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Es werden Posts vom September, 2012 angezeigt.

iPaddelei

Ein Jahr Erfahrung liegt nun hinter mir als Benutzer des iPad2. Ein Jahr, in dem ich das mir immer schwerer scheinende Teil treu und brav in meiner Tasche herum trage. Das Auspacken unterwegs ist mir eigentlich schon zuviel Aufwand. Vorwand für die Anschaffung des iPads war ein Zeitungsabo. Doch ich muss bis heute feststellen, dass mich das unerschöpfliche Angebot an Apps bis heute davon abhält, meine Zeitung wirklich zu lesen. Die "App des Tages" beginnt mich mehr zu interessieren als die redaktionellen Inhalte der Zeitung. Als Zeitungstext nehme ich das Gelesene ohnehin nicht war. Und meine Zeit und Energie droht im gleichen Verhältnis abzunehmen wie die Lebensdauer des Akku im iPad. Passives Genießen und leider auch der Überfluss an abschaltbaren Push-Mitteilungen scheinen zum Credo der App-Welt zu gehören. Doch was ist nun eigentlich das iPad: als Telefon zu unhandlich, als Laptop zu eingeschränkt ist es eher ein mobiles Surfgerät mit Emailempfang und eine Spielekonsole. ...

Gold X

Aber die Burg da vorn, sie ist nicht echt, so wenig wie die schon als Ruinen gebauten Ritterburgen der Landgrafen und Könige vergangener Jahrhunderte. Etwas Ritterlichkeit in den Alltag zu retten, das habe ich mir vorgestellt. Streit nach gewissen Regeln, Kampf unter Gleichen und nicht unter Ungleichen. Sich nach einer Auseinandersetzung noch in die Augen sehen und die Hand reichen können. Das war auch der Grundsatz meines Vaters. Dem ich nicht immer folgen konnte, so aufgeregt war ich über seine Maßregelungen.  Seine Hand, die reichte er mir immer und sie war so kalt an jenem Abend. Das Vertrauen in andere Menschen war bei ihm nicht vorhanden und da herrschte zwischen uns stillschweigende Einigkeit. Da ist es schon leichter, dem Funktionieren von Dingen zu vertrauen. Züge fahren auf dem Gleis, sie fahren nicht einfach woanders hin. Gleise sind wie Pläne. Pläne, von denen er so viele hatte.  Wolfgang träumt oft und nimmt nicht am Unterricht teil. So hieß es in der Schule. Er s...

Gold IX

Wenn Einem die Dinge nicht wichtig sind, wozu lebt man dann? Da Menschen sich stets nach den gleichen Mustern verhalten und auch in ihrer Fähigkeit, anderen ihre Zuneigung zu zeigen, nicht sehr beständig sind, bleibt die Leidenschaft schnell auf der Strecke. Die Leidenschaft zum Beispiel, sich für Dinge zu interessieren, Umstände zu verändern, Herr seines Lebens zu sein. Zu hause bei meinen Eltern hatte ich viel Zeit, zu studieren, wie sich das Interesse an Menschen verliert. Resignation und Flucht, das Bewusstsein änderte sich. Der andere ist schuld, nie man selbst. Das Warten auf den Schluck oder das Ausweichen. Ich bin geflohen.  Ich komme dieser Ritterburg einfach nicht näher. Stelle mir vor, wie die Ritter ihrem König die Treue schwören. Wie sie ihn begleiten, um für ihn zu kämpfen. Mit gezogenen Schwertern aus dem Wald reiten, um zu einer letzten Schlacht für das Gute anzutreten, ohne an das eigene Leben zu denken. Das hatten wir doch schon einmal? Und ich wäre Einer von ihne...

Gold VIII

Ich will diese Burg erreichen und sehen, wo die "Straße" endet. Noch immer bin ich im Anstieg, komme mir vor wie der Protagonist aus "Soweit die Füße tragen". Die Büsche, die ich sehe, sind nicht organischen Ursprungs. Die Burg hat einen kleinen Laden, vielleicht gibt es dort Lebensmittel "en miniature". Der Brunnen vor dem Bahnhof enthielt ja kein Wasser, ich habe langsam Durst. Die Züge fahren nun wieder auf ihren zwei Runden. Sie durchqueren den Hügel auf dem die Burg steht, verschwinden im Tunnel und tauchen wieder auf. Eine Dampflok ohne Dampf. Über dem Tunnelausgang gibt es kein Geländer.  Meine Mutter lachte nur, sie nahm gar nicht wahr, wie sehr mich diese Eisenbahn bewegte. Wie ich vor Anspannung zappelte, ja die Begeisterung in Krampf über ging. Der Mensch ist wichtig, mahnte mich mein Vater einmal. Ich konnte mich stets in der Sache verlieren.  Meinen Eltern war nichts so wichtig. Weder Obstbäume mit Garten noch ein Haus mit Veranda. Sie wohnten...

Gold VII

Wie in freier Wildbahn, kann es sich auch nur der starke Mensch leisten, auffällig zu sein und ich war, leider, wider Willen, auffällig. Und meist mit negativen Konsequenzen. Wenigstens stören mich die Plastikmenschen nicht, sie sehen und denken nichts. Das ist wirklich sehr freundlich. Sie geben mir allerdings auch keine Tipps und erinnern mich nicht, wenn ich etwas liegen lasse. Also kann ich mir die Frage nach dem Weg sparen. Das bin ich gewohnt. Also weiter gehen an Gummibüschen vorbei auf diesen Hügel, auf dem in einiger Entfernung das Abbild eines verspielten Ritterburgnachbaus thront. Zwei Knie stoßen mich fast aus dem Traum. Ich bin einfach zu groß. Vater selbst schildert uns einen Überfall von drei Männern in der Karlsaue an seinem Lieblingsplatz. Umringt hätten sie ihn und er habe einen Schlag auf den Kopf bekommen. Sie hätten ihm Geld aus dem Portemonnaie genommen, zum Glück seien es nur 15 € gewesen und er sei weg gelaufen. Weder zum Arzt noch zur Polizei. Er wusste nicht m...

Gold VI

Plastikmenschen vergehen nicht, sie werden nicht älter, obwohl sie dem Untergang geweiht sind. Und sie vergessen nichts, so wie ich. Der ich vergaß, wie die Welt ist. Ein unsichtbarer Gegner mit vielen Gesichtern.  Gehe essen mit Kolleginnen, denen bei meinem Anblick ihr Vater einfällt, wo ich doch früher einmal mit schwingendem Röckchen gefragt wurde, ob ich nervös sei, was ich natürlich lügend verneinte. Diese Welt bietet immer Einen, der den Fuß dazwischen hält, wenn ich eine Ebene verlassen möchte. Das Alter dagegen, es ist mir milde gesonnen. Es wird mich umbringen, schenkt mir aber neben dem milden Hauch des Vergessens ab und zu auch eine andere Persönlichkeit. Verändert mich, ohne dass ich mich verändern muss. Ritter wäre ich gern geworden, da schließt man das Visier zum Kampf. Da gibt es klare Regeln, einen Kodex. So jedenfalls wird es überliefert. Regeln gibt es überall, mein Vater wusste das, alle wissen das. Nur ich nicht, da hat er manches mal abgewunken, aber auch gesa...

Gold V

Bevor ich nun diesen Hügel hinauf steige, um letztlich eine Plastikburg ohne Zugang zu sehen, sollte ich vielleicht den Gedankenzug besteigen. Und weiter geht die Reise. Tagtäglich steige ich in richtige Züge, nur um zu merken, dass da auch keine richtigen Menschen drin sitzen. Diese Erkenntnis scheint vererbt zu sein. Mein Vater bemerkte, als ich ihn tödlich erkrankt im Krankenhaus besuchte, da kommt endlich ein Mensch. Vielleicht haben wir eine eigene Definition davon, was ein Mensch ist.  Womöglich bin ich keiner. Ich zweifle. Menschen rennen ziel- und planlos herum und tun im Zug so, als gäbe es mich nicht.  Ist das überhaupt ein richtiger Bahnhof, in dem ich mich bewege? Kommt hier jemand wirklich an, fährt hier jemand wirklich weg? Es scheint sich um sinnlose Bewegungen zu handeln, der Zeit zuliebe ausgeführt, damit sie vergeht.    Warum sagt niemand den Menschen, dass alles, was getan werden kann, auch getan werden muss. 

Vorsicht Kontakt!

Die Kontakter sind wieder los, die Netzwerkkontakter auf der Jagd nach dem soundsovielten Kontakt. Sie freuen sich, so sagen sie, auf interessante Kontakte. Wollen ein Netzwerk aufbauen und Synergien finden. Möglicherweise wollen sie beraten und Projekte managen. Und sie sind alle sehr effizient an Optimierung von was auch immer interessiert. Wirklich neue Ideen verrät keiner. Die asozialen Netzwerke, sie sind so gut wie eine bemalte Holzplatte mit Plastikmenschen darauf. 

Gold - IV

Eben war ich noch Teil einer Landschaft, nun sehe ich selbstgefällig über die kleinen, selbst gestalteten Hügel meiner eigenen Landschaft. Kaum ist das Knattern meiner Ski verklungen, da finde ich mich in Gedanken in meinem eigenen Zug wieder. Keine Sitze gibt es in den Waggons und keine Türen, die man mühevoll aufstoßen könnte. Alles, was nach Fenster aussieht, ist milchiger Kunststoff. An der Decke thront eine überdimensionale Lampe, die ständig an und aus geht. Der Wagen schlägt über den Schienenübergängen. Eine Dampflok zieht den Zug, aber sie dampft nicht, schnurrt nur vor sich hin, die Beschleunigungswerte sind gewaltig. Ich muss heraus aus diesem Kindheitstraum, aber der Zug, er hält nicht an. Türen sind vorgesehen, aber nicht vorhanden. Irgendwann hält der Zug, aber nicht am Bahnhof. Das Licht verlöscht, ich falle nach unten auf das Gleis und krieche seitlich unter dem Zug hindurch ins Freie. Doch auf was für einen Boden bin ich gelandet? Teppich, nehme ich erstaunt zur Kenntni...

Gold - III

Parsenn Erstmals ist es mir gelungen, etwas Sinnlichkeit in dieses Schlafzimmer unserer Ferienwohnung zu bringen. Eine kleine Sensorlampe lässt die ansonsten sehr rustikale Ausstattung dieser Wohnung vergessen. Nachts leuchtet allerdings über uns ein Sternenhimmel, in dessen Mitte die Worte „I Love You“ erscheinen. Einziemliches Phänomen und doch eines, das mir besonders am ersten Abend ein Gefühl der Geborgenheit gab. Im Skistall duftet es nach geräuchertem Fleisch, sodass sich einem der Magen umdreht. Dann gibt es die Eiche in rustikalen Überresten in der Möblierung. Ansonsten ein bisschen Murks im Bad und keine Jalousien vor den Fenstern unserer Parterrewohnung. Nun gehen zum Glück nicht so viele Leute am Fenster vorbei. Vermutlich sind zwei Eichhörnchen die einzigen Beobachter unseres Urlaubslebens. Eindrücke können sehr oft täuschen. Was als übersinnliches Phänomen erscheint, sind bei Tageslicht dann Pickel auf dem Putz, die mit einer im Dunkeln leuchtenden Farbe gestrichen sind. ...