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Sperrmüll

Heute morgen sah ich dabei zu, wie meine Modelleisenbahnplatte in einem Müllwagen verschwand, nachdem sie vorher handlich gepresst wurde. Was bleibt, ist Sperrmüll. Gestern fiel mir beim Durchsehen alter Zeichnungen aus meiner Schulzeit eine Postkarte aus dem Jahr 1965 in die Hände. Ich schrieb damals meinen Eltern, dass Robert Lembke uns besucht hat. Wir, das waren die Falken in einem Zeltlager in Bad Lauterberg im Harz. Großen Eindruck hat er wohl nicht auf mich gemacht, denn meine Erinnerung an ihn gibt nichts her. Sie sagt mir nur, da waren Zelte im Matsch, es hatte dauernd geregnet und mir war es zu viel. Ich schreibe denn auch höflich an meine Eltern, dass ich freuen würde, wenn sie kommen würden. Mein grundgütiger Vater hat das natürlich gleich verstanden und mich nicht nur besucht, sondern mich auch gleich mit nach hause genommen. So ist das nun Mal, der Mensch vergisst, wenn er lebt. Er muss seine Erinnerungen auf heben, wenn er sich erinnern will oder er verzichtet auf Überfl...

14.9. - Nachwort

Morgens letztmaliges Frühstück im Hotel, etwas Wehmut ist dabei. Meinen Fußweg zum Krankenhaus werde ich nicht noch einmal gehen. Bin etwas früher dran wegen der Abholung um 11 Uhr. Die Sonne scheint im schönsten Widerstreit mit meinen Gefühlen. Am Krankenhaus gibt es ein Problem, eine ältere Dame versucht mir resolut den Zutritt zu verwehren, es sei noch keine Besuchszeit. Ich gebe aber nicht nach und erkläre ihr das mit dem Flughafen. Auf der Station heißt es: Abholung zum Flughafen ist erst um 16 Uhr. Auch das glaube ich nicht. Ich kontaktiere den ADAC, der zunächst dabei bleibt, doch auch die Reiseleiterin Sirli hat als Abholzeit 16 Uhr angegeben. Die Angst geht um bei mir und meiner Frau, werden wir heute wieder unseren Heimflug verpassen? Schließlich meldet sich der ADAC und bittet um Entschuldigung, unsere Abflugzeit sei mit der eines anderen Notfalls verwechselt worden. 15 Uhr wäre richtig. Wieder rätseln, warum die Zeitangaben unterschiedlich sind. Heute Mittag wollen wir was ...

13.9.

So ganz konnte ich es nicht lassen, wollte am vorigen Abend denn doch noch die Gegend erkunden, ein bisschen an die guten Zeiten unseres Urlaubs vor dem Unfall anknüpfen. Wir hatten noch am letzten Abend ganz gut im Rotermann-Quartier gegessen. Da zog es mich hin, doch leider war die hervorragende Pizzeria an diesem Tag nicht geöffnet. Unverrichteter Dinge kehrte ich (auch ein bisschen erleichtert) in die Hotelbar zurück. Abends rief mich dann noch ein Cousin an, um mir zu gratulieren. Als er jedoch merkte, dass ich mich im Ausland aufhalte, fand das Gespräch ein schnelles Ende. So verhält es sich also mit meiner Verwandtschaft, dachte ich. Für den nächsten Morgen erwartete ich meinen letzten kompletten Tag im Krankenhaus. Ich bilanzierte: "Drei Tage gemeinsamen Krankenhauslebens liegen für meine Frau und mich hinter mir. Ich habe von Tallinn nicht mehr gesehen als den Weg vom Hotel zum Krankenhaus und mittags noch den Weg zu einem Einkaufscenter. Morgen nun sollen wir um 11 Uhr a...

12.9.

Die Sonne geht unabhängig von meinem Geburtstag auf und unter und scheint dabei den ganzen Tag. Das Kind in mir ruft "Mama" (eine Mama, die es so nie gegeben hat und nie geben wird). Der Erwachsene sagt "Geh weiter!". So gehe ich auch an diesem Morgen zum Ida-Tallinna-Krankenhaus mit einigen Sachen, die ich mit bringen soll. Meine Frau ist an diesem Tag unleidlich. Mehr Handreichungen als üblich sind zu machen, meist ist sie nicht zufrieden Ich bin für die Kommunikation mit dem Schwesternzimmer zuständig, dies vorwiegend in englisch. Eine jüngere Schwester, die einmal in Deutschland gewesen ist und ganz gut Deutsch spricht, nimmt sich meiner Frau an. Sie muss und soll laufen mit Hilfe des Gehwagens. Wir bewältigen erst die Strecke des Flurs im Seitentrakt und gelangen später bis zum Schwesternzimmer vor. Toilettengänge sind mit Unterstützung möglich. Die Schwester hat einen Übungsplan erstellt, den meine Frau abarbeiten soll. Das sind kleine Abwechslungen im Kranken...

11.9.

Für immer wohl ein Tag zur Erinnerung an 9/11, für mich persönlich bedeutete es das Wiedersehen mit meiner Frau, nachdem ich zum ersten Mal überwiegend an der Liivalaia-Straße entlang zum Krankenhaus zu Fuß gegangen war. Sie hatte ihr Handy in Deutschland gelassen, Telefon auf dem Zimmer gab es aber nicht. So hatte ich erst beim Betreten der Intensivstation der orthopädischen Abteilung die Gewissheit, dass sie die Operation überstanden hatte. Während sich in mir innerlich so etwas wie Optimismus breit machte, weil wohl alles gut verlaufen war, war sie in Ihren Alltagssorgen gefangen. Sie musste nun schon ab und zu aufstehen und soll auch bald schon im Gehwagen erste Schritte wagen. Schon am Vormittag wird sie in ein Einzelzimmer verlegt. Erst sind wir erleichtert. Leider liegt das Zimmer aber zur Nordseite und zum Innenhof hin und außerdem ganz am Ende des Gangs. Hier wird sie keiner sehen, der sie nicht sehen will. Fernsehen hat sie auf Ihrem Zimmer auch nicht. Ich bleibe also immer m...

10.9. - Mein estnischer Traum

In Tallinn hielten wir uns unfreiwillig vom 9.9.-14.9.2013 auf. Die Erinnerung verändert doch manche Eindrücke und macht vieles ungenau, manches allerdings weiß man erst später besser einzuschätzen. Dort schrieb ich: " Der estnische Traum " Auf dem Hinflug nach Tallinn, eine Woche ist das her, sitzt wieder mal einer von den Menschen, die meinen, dass sie größer werden, wenn sie ihre Arme seitlich weiter ausbreiten. Nun, beim Rückflug werde ich nicht das Vergnügen seiner Gesellschaft haben. Unsere Gruppenreise zum Tallinn Express Hotel ist schon zu Ende. nur nicht für uns. Dabei war die Zeit sehr schön, kein Tröpfchen Regen. Ein Trip in die Altstadt von Tallinn am ersten Tag. Führung durch eine Reiseleiterin von "Estonian Travel". Am nächsten Tag steht ein Ausflug in die östlich von Tallinn gelegenen Landesteile an. Die Fahrt Richtung Narva führt uns zu einem Urwald, von dem aus wir eine Hochmoorwanderung machen. auf einem mehr oder weniger schmalen Steg geht es dar...