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MyLife 1971 - 1974

 Mittlere Reife und Wirtschaftsabitur / Wehrdienst 

Bis zur Abschlussfeier unserer Realschulklasse war ich bereits mit meinem ersten handschriftlichen Teil, der sich mit dem Erlebten von in 1955 bis hierhin beschäftigte, gekommen. 

Diese fand in der Wohnung unserer Klassenlehrerin, Frl. Schäfer, in der Kölnischen Straße statt. Sie war eine blonde, hochgewachsene, Frau, die viel von meiner Intelligenz hielt. Ich solle doch mein Wissen preis geben. Nur ich wusste allerdings, dass ich gar nicht soviel wusste. Mündlich war ich sowieso nicht stark und beschränkte mich auf das Notwendige. Ich war also schüchtern und zurückhaltend und auch meine Eltern trauten mir die Knutscherei mit Mädchen nicht zu, die am Abend des 10. Juli stattgefunden hatte. Ich jedenfalls war selig, obwohl mir ein Kamerad ein Bein in den weg gestellt hatte, als ich in ein anderes Zimmer von Fräulein Schäfers Wohnung eindringen wollte. Aber das mit dem Bein im Weg sollte mir in meinem Leben noch öfter passieren. Der Täter jedenfalls gehörte nicht zu den Jungen, die ohne Hemd küssenderweise von den Mädchen geduldet wurden. Dafür beobachtete mich der dicke Kerl in den nächsten Jahren immer, wenn ich von der elterlichen Wohnung zur Bushaltestelle ging. Er hing dann immer am Fenster einer Wohnung in der Meißnerstrasse in Helleböhn. 

Da meine Eltern mich abholten, verließ ich die Wohnung von Fräulein Schäfer allein und sollte das Fräulein (so nannte man früher Frauen, die unverheiratet waren) jedenfalls nicht wieder sehen. Die Klasse 10c, zu der ich gehörte, hatte geschlossen die Empfehlung für das Gymnasium bekommen. Die meisten entschieden sich für das humanistische Friedrichsgymnasium in Kassel. Ich dagegen wollte, auch nach Anraten meines Mentors Rudolf Ullrich, das Wirtschaftsgymnasium beglücken.

Doch zuvor kamen die langen Sommerferien und die Gewissheit, dass ich meine einmalig geküsste Jugendliebe Cony nicht wiedersehen würde. Liebeskummer kann qualvoll sein, vor allem wenn man dazu noch einen autoritären Vater hat, der die Familie in Angst und Schrecken versetzte, wenn er nach hause kam. Vater war nicht begeistert von meinen Plänen, auf ein Gymnasiums zu gehen, Mutter dagegen protzte mit meiner angeblichen Intelligenz bei ihrer in Mainz lebenden Familie herum.

Was ich nicht wusste, dass war, dass alle meine Mitschüler von der Realschule beim Friedrichsgymnasium  bereits als geieignet gemeldet waren und daher nicht in eine Aufnahmeprüfung mussten. Ich dagegen sollte mich erst Einer solchen Prüfung stellen, da keine Empfehlung für mich bei der Friedrich-List-Schule vorlag. Ich saß also in dieser Prüfung, hatte bereits ein schlechtes Gefühl, als plötzlich die Tür aufging und der Direktor der Schule, Herr Reichelt, mich aus dem Raum holte. Warum ich denn nicht gesagt hätte, dass meine Realschule mir attestiert hatte, dass ich für das Gymansium qualifiziert sei. Man habe dies von meiner Schule erfahren. Warum sie mit meiner Schule, der Anette-von-Troste Hülshoff-Schule, Kontakt aufgenommen hatten, war mit schleierhaft. Wenn ich heute so drüber nachdenke, war es vermutlich dem Umstand zu verdanken, dass meine Mitschülerin Cony ebenfalls das Wirtschaftsgymnasium besuchte, was ich bald erfahren sollte. Konnte ich mir was darauf einbilden? 

Meine Eltern räumten für die Dauer meiner Gymnasialzeit ihr Schlafzimmer und schliefen im Wohnzimmer. Jeden Abend klappten sie dort die Wohnzimmercouch aus. Trotz allem vorgegebenen Stolz schickte mich meine Mutter zum Einkaufen. In erster Linie waren dies Alkohol und Zigaretten, so wie früher aber in steigender Menge. Aber zunächst mal war ich froh, mich zurück ziehen zu können, denn mein jüngerer Bruder klebte wie eine Klette an mir, konnte aber manchmal auch recht aggressiv werden.

In „meinem Zimmer“stand nun eine Musiktruhe, Radio, Plattenspieler und Fernsehen in einem und Stereo. es entstanden hier viele meiner Bleistiftzeichnungen und auch Tagebucheinträge. Später hatte ich dann noch einen aufklappbaren Plattenspieler. Da hörte ich meine Musik. Ein Bekannter meiner Eltern meinte, das sei keine Musik. 



Aus England hatte ich eine Doppel-LP der Beatles mitgebracht. Die hörte ich sehr gern und versetzte mich dabei gern in die Rolle eines Sängers, George Harrison war mein Favorit. Naturgemäß hatte mich die Auflösung der Beatles getroffen. Mittlerweile ich war aber auch bei Deep Purple gelandet (Fireball). Soul und Blues waren ebenfalls auf meinem Programm. Die englischen Texte der Songs brachten meine ohnehin vorhandene Affinität zur englischen Sprache voran. So war dies neben Geschichte das einzige Hauptfach, in dem ich mit einer Zwei benotet wurde. Das es keine Eins wurde, das lag an meinem verhaltenen mündlichen Fähigkeiten. Während andere Mitschüler einfach drauf los plapperten, meldete ich mich nur, wenn ich ganz sicher war, das Richtige zu sagen, Leider waren sich dann meistens auch andere sicher. Sicher war ich mir auch in Bezug auf  Conny nicht. Sie wurde von vielen umschwärmt, was mich misstrauisch machte. Es war natürlich kein Wunder, dass alle sie ansahen. Ihre frauliche Figur kam in Hotpants und Overknee-Stiefeln sehr gut zum Tragen. Dazu blonde und später grau gefärbte Haare, geht für einen pubertierenden Jungen mehr? Wir flirteten fast drei Jahre lang mit den Augen und so mancher Blick hat mich getötet. Es brachte mich jedoch nicht dazu, sie anzusprechen. Auch als sie mal bei einer Wanderung hinter mir zum Ausdruck brachte, dass sie einen Jungen aus ärmeren Verhältnissen nehmen würde, gab mir das nicht mehr Selbstbewusstsein. Sie hat das aus ihrer Sicht mit Recht später kritisiert, ja gebrandmarkt. Klar war nur eins, die meisten Mitschüler kamen aus besseren Verhältnissen als ich. Sie als Tochter eines Bauunternehmers interessierte sich und schrieb einmal über Bertolt Brecht, Die heilige Johanna der Schlachthöfe. Das imponierte mir sehr. 

Nach sechs Stunden Schule kam ich meistens völlig kaputt und hungrig zuhause an. Manchmal ging ich jedoch mit zwei Schulkameraden in die Stadt zum Poolbilliardspielen. Sie wurden mir zu Freunden fast bis zum Ende meiner Kasseler Zeit. Beide kamen aus einfacheren Verhältnissen. Bernd O. hatte jedoch den Vorteil, Einzelkind zu sein. Gerhard T. ebenfalls. Wir hatten einige ältere Schüler in unserer Klasse, die über den zweiten Bildungsweg (Hessenkolleg) die Mittlere Reife gemacht hatten. Sie waren rhetorisch meist vorn, kamen aber als Freunde kaum in Frage.

Unsere Lehrer waren ein Stück Zeitgeschichte. Der Direx Reichelt gab ab und zu noch Unterricht in kaufmännischen Rechnen, Er empfahl uns nebenbei, wenn wir mal einen guten Rotwein trinken wollten, den Château-Neuf-du-Pape, was uns damals noch nicht sehr interessierte. Zu den älteren Lehren zählte auch Dr. Arnold. Er unterrichtete Volkswirtschaftslehre und war Buchautor. Wenn er mal keine Lust hatte, ließ er uns einfach in seinem Buch lesen, während er vorn am Pult vor sich hin dämmerte. Das waren Stunden der leichteren Art. In Deutsch hatte ich ein besonderes Kaliber: Herr Maraun. Der wird mir auf immer in Erinnerung bleiben mit der bedeutsamen Frage: „Sind Sie eigentlich so blöd oder tun Sie nur so?“ Tja, schwere Frage. Aber damit waren die Weichen gestellt. Ich tänzelte am Abgrund, denn ich war stets in Gefahr, eine Fünf zu kassieren und ich auch in Mathe schlecht stand, waren Versetzung und Abi immer gefährdet. Die gute Mann spielte im übrigen Orgel nach eigenem Bekunden in einer ebenfalls eigenen Kapelle. Aber er wurde übertroffen von unserem Mathelehrer Hugo Habicht, so nannten wir ihn wegen seinem Haarkranz. Den richtigen Namen habe ich vergessen. Im letzten Schuljahr vergaß ich nie, das Klassenzimmer zu verlassen, wenn Mathe auf dem Plan stand, was in den letzten Zeugnissen mit einer Fünf belohnt wurde. Der Lehrer hatte kein pädagogisches Talent und auch nicht den Willen, schlechteren Schülern etwas beizubringen, einfach langweilig diese Dialoge mit seinen Lieblingsshülern. Besser lief es für mich in BWL. Hier hatte ein Herr Schmidt mit Kinnbart das Sagen und er ließ uns an seinen sozialdemokratisch geprägten Ansichten über die Wirtschaft teilhaben. Obwohl auch BWL sehr mathematisch sein kann, kam ich gut mit und es reichte für eine Drei im Abiturzeugnis. Ein anderes Hauptfach lag mir noch besser: Englisch. Obwohl ich von Grammatik wenig begriff, machte ich gefühlsmäßig vieles richtig. Vor allem meine Aussprache war gut, das merkte auch Frau Wächter, bei der wir auch Geschichte hatten. Meine Auslandsaufenthalte in England, zuletzt 1972, waren also doch nützlich. Finanziert hatte sie Rudolf Ullrich, für uns in der Familie „der Ullrich“. Er war von Beruf Ingenieur, Selfmademan mit Kontakt nach USA. Seine Nichte Jackie (lebte mit ihrer Familie in Detroit) wollte er mir gern vorstellen, zu sehen bekommen habe ich sie nie. Dafür hatte ich neben Englisch in der Ferienschule in Poole/England die kurzen Röcke der Frau meiner Gastgeberfamilie gesehen. Aber das ist eine andere Geschichte. Geschichte wurde ebenfalls von Frau Wächter unterrichtet und immerhin kamen wir bis zum Ersten Weltkrieg und ich zu einer weiteren Zwei im Abi. Aus Quellen der Bundeszentrale für politische Bildung konnten wir im Unterricht heraus arbeiten, dass Kaiser Wilhelm II. ganz offensichtlich den Krieg wollte und das deutsche Reich somit nicht einfach so herein geschlittert ist. Die Auswertung der einzelnen Quellen fand ich sehr aufschlussreich, dieErkenntnis war für die Siebziger Jahre nicht so selbstverständlich. Meine Hausarbeit für das Abitur schrieb ich über „Die Emanzipation der Afroamerikanier durch ein sozialistisches System“. Das sollte mir später nicht nützen. Es entsprach durchaus dem Geist der Zeit, sich für Mindeheiten einzusetzen und die Geschehnisse in den USA beschäftigten mich sehr. Ich las Eldridge Cleaver, Soul on Ice etc. 

Da baute ich nun mit der Durchschnittsnote 3,4 mein Wirtschaftsabitur. Das brachte mir die allgemeine Hochschulreife ein und eine ungewisse Zukunft. Krasser als mein schulisches Dasein konnte ein Unterschied zum Leben zuhause nicht sein. Mein Vater schwärmte bereits vom Barras für mich und der Kampf um meine langen Haare sollte bald entschieden werden. Als Soldat müsste ich mir die Haare schneiden lassen. Bereits im Mai 1974 endete mein Schülerdasein und auch das mir großzügig überlassene  Elternschlafzimmer ging wieder in die eigentliche Bestimmung über. Trotz aller Schwierigkeiten, die ich zuhause hatte, wollte ich auch als Rekrut in Kassel bleiben und stellte einen Heimschläferantrag, der auch genehmigt wurde. Gemustert war ich bereits und leider auch für tauglich befunden. Warum einem dabei in den Hintern geguckt wurde, ist mir bis heute schleierhaft. Die Bundeswehr glaubte, aus Abiturienten Offiziere machen zu können. Wenn sie mein sportliches Unvermögen gesehen hätten, wäre ihnen dieses Unterfangen komisch vorgekommen. Im Sportabitur brauchte ich für 3000m über 25 Minuten und mir war am Ende schwarz vor Augen.

Die Zeiten waren also ungewiß für Mischung die Zeit sollte noch einmal stehen bleiben, als sich unsere Abiturklasse noch einmal traf. Ich wußte, dass dies unwiderruflich das letzte Mal war, dass ich Conny sehen würde. Wir saßen in großer Runde, fast wie im Klassenzimmer in einem separaten Raum eines Lokals an der Querallee. Der Abend war schon fortgeschritten, Alkohol genug getrunken, als irgendwann ein Satz von ihr fiel, der mich traf. „Das Schwein ist ja so unauffällig.“ Wenn es ironisch oder enttäuscht gemeint war, ich konnte damals nichts damit anfangen. Sehr schnell verließ ich den Ort meiner Blamage und flüchtete nach hause, wo mich mein Vater später mit offenen Augen schlafend im Bett liegend fand. Bei Licht..Mein Liebesgebäude war eingestürzt, sie hatte mich lächerlich gemacht. Ich war nicht mehr der große Held, der Liebende im Hintergrund, der aus was?  wartete. Ich war ein harmloser Trottel. Das änderte in der Folgezeit nichts an einer vagen Hoffnung des Wiedersehens, die sich erst mit den Jahren legte. 

Mein Vater indes schuf wieder einmal Tatsachen: „Du bleibst in der Kaserne.“ Damit war die Heimschäferei vom Tisch. Nur am Wochenende durfte ich kommen. So zog ich denn am 1.7.1974 in die Lüttich-Kaserne Kassel, in der nur ein paar Jahre zuvor noch belgische Soldaten stationiert waren. Eine dreimonatige Grundausbildung bei den Funkern stand an. 

Diese Ausbildung sollte sich schon bald als für mich ungeeignet erweisen. Hatte ich mich gerade damit abgefunden, meine Individualität in der Kleiderkammer abgegeben zu haben und die Haare kontrolliert kurz tragen zu müssen, fehlte mir beim ein oder anderen körperlichen Drill die Kraft. Ich konnte nicht eine Holzwand hoch steigen und auf der anderen Seite herunter springen, geschweige denn mich irgendwo hoch ziehen. Ein Ausbilder formulierte das mal so: „Dreyer, irgendein Klops ist immer dabei.“. Neben den verschiedensten Leibesübungen, gern auch im Gelände der naheliegenden Dönche, wurden wir an fast allen Waffen, inklusive der Panzerfaust ausgebildet. Die Standardwaffe war jedoch das Schnellfeuergewehr G3, dass auch auf Einzelschuss eingestellt werden konnte. Das spielte bald eine tragende Rolle. Als wir auf dem Truppenübungsplatz in Schwarzenborn ein Nachtschießen mit dem Infrarotzielgerät durchführten, machte mich der Aufseher am Schießstand derart nervös, dass ich einen Handgriff vergaß und das Gewehr nicht gesichert, aber mit scharfer Munition geladen war. Die Folge war, dass sich ein Schuss in die Dunkelheit löste. Schreckensbleich kam der Unteroffizier aus dem Dunkel gerannt, der war gerade mit dem Auswerten der Schießergebnisse an der Scheibe beschäftigt gewesen. Ich wurde nun zur Sau gemacht, nicht etwa die Aufsicht. Zur Strafe durfte ich nun Wache schieben, damit war ich noch gut bedient. Aber meine Karriere als Funker war nach der Grundausbildung vorbei. Ich wurde zum Jägerbatallion 42 in die Wittichkaserne versetzt und tauschte das Schiffchen gegen ein grünes Barett ein. Mein Vater hätte mich zu gern in der Ausgehuniform gesehen, die ich  gezwungenermaßen bei der Formalausbildung tragen musste. Über den Sinn mancher militärischen Gebräuche bin ich mir im Grunde bis heute nicht im Klaren. Zwar fand ich den Radetzkymarsch toll, wenn er in alten Filmen gespielt wurde und vor allem die Idee und vollem Wichs mit der ganzen marschierenden Truppe manches Mädchenherz zu begeistern, aber in der Realität erschien mir das alles sehr nervend. Vater selbst war nie beim Militär. Als Jahrgang 1929 hatte er das Glück, nicht mehr in Hitlers letztes Aufgebot berufen zu werden. Seine beiden Halbbrüder jedoch, dienten beide. Der Lieblingsbruder Wolfgang, dessen Name ich trage, liegt am Gardasee auf dem Soldatenfriedhof in Costermano begraben. Er fiel nach einer Verletzung, die er bei der Schlacht um Monte Cassino erlitten hatte, einem alliierten Bombenangriff in einem Krankenhaus in Rom zum Opfer. Während der überlebende Bruder seine Kriegserlebnisse durchaus melancholisch vearbeitete, in dem er ein Gedicht dazu schrieb, war die Begeisterung meines Vaters für das Militär ungebrochen. So war sein Ansinnen, dass ich mich verpflichten sollte, nur logisch. Doch da fiel mir eine patente Lösung ein. Ich behauptete einfach, ich hätte wegen einer Verpflichtung als Zeitsoldat nachgefragt, man hätte dies aber abgelehnt Vater glaubte das, sein Vertrauen in mich war sowieso nicht besonders. 

Meine soldatische Wirklichkeit stand im krassen Gegensatz zu seinen Vorstellungen. „Tapfer und Treu“ war das Motto des Jägerbatallions 42, dem Verein, dem ich bis zum Ende meiner Dienstzeit angehören sollte. Die Jäger waren laut Theorie eine Eliteeinheit, die hinter den feindlichen Linien operieren sollte. In der Praxis waren es die „Spatenpaulis“, die so genannt wurden, weil sie ständig im Gelände unterwegs waren. Entsprechend körperlich gebaut waren die meisten Kameraden, nur leider war der Verstand weniger ausgeprägt vorhanden. „Kung-Fu Fighting“ war ein Hit des Jahres und das war das, was viele auch wollten. In der Gesellschaft dieser Keuler ging meine Seele vollends baden. Mich als langen Lulatsch hatte nan schnell zum MG-Schützen auserkoren. Mit dem MG3 auf der Schulter ging es oft durch die Wälder rings um Kassel. Zu mehrtägigen Übungen wurde oft herausgefahren. Die in der Kaserne gebliebene Besatzung hatte dann oft mit scharfer Munition Wache zu stehen. Beides begeisterte mich nicht besonders. 

Ich war froh, in meiner knappen Freizeit, noch den Kontakt zu meinen beiden Kumpels Bernd und Gerhard T. zu haben. Wir wollten Bluesmusik machen und Bernd war so etwas wie der Leader der Truppe.

Inoffiziell hatten wir den Namen „Blues Unlimited“ und spielten in einem Raum über einer Autowerkstatt in der Weserstraße. Musiker wie John Mayall oder Alexis Korner war unsere Heroes. Und damit war meine Lebensrealität anno 1974 weit weg von irgendwelchen Kasernen.







 




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