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Lippe ist schön.

"Lippe ist schön." So sagte es uns, kurz bevor wir hierher zogen, ein irakischer Kellner in einem Gasthaus nahe Donop, den wir zunächst für einen Italiener hielten. 
Seit 1981 bereise ich nun schon den Kreis Lippe mit dem Schwerpunkt Lemgo.
Aber quasi als Tourist zu kommen und wieder zu gehen, wenn auch mit verwandtschaftlichen Verbindungen, das ist etwas anderes, als hier zu leben.
Erst bei dauerhafter Anwesenheit vor Ort stellt man einige Besonderheiten fest. Diese betreffen naturgemäß Lemgo, weil ich nun hier wohne. 
Eine Bielefelder Ärztin meinte, die Lemgoer würden sich als Städter sehen,
da war sie wohl anderer Meinung. 
Die alte Hansestadt Lemgo setzt auf Innovation. Sie will ein Zentrum für Innovatiion sein und hat mit der Technischen Hochschule auch eine gute Basis dafür. Innovation Campus nennt sich das nun und es wird ausgebaut. 
"Think Big" scheint überhaupt die Devise der Politik hier zu sein. Die Bega hat einem neuen Arm erhalten, um künftig Überschwemmungen zu vermeiden. Soweit, so gut. Das geschah schon letztes Jahr. Man baute auch.eine Brücke, um den an sich schönen Fussweg vom Regenstorplatz zum Lüttfeld weiterhin zu ermöglichen. Die Arbeiten wurden dann aber eingestellt. Der Weg ist nicht benutzbar und erst im Sommer diesen Jahres soll nach Plänen einer Berliner Firma die endgültige Gestaltung des Geländes vorgenommen werden. Die Planung liest.sich wie der Inhalt eines Kinderschokoladeneis. Für jeden was dabei, vor allem die Jugend hat
man im  Blick. Wie das dann hinterher aussieht, das sah man schon woanders.
Einfacher wäre es gewesen, alles nur zu begrünen. Aber gut, wenn Geld da ist.
Zum Aufräumen nach einer sogenannten "Hüttengaudi", die Ende Januar im Park von Schloß Brake stattfand, hatte wohl keiner Lust. Die Spuren des eingesetzten  schweren Geräts für die Aufbauten sind heute noch zu sehen und das stört offensichtlich niemanden.
Toleranz auch gegenüber den zahlreichen Radfahrern auf den Bürgersteigen der Stadt. Lemgo ist zwar die fahrradfreundlichste Stadt in NRW, aber auch enden Fahrradwege manchmal im Nichts, werden Einfallstraßen von den Autofahrern gern schnell benutzt. Die Stadtverwaltung sieht auf Anfrage keinen Handlungsbedarf, weder hinsichtlich der Kontrolle des fliessenden oder ruhenden Verkehrs, noch bezüglich möglicher Tempobegrenzungen, Einschränkungen des Schwerlastverkehrs oder Verlängerungen der Ampelphasen an den Fussgängerüberwegen.
Alle Probleme, über die ich mir als Seniorenbeirat einer kleinen hessischen Gemeinde Gedanken machen durfte, scheinen hier keine Rolle zu spielen. Verlässliche aktuelle Daten über Feinstaubbelastung oder Lärmpegel und Verkehrsdichte an den Hauptverkehrsstraßen liegen nicht vor.
Dagegen ist der private Dienstleistungssektor gut aufgestellt. 
Leider ist mir mein Lieblingsfrisör
abhanden gekommen. Er selbst kein Einheimischer hatte eine Freundin aus Lippe. Ohne sie, meinte er, wäre es schwer geworden und da meinte er die Kontakte. 
In der Tat bleiben die Lemgoer gern unter sich und das gilt auch für digitale Kontakte. Bis heute habe ich keine Folliwer aus Lippe, wohl aber meine alten hessischen Kontakte, das gilt für Facebook und Instagram.
Im Verein sieht es anders aus, das oberflächliche Gespräch gelingt hier leichter als im südlichen Hessen. Allgemein herrscht überall eine freundliche Atmosphäre, was sehr angenehm ist. 
In Zeiten von Corona relativiert sich vieles. Frau Merkel meint ja, wir sollen soziale Kontakte vermeiden. Das ist für mich keine große Sache.
Das Land zwischen Weserbergland und Teutoburger Wald ist schön, wenn man es nicht nur allein zu zweit durchwandert. 
Eine Lemgoer Ärztin, die von unserem Ortswechsel wusste meinte, das sei hier doch eine andere Welt. In diese dringe ich nun langsam ein.




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