93-jährig starb am 25.7.2020 meine Schwiegermutter und mit ihr ein Stück altes Ostpreußen. Obwohl nicht ganz unerwartet, aber dann doch nach einer kurzen Besserung, trat für die Hinterbliebenen plötzlich der Tod ein. Nun sind alle Elternteile von meiner Frau und mir nicht mehr lebend.
Es gibt für mich zwei Leben: eines vor dem Tod der Eltern und eines danach.
Denn mit dem Versterben der Eltern endet auch das Kind-Sein. Welche Ziele sollen wir dann noch erreichen, denn wir werden eine der nächste Generationen sein, die abtreten müssen.
Der Tod beendet das, was wir als unsere Erkenntnis von unserer Individualität besitzen. Er löscht das Erlebte unwiderruflich. Zum Glück hat die Verstorbene ein Buch hinterlassen, in dem sie über ihr Leben berichtet. Das können nicht alle von sich sagen und nicht alle Menschen haben Nachkommen, die sich für das Geschriebene interessieren. Bei uns ist das anders, insofern kann man von einem Glücksfall reden. Zum 90. Geburtstag der Verstorbenen hatte ich ein Gedicht verfasst, dass ich aber nicht vortrug. Ich hatte bei den Feierlichkeiten nicht das Gefühl, dass andere Menschen und Gedanken für meine Schwiegermutter im Augenblick interessanter waren als ein kleines Gedicht. So ist das mit den besonderen Tagen, sie gehen vorbei und hinterher weiß keiner mehr, was sich eigentlich abgespielt hat. Bei der Trauerfeier war es nun leichter, das Gedicht zu Gehör zu bringen. Leider hat es meine Schwiegermutter nicht mehr gehört. Es ist eine sehr kurze Beschreibung ihres Lebens, ohne all zu viel über sie öffentlich zu machen.
Oma Leni ist die allerbeste,
deshalb feiern wir heute feste.
Vor 90 Jahren hat sie in Neidenburg das Licht der Welt erblickt,
der Weg nach Westen war schwer, doch ist er geglückt.
Sie sagte einmal, in Ostpreußen, da wäre ich versauert.
Den Verlust der alten Heimat hat sie dennoch bedauert.
Das neue Leben führte sie schließlich nach Ostwestfalen-Lippe.
Hier trafen sich viele aus ihrer Sippe.
Sie schaute nicht allzu gern zurück,
fand lieber mit Friedrich ein Lebensglück.
Die Familie wuchs im eigenen Haus,
drei Kinder erzogen, zwei zogen aus.
Und sind auch manche Menschen verstorben, die sie einst kannte,
Leni freut sich über zwei Enkel als nahe Verwandte.
Es gibt für mich zwei Leben: eines vor dem Tod der Eltern und eines danach.
Denn mit dem Versterben der Eltern endet auch das Kind-Sein. Welche Ziele sollen wir dann noch erreichen, denn wir werden eine der nächste Generationen sein, die abtreten müssen.
Der Tod beendet das, was wir als unsere Erkenntnis von unserer Individualität besitzen. Er löscht das Erlebte unwiderruflich. Zum Glück hat die Verstorbene ein Buch hinterlassen, in dem sie über ihr Leben berichtet. Das können nicht alle von sich sagen und nicht alle Menschen haben Nachkommen, die sich für das Geschriebene interessieren. Bei uns ist das anders, insofern kann man von einem Glücksfall reden. Zum 90. Geburtstag der Verstorbenen hatte ich ein Gedicht verfasst, dass ich aber nicht vortrug. Ich hatte bei den Feierlichkeiten nicht das Gefühl, dass andere Menschen und Gedanken für meine Schwiegermutter im Augenblick interessanter waren als ein kleines Gedicht. So ist das mit den besonderen Tagen, sie gehen vorbei und hinterher weiß keiner mehr, was sich eigentlich abgespielt hat. Bei der Trauerfeier war es nun leichter, das Gedicht zu Gehör zu bringen. Leider hat es meine Schwiegermutter nicht mehr gehört. Es ist eine sehr kurze Beschreibung ihres Lebens, ohne all zu viel über sie öffentlich zu machen.
Oma Leni ist die allerbeste,
deshalb feiern wir heute feste.
Vor 90 Jahren hat sie in Neidenburg das Licht der Welt erblickt,
der Weg nach Westen war schwer, doch ist er geglückt.
Sie sagte einmal, in Ostpreußen, da wäre ich versauert.
Den Verlust der alten Heimat hat sie dennoch bedauert.
Das neue Leben führte sie schließlich nach Ostwestfalen-Lippe.
Hier trafen sich viele aus ihrer Sippe.
Sie schaute nicht allzu gern zurück,
fand lieber mit Friedrich ein Lebensglück.
Die Familie wuchs im eigenen Haus,
drei Kinder erzogen, zwei zogen aus.
Und sind auch manche Menschen verstorben, die sie einst kannte,
Leni freut sich über zwei Enkel als nahe Verwandte.
"Meine Zeit!" sagte meine Schwiegermutter immer, wenn sie sich ein bisschen aufregte. So hat jeder seine Zeit, aber eben nur die eine.
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