Die letzten Gedanken meines Vaters kreisten um die Frage, wie er das Geld auf seinem Girokonto vor dem Zugriff der amtlichen Betreuerin meines Bruders bewahren könnte. Er beauftragte mich, zur Bank zu gehen und das Konto zu leeren. Er konnte kaum noch sprechen, aber ich verstand das auch so. Ein letztes Mal hatte er mir seine bleiche Hand gereicht. Einen Tag später würde ich ihn nur noch leblos sehen. Selbst im Tod schien er noch empört darüber, dass es nun ein Ende hatte und ich bildete mir kraft meines Willens ein, er wolle mir noch einmal die Hand geben. Das mit dem Geld hat natürlich nicht gehen können und so kommt vieles anders als gedacht.
Auch die Abschiede, die während des Lebens notwendig werden und nicht mit dem Fall in die ewige Singularität enden, sind nicht immer gleich voraussehbar.
Nach und nach habe ich Abschied von meinen Eltern genommen, von meiner Heimatstadt, von der Idee, Freunde zu haben, von Kindern, die ich nie hatte und einem Sternenkind, von meinem Wohnort, vom Grab meiner Eltern und nun von körperlichen und mentalen Fähigkeiten, die ich früher für mich reklamieren konnte. Vom Beruf will ich gar nicht schreiben, da war ich ohnehin nur wie ein Söldner auf Zeit beschäftigt. Jedem Abschied wohnt ein neuer Anfang inne, so heißt es. Das stimmt leider nicht immer. Die Vergangenheit ist wie eine abgeschlossene Kiste ohne passenden Schlüssel.
Abschied nehmen ist nicht schwer, das zu begreifen aber sehr.
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