig ständig Müll zu kotzen. Doch wem gilt nun die Kritik? Erst mal mir selbst im Augenblick. Wo Fettfinger Worte ins Display hämmern, da fließt die Zeit hin, zum Verdämmern.

Flimmern

Wie ein Vampir schleiche ich durch Gassen, gekreuzt von eiligen Gestalten, auf der Suche nach Blut, das ich nicht mehr finde. Gepeinigt im Sonnenschein der Erinnerung, wie durch fliegende Äste geblendet, strebe ich der Höhle der Dunkelheit zu.

Rufe

Es gibt kaum Heuchlerisches als Nachrufe und Äußerungen von Überlebenden zum Tode von Menschen. Sicher liegt es daran, dass wir uns gern an das Gute (auch bei einem Menschen) erinnern und das Schlechte verdrängen. Das ist geradezu eine überlebenswichtige Eigenschaft. Manchmal hat der oder die Nachrufende auch einfach keine Ahnung und möchte nur was zum Thema äußern (Jenny Elvers über Ben Wettervogel). Aber auch, wenn man noch ein bisschen Gedächtnis hat, ist manch als Nachruf Geschriebenes pure Lobhudelei. Die Äußerung von Richard von Weizsäcker, der 8. Mai 1945 sei als Tag der Befreiung anzusehen und nicht als Tag der Niederlage, war damals sehr umstritten. Sie widerspricht auch dem Lebensgefühl der Kriegsgeneration. Das mag vergessen sein, ist aber trotzdem eine Tatsache.     Der Tod beendet das Leben, ändert aber nicht dessen Geschichte.

Gewalt

Wie weit so ein Papst in Rom von der Realität des Lebens entfernt ist, zeigt sich mal wieder in seiner Zustimmung zu Schlägen als Erziehungsmittel für Kinder. Dabei waren Schläge noch nie ein gutes Mittel. Schläge ja, aber in Würde. Typisch christlich, möchte man meinen. Andere Religionen haben da weniger Probleme. Die Äußerung kommt zu einer Zeit, da die elterliche Gewalt über Kinder auf dem Rückzug ist. Gut, das gilt nicht für alle Bevölkerungsgruppen. Aber mittlerweile ist es für manche Eltern schwierig, ihre Kinder auf dem Weg der Überzeugung zu ihrem Besten zu verhelfen. Kinder treffen schon früh ihre eigenen Entscheidungen (manchmal schon als Dreijährige im Bäckerladen) und es kann richtig schwierig werden, wenn sich ein krankes Kind nicht behandeln lassen will. Da sind selbst die Jugendämter ratlos. Die vom Papst in Erwägung gezogenen Schläge als Erziehungsmittel helfen da auch nicht. Da bleibt es nur, allerseits auf bessere Einsichten zu hoffen.  

Schönes Deutschland

Wenn Kalender 50% billiger zu haben sind, deutet das darauf hin, dass schon einige Tage im neuen Jahr ins Land gegangen sind. Da ich mir meine Kalender selbst kaufe und nicht warte, bis ich irgendwelche hässlichen geschenkt bekomme, wählte ich nun einen aus, der den Titel trägt "Schönes Deutschland". Das ist doch mal etwas, worauf man sich ruhig besinnen sollte: ein schönes Motto in diesen Tagen. Bin ich jetzt Deutschland?

Keine Antwort

ist auch eine Antwort, so sagt man. Die Vielzahl der Nicht-Antworten auf Emails lässt allerdings die Vermutung auf kommen, dass sie gar nicht erst gelesen werden, quasi untergehen. Wer heute nicht in einem der angeblich sozialen Netzwerke ist, hat zudem Probleme, auf dem Laufenden zu sein. Und selbst wenn er einem angehört, liegt die Crux eventuell da drin, dass der kontaktierte User in einem anderen Netzwerk angemeldet ist und lieber damit arbeitet. Das alles kann man nicht wissen und auch nicht, ob die Mail im Nirvana der Datenflut verschwunden ist oder wirklich absichtlich ignoriert wurde. Das war alles mal einfacher, als die Telefone nur Schnüre hatten und eine Wählscheibe..

Je suis what?

Merkwürdig undifferenziert geht es in der Presse derzeit zu. Es ist einfach, etwas zu sein, wenn man es nicht ist. Und: ist es wirklich eine gute Idee, die religiösen Gefühle Gläubiger mit Karikaturen zu verletzen? Ist Religion nicht Privatsache und so lange zu tolerieren, wie sie nicht selbst intolerant auftritt? Keine Religion rechtfertigt ja per se den Tod unschuldiger. Leider missverstehen einige Fanatiker das, was man als "Bemühung" oder "Einsatz" bezeichnen könnte, falsch. Typisch für die in den deutschen Medien ausgetragene Diskussion ist es auch wieder, dass Ereignisse aus anderen Ländern auf uns übertragen werden. Natürlich kann auch hier ein Anschlag auf Zivilisten passieren, doch die Angst davor zu schüren, spielt anderen in die Karten, die von der gleichen Presse schon stigmatisiert werden. Diese unbestimmte Angst muss man sicher mehr haben, wenn man in ein Auto steigt und am Straßenverkehr teil nimmt. Und sie gehört im übrigen zum Leben.

Vorbei

Vorbei ist die Zeit, wo man sich verschmierte Displays nicht vorstellen konnte. In der man nicht annahm, dass man mit einem Telefon fotografieren wollen möchte und wo man sich an einem Computer anmeldete, um Emails lesen zu können. Heute fliegen Hände, tippen Finger auf imaginären Tastaturen alles ein, was scheinbar berichtet werden muss und irren Blicke in der Pixelwelt umher. Die alte Welt kann nicht gespeichert werden, sie kennt keine Devices. Sie hatte Gesetze und eine Moral, wie altmodisch.

Was man sich erzählt

Was zählt, wirklich? Die schwarze Null ist es. Ja, Werbesprüche können entlarvend sein. So auch der Slogan einer deutschen Steuerberatungsgesellschaft. Die gleichen Firmen, die es in Ihren Niederlassungen dulden, dass deutsches Arbeitsrecht zum Fremdwort wird und beispielsweise nicht genehmigte Überstunden an Wochenenden und abends stillschweigend toleriert und vorausgesetzt werden, leisten sich eine Strategie, die von der Kundschaft mit finanziert werden darf. Strategien von Coachingfirmen, die von der eigenen Geschäftsführung selten gelebt werden. So wird aus dem kleinen Angestellten nach Prüfung in einem Assessment-Center ein Abteilungsleiter. Für eine in Relation stehende kleine Gehaltserhöhung natürlich, Posten statt Geld lautet die Devise. Das diese Pseudo-Abteilungsleiter in ständige Konflikte mit ihren Niederlassungsleitern geraten, ist quasi Programm. Die Zentrale der Gesellschaft will schließlich auch diese kontrollieren. Und selbstverständlich durchlaufen die Niederlassu...