Direkt zum Hauptbereich

1980 - XIX

Mann nehme

Weiße Beine im Wickelrock, Spargel im Salat,
Ein praktischer Arzt, der Klappstuhl,
Frische Brötchen auf dem Tisch,
Rollende Augen in der Küche,
Schnaps, Zigarette, die Interpunktion
Eines Gespräches ohne Pause,
Wiedergeburt auf der Straße,
Zieh' Dein Hemd aus, geharzter Weißwein;
Dazu etwas schlechte Rockmusik einstreuen,
Aber nur eine Prise.
Ein Schuß Versöhnung nach einem nackten
Gespräch mit einer Zehe verfolgt,
Der gute Rat: nicht einlegen !
Weiter wickeln und mit schwarzem Garn
Nähen, aber nicht zu fest.
Die Entwicklung des Rocks, eine
Ohne Vorbereitung undenkbare Prozedur.
Zumal wegen der vielen Köche, die
Schon immer den Brei verderben.
Die Anbindung mit Mehl bringt
Sie zum schwitzen, daher nur
Kurz knusprig anbraten.
Im eigenen Saft schmoren lassen,
Gegebenenfalls mit etwas Brühe aufgießen.
Schnell noch etwas Blondtönung dazu,
Zur Dekoration Lippenstift,
Bunte Kleidung und ein kleines
Ausgeflipptes Notizbuch,
Wo dieses Rezept Platz findet.

Haare im Mund, ein gebratenes Hähnchen dazu:
Der Appetit kommt erst beim Essen !

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

2002 - X

A rock feels no pain and an island never cries.. Auf der Insel Wahrheit gestrandet, möglicherweise völlig versandet? Einfacher jede Klippe zu umrunden, die Wirklichkeit darstellt und wählt, sich über den Riffen zu bekunden: der eigene Weg nur zählt! Auf dem Meer der Lügen, da lässt es sich gut segeln. Denn im Meer der Lügen, da gibt es keine Regeln.

Platz

Ein großer Flachbau im Industriegebiet, das nennt sich hier "Lieblingsplatz" für Hunde. Nix mit familiären Anschluss oder persönlicher Betreuung wie noch zu Schönecker Zeiten. Auch für Hunde ist das Leben in Lippe härter als gewohnt. 

Wolfgang Herrndorf – Sand

Man könnte meinen, hier habe jemand möglichst viele Klischees zusammen gestellt und sie durcheinander gewürfelt. Aus den vielfältigen und genau beobachteten Eindrücken ist dann die Aufgabe erwachsen, einen roten Faden zu finden, der das ganze zu einem Roman macht. Dieser rote Faden ist der Irrwitz des Lebens, der konsequent durchhält. Der Irrwitz, den wir alle kennen, den die meisten jedoch verdrängen, denn das menschliche Gehirn neigt dazu, Zusammenhänge zu erkennen, wo es keine gibt. Falscher Ort, falsche Zeit, diese Umstände kosten den meisten Menschen das Leben. Und so geht es schlussendlich auch dem Protagonisten, der den Namen Carl trägt, weil er seinen eigenen Namen nicht mehr kennt. Man hat ihm den Schädel eingeschlagen und er darf trotzdem weiter leben, ohne zu wissen warum und mit der Verzweiflung sich selbst finden zu müssen. Denn sie sind hinter ihm her, er hat etwas, was sie brauchen. Ist es eine Mine? Eigentlich auch egal. Da taucht Helen auf, die Frau, die sein Schicksal...