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Es werden Posts vom März, 2012 angezeigt.

1999 - XI

Athena Bringen Sie die Karte morgen mit, sagt der Kellner. Grosse Erleichterung macht sich in mir breit. Glück gehabt, ich bekomme mein Abendessen in der byzantinischen Taverne, ohne meine Zimmerkarte vorzulegen. Was mit grossen Erwartungen beginnt, endet im Kleinkram. Im Zweifelsfall mit einer dreistündigen Verspätung unseres Abflugs nach Frankfurt. Aber soweit bin ich noch nicht. Noch geniesse ich mein Dasein als Herr der 1000 Fliegen und Herrscher über die Gier aller Katzen. Herrscher ? Mit der Tatze macht mir eine klar, dass der Fisch auch Katzen schmeckt. Bitte sehr, abgeben ist hier Pflicht. Der griechische Traum zerspringt manchmal wie das Geschirr auf dem Boden neben mir. Die Scherben fügen sich zu einem Bild nicht zusammen. Musik und Gesang stimmen immerhin. Authentisch vom Busfahrer vorgefahren, begleitet uns die Musik zum Airport. Im Gegensatz zu uns, weiss der Fahrer von der Verspätung. Sie brauchen sich nicht zu beeilen, hören wir erst später. Er teilt unsere Zeit ein biss...

1999 - XI

Deadly Unliving Show Fakten, Fakten, Fakten, brüllte der Dicke, hieb mit der Faust auf den Tisch und stierte ausdrucksvoll. Er war im falschen Film, nicht seine Redaktionssitzung lief hier ab, Tatsache ist, dass Sie mit Ihren Gästen keine Zuschauer ansprechen. Die Quoten sinken und das heißt: ganz schnell muß ein neues Konzept her. Vielleicht ohne Sie ? Sie haben noch eine Chance ! Welche ? Der Moderator grübelte, als wachte er aus einem bösen Traum auf. Da war etwas, er mußte es einladen. Etwas, das es garnicht gibt, die Attraktion. Keine anderer Sender hätte da eine Chance. Einladendes Es fesselt uns, so sah er die Schlagzeilen, eine nach der anderen an sich vorbei laufen. Moderator bietet dem Tod brillant die Stirn. Unmenschlich gut, schreiben Sie das. Raus aus diesem Gefasel, ja dann will ich mal, an die Arbeit, Sie verstehen ? Allgemeines Grinsen folgte im versteckt auf den Flur des endlosen Korridors, trieb ihn in das kleine Aufnahmestudio. Große Bühne, Vorhang auf ! Gelungen, ei...

1999 - X

Aslema Die Sandscheibe drehte sich in einem Spiegel des Meeres. Sie tauchte auf und verwandelte sich in eine glasierte Tortenoberfläche. Marzipancreme, bedeckt mit blauen und gelben Rändern, auf der grüne Zuckerpalmen ihr kurzes Dasein fristen. Der Mann im schwarzen Anzug sagt, daß er den Tisch bis 19 Uhr reserviert, oder auch nicht, und feiert weiter seine mediterran-arabische Männlichkeit, mehr Ober als -kellner eben. Die Anzüge versammeln sich jeden Abend bei der Wacht am Buffet und über den Saal. Die Herrschaft bleibt, auch wenn es am Strand tönt: Chef ! Der verschwindet im grünen Tang des Meeres, sanft vereinnahmend und pikend. Natur ist das und kein kunstblau mit weißen Kunststoffschirmkontrasten. Die Verpflegung ist gut. Cola mit Sand, wieviel Dinar ? Was gibt es zu kauen, außer einzelnen Halmen, die Gras nachahmen. Schaukelnd im Meer, ein Schleier vor der Sonnenscheibe. Die Erde ist was ? Steinig: wieder eine Drehung, 1000 Jahre Oliven ohne Schütteln geerntet. Ein weißer Streif...

1999 - IX

Es waren einmal 1000 Jahre Nun Adé, Du altes Jahrtausend, Zahlen verändern sich plötzlich sausend, Januar, Februar habe ich genossen, der März ist schon fast ganz verflossen, April, Mai, Juni, Juli und August: Monate voll Frühlings- und Sommerlust. Im September dreht meine Lebensuhr sich um die Schnapszahl der Jahre nur. Oktober, November und Dezember, zeitlose Weihnachten, Geplember. Im nächsten Jahrtausend wird alles enden, Leben und Schicksal zum Abschied sich wenden. Vorbei, die Zeit bei der Mutter im Arme, die Schule, Beruf, die Frau, die warme. 2000, die Zahl will mich fixieren, soll ich jetzt noch einmal alles riskieren ? Altes Jahrtausend, Du kannst ruhig gehen: in mir wirst Du ewig weiter bestehen.

1999 - VIII

Wonnemonat Wenn die Hochzeitsglocken läuten, über vielen glücklichen Bräuten sich Feld und Kleider wiegen im Pollenwind und fliegen, das Weiß die Weisheit besiegt, so plötzlich viel an Ringen liegt, die über Finger gezogen, so manches Glück verbogen, doch auf dem Foto bedeuten Ansehen und Liebe bei Leuten; dann nimm es zur Kenntnis mit Freude: die Zeit ist hier und heute zum Höhepunkt gelangt, dem Maibock sei gedankt

1999 - VII

Abra.. ? Abraxas schüttelt sein Gefieder dunkle Schauer schwingend hernieder, dabei ist doch dieses Federvieh ein fetter Vogel und kein Genie. Was will er voller Ahnung wissen, ich lehne mich zurück ins Kissen, schlummere halb und denke kaum, spüre etwas, so zart wie Flaum. Ein Luftzug streichelt mein Gesicht, öffne die Augen, sehe noch nicht. Was war das für eine Bewegung, so unsichtbar und doch voll Regung. Ähnliches habe ich nie gespürt, als ob ein Engel Dich ganz verführt. Dank der Inspiration, sehe ich Abraxas schon, wie er zum weißen Adler wird, nicht müde und mir längst entschwirrt.

1999 - VI

Soldat Stets mahnte der Soldat des Lebens, den Träumer im Gewandt des Strebens, der seiner Uhr lauscht und die Minuten zählt, sich Termine anschaut, ohne das ihn das quält. Er weiß, die Zeit geht einmal um, hält sie mit Lust: warum, darum ! Er breitet seine Arme aus, spricht, brüskiert, verläßt das Haus. Die Freiheit, wo ist sie gelegen ? Er atmet und braucht keinen Segen. Soldat des Lebens, setzt an sein Gewehr, da denkt der Träumer den Schuß nicht mehr. Der Soldat des Lebens stets Wache steht, der Träumer schlafwandelnd die Runden dreht.

1999 - V

Was ? Geteiltes Huhn hat nichts zum tun, geheilter Thun will gar nicht ruhn', gebeiltes Teil mag seine Weil`', geteiltes Heil hängt gern am Seil, gestyltes Leid ist halbes Kleid, geschrieben Seit' soll an die Leit', gewickelt Vers rollt wie ein Laib, gekrittelt schmollt der Zeitvertreib. Faßt die Muße in der Bluse, mußt' dann gleich zur großen Buße .

1999 - IV

ASAP_IPO sagte der Herr und das Geschirr blieb draußen. Der Master der unlösbaren Terminpläne lächelte unwissend. Die Indianer schwiegen und der große Berater fragte in ihre unbeirrbare Runde: müssen wir das umsetzen oder ist es nur: nice to have ? Der Gringo mit dem Sombrero unter ihnen murmelte: wir machen es quick und dirty, eh ? Es fand sich keine Schürze, um die vielen herrenlosen Fragezeichen einzufangen, die im Raum umherschwebten. Auch die Bewegung der aufstehenden Krieger vertrieb sie nicht. ASAP, bedeutete Ihnen der große Häuptling, bereit die Friedenspfeife anzuzünden, obwohl es noch keinen Krieg gegeben hatte. Als sich die Versammlung in Rauch auflöste, blieben die großen Terminpläne für immer ein IPO, leider hält das Papier nicht ewig.

1999 - III

Blues Zum ersten Mal habe ich den Blues vom Scheitel bis zu den Sohlen der Shoes Du wirst den Kopf nicht mehr vorstrecken, Dein Lachen wird mich nicht mehr necken, Wolfgang! werde ich nicht mehr hören, kein Anruf wird mich jemals stören. Du wirst Dich nicht enttäuscht abwenden, wenn Deine Hoffnungen plötzlich enden. Ich kann mich nur noch still verneigen, Du willst nun doch für immer schweigen. Das Leben ruft, ich muß mich eilen, kann leider nicht bei Dir verweilen. Wieder fehlt ein Mensch im Stück, suche ihn in mir, finde ihn zum Glück .

1999 - II

Guten Tag Guten Tag, ihr lieben Sorgen, ich verschieb' euch gern auf Morgen. Wollte ich mir gern was borgen, wärs das Glück von übermorgen. Der Reim sich hier zu Ende schüttelt, es ist aus, ich hab' ihn gerüttelt.

1999 - I

Schwester Die tiefgründige Schwester der Melancholie legte sich um sein Herz wie eine leichte, wärmende Decke. Sie schützte ihn vor der Hektik einer sinnlosen Zeit. Seine Sicht der Dinge änderte sich in der Geborgenheit eines Verlustes. Er lernte es, sich damit abzufinden. Schwermütige Zufriedenheit löste seine kleinen Launen ab, ohne den Unruhezustand seiner Seele zu verdecken. So gedachte er still und stets ohne das Aufleben von Bitternis. Gefragt nach den Empfindungen, fand er stets keine Antwort, die es würdig wäre, gegeben zu werden. Stets kehrte er in den Mantel der Trauer zurück. Etwas war zu Ende, aber was ist das Ende ?

Vollzug

"Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter dir, wie der Winter, der eben geht." Dieses Zitat aus einem Rilke-Gedicht findet sich auf der Homepage eines letzte Woche Verstorbenen, der zwei Stunden vor seinem Tod diese Seite noch aktualisiert hat. So hat es auch mein längst verstorbener Vater stets gehalten, wenn er den Zeitpunkt des Abschieds bestimmen wollte, er gab mir die Hand und den Satz mit "Mach' Dich dünne." Aber es gibt aus eben jenem Gedicht noch eine weitere Passage: "Sei - und wisse zugleich des Nicht-Seins Bedingung, den unendlichen Grund deiner innigen Schwingung, daß du sie völlig vollziehst dieses einzige Mal." Es ist wahr, der Tod ist des Lebens Antriebsquelle, er gehört dazu, auch wenn er so plötzlich auf den Plan tritt wie im obigen Fall. Du merkst es nicht, es ist vorbei, die lebenslange Leiderei. Unbegreiflich nur für die Lebenden..

1998 - IX

Heiligabend Stille Nacht, Heilige Nacht, nur der Tod einsam wacht, Einst wurde am Heiligabend ein Kind geboren, ich habe am Heiligabend die Mutter verloren, nichts ist auf dieser Welt von Dauer, Gevatter Tod liegt auf der Lauer, in stiller, hoch heiliger Nacht, hat er sie auf den Weg gebracht. Stille Nacht, Heilige Nacht, nur der Tod hat einsam Macht.

1998 - VIII

Ein kleines Lied In mir spielte einst ein kleines Lied, Armeen von Bildern brachten mich dazu, es nicht mehr zu hören. Die Zahlenkolonnen marschieren in wirrer Ordnung und tertrampeln die Noten im Takt eines ekstatischen Hammers. Sie nisten in meinem Gehirn und bringen es dazu, wie ein Computer zu reagieren. Einst kannte ich Menschen und litt. Nun beherrsche ich den Zustand und fühle mich leidlos. Ich trinke kein fremdes Bier (aphoristische Anlehnung) und singe niemandes Lied. Aber wo ist mein kleines Lied ? Gefühlsschwankungen formieren sich in Aktienkursen. Tabellarisch vermittelt das Chaos auf dem Papier ein Gefühl der Ordnung. Kurvenreich so manche Darstellung, aber was bewegt sich eigentlich ? Warum nutze ich den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung, ich brauche doch auch keine Noten. Stehe auf und schreibe mir diese Welt vom Leibe. Blaumänner sollen scheiden, graue Anzüge, mag sie nicht leiden. Zeige Euch meine Welt, auch, wenn sie nicht gefällt. Mir egal, wenn Ihr spottet und lieb...

1998 - VI

Schall und Hauch Mit dem Rauch der Zigarette zieht sie die Welt ein, die nette. Wozu die Wohnung noch verlassen, die Menschen draußen will sie verpassen. Sie sieht alles im TV und weiß daher ganz genau, die Welt, die ist, so wie sie ist, nicht die ihre, zuviel Mist. Sie will nur das an sich ran lassen, was ihr gefällt, gut anzufassen, der Glimmstengel und der Wein, darauf geht sie zu gern ein. Sie mag ihr eigenes Erleben und davon viel, ein ganzes Beben. Sie ist wirklich gut informiert, liest Zeitung und telefoniert. Sich wirklich etwas anzusehen, wie schrecklich, schnell, noch Eine drehen. Sie saugt den Hauch der Welt hinein, hört sich nicht mehr und sagt nie: Nein ! Sie ist schon lieb, doch leider Gottes, verpasst sie das Ende, genug des Spottes. Manchmal weißt Du mehr in der Ferne, die Nähe hätte sie wohl gerne. Doch mit eigenen Bedingungen, ich glaube, ich kenne da die Regelungen. Trinke den Wein des edlen Spenders, die Seele gegeben, in die Hand des Pfänders.

1998 - V

Goldener Oktober Du sitzt im Pullover, die Blätter, sie fallen, beschrieben kaum, Du willst Dich reinkrallen. Schien eben noch die Sommersonne, rennt das Leben mit großer Wonne dem Ende aller Zahlen zu, kommst Du dabei wirklich zur Ruh' ? Bilanz zu ziehen fällt Dir nicht schwer, da war nichts, nur sehr viel Verkehr. Doch eins ist klar, Du hast es geschafft, wieder mal nur mit eigener Kraft. Gibt es einen Lohn in irgendeinem Reich ? Nein, nur die Blätter fallen golden gleich. Du darfst durch einen Herbstwald laufen, wer will sich da noch etwas kaufen ? Der Boden schwingt unter Deinem Schritte, Du bist allein, des Lebens Mitte.

1998 - IV

Portugal Das ist so eine gute Wahl, im Sommer geht's nach Portugal. Wir fahren garnicht nach Spanien, auch nicht nach Mesopotamien, im Thüringer Wald ist es zu kalt, die Nordsee langweilt einen doch sehr bald ! Ich glaube es nun auf jeden Fall: Urlaub ist nur gut in Portugal !

1998 - III

Artikel Ich wollte, ich könnte die Zeitung verstehen. Ein Bild der Welt mir machen, unbesehen. Mein Leben ist jedoch ganz anders, ich heiße auch nicht Lilo Wanders. Ich bin erschreckend und normal, keinen Artikel ziert mein Initial.

1998 - II

Ein deutscher Gruß Danke schön und bitte sehr, so liebt es der deutsche Herr. Guten Tag, auf Wiedersehen, darauf will er immer bestehen. Sein "Was haste, was kannste, was biste", es verfolgt Dich bis in die Kiste. Am Himmelstor der Herr wird sitzen mit irgendwelchen dicken Listen. Du sollst in der Hölle schwitzen, dabei wird er Dich dann siezen. Er fragt Dich nach der Reservierung, Mann. Du hast sie nicht, verschwinde dann ! So merke: Freundlichkeit, die gibt es nur, hast Du gesellschaftlich Statur. Es bleibt Dir nur zum Abschied zu singen, in Dir will es die ganze Zeit schon swingen: danke schön und auf Wiedersehen ...

1998 - I

Kleiner Teufel Er liegt gern auf der faulen Haut, schaut ewiglich nach einer Braut, das Heiligtum ist seine Ruhe, Genuß des Vino immer zue , ein bißchen spielen mit den Karten, den Lauf des Lebens gern abwarten. Nichts ist ihm wirklich wichtig, was er denkt, ist einzig, richtig. Die Lust ist seine ganze Quelle, wenn sie versiegt, vergeht er schnelle. Immer stellt sich ihm die Frage, was hält am Leben seine Tage ? Ich will ihm die Leviten lesen, doch bin ich selbst, gehörnt, das Wesen.

"Melancholie unter Palmen" oder 1980

'Das Boot', 'Heißer Stein', 'Königin', 'Mann nehme' und 'Rubbish' sind bereits 1994 erschienen im Sammelband: Unser Bestes - Neue Autoren ...; Herausgeber: Förderkreis Buch und Kunst, Gütersloh im Autorenverlag im Weserhof

1980 - LI

Königin Meine Königin hat schöne Beine, mein Königreich ist 78qm groß und liegt auf einer Etage, meine Königin hat einen Purpurumhang, meine Droschke hat kw, sie zeigt mir ihr Perlmutt und ich verliere mich in den zarten Windungen der Muschel, kein Anschluß unter der Nummer meines Telefons, selbst fahre ich zur Jagd, die Königin sitzt neben mir im Wolfspelz, knirschend rutschende Räder, Schnee, die Zentralheizung meines Königreiches lärmt und verursacht quellende Augen, Durst und ausgetrocknete Hälse trotz preußischblauem Hintergrund für die Orangen im Fernsehen, das schale Bier und die Qual der Prospekte, tausendfach weiches Papier gespült im Schlund der Abflußrohre, kistenweise Papier und Glas vom Wochenende mit der Königin, die Fata Morgana zeigt ihr wirkliches Gesicht, die Kehrseite, die trennt und doch verbindet, wo ist das Königreich des Herzens ? Der weiße Held, der schwarze Dämon.

1980 - L

Auch die Hessen haben süße Töchter Sportliche junge Damen kennen kaum Probleme mit den Pfunden und der Figur. Ehefrau Andrea: "Wir haben nicht den geringsten Grund, das Geschäft zu bedauern, so angenehm sind wir noch nie ins neue Jahr gerutscht." Kein Wunder bei dem Talent. Durch einen unwahrscheinlichen Zufall ist jetzt entdeckt worden, daß vor 20 Jahren eine Mutter ihren dreijährigen Jungen verhungern ließ. Die Waschmaschine der Kompanie blieb leer, das Geld stecken wir lieber ins neue Haus. Aber jetzt schon damit posieren ? Mannequins haben's halt auch manchmal schwer, meist gebe es keine Leistungssteigerung, Marion und Vicky überlegen aber, ob sie die Hüllen fallen lassen. Im Kaisersaal sorgen sie "für das gewisse Extra" und verleihen dem Frankfurter Rathaus bei großen Empfängen den festlichen Glanz. Auf diese Weise soll die nach wie vor weitverbreitete und umweltfeindliche Öl- und Kohle-Einzelheizung drastisch zurück gedrängt werden. Mitmenschlichkeit, die ...

1980 - XLIX

Errare humanum est - let's go west Automatisieren wir unsere orgiastischen Bemühungen, möglichst viel des kostbaren Geldgutes zu subsumieren, stabilisieren wir uns, indem wir statt mit unmoralischer Gewalt, uns dialogisierend, einzelne Monologe infiltrieren. Substitute - me for him, unser Video läuft aus in den Alltag, läßt sich nicht konsumieren, sondern konsumiert, deformiert, und degeneriert unsere Phantasie zu einer Second-Hand-Erscheinung, bereits mutiert, erblickt der Gedanke das Abblendlicht der Existenz, die sich als Lichthupe entpuppt und nach einer kräftigen Tastatur verlangt. Tja, Freunde, wir alle hängen fest im Netz der Kreuzspinne und bald wird das letzte bißchen unseres Inhalts ausgelutscht sein. Der Nihilismus greift greift um sich, er expandiert mit dem Bruttosozialprodukt, spasmiert sich in Optimismen. Positivistisch birnengleich entsteht der Konsens in diesem unseren Raumzeitkontinuum, welches nur durch das schwarze Loch zu beenden ist, doch dafür addiert sich ni...

1980 - XLVIII

Das Boot Stille herrscht im Boot. Tauchfahrt, doch die Ortung besagt: Zerstörer im Anmarsch. Schraubengeräusche, Maschinen halbe Kraft zurück. Der Bildschirm flimmert unruhig. Nicht abzuschütteln, Maschinen stop und tauchen, weit über die Werksgarantie hinaus. Der Stahl stöhnt, Knacken im roten Bereich des Tiefenmessers oder war es das Aufeinanderschlagen der Zähne beim vergeblichen Versuch eine Salznuß zu zermalmen. Chips stehen bereit. Drangvolle Enge und der Mief von fuffzig Mann plötzlich im Wohnzimmer. Jetzt rechnen wir ab, das Boot verharrt regungslos, der Zerstörer rauscht darüber. Tief durchatmen, gleich explodieren die Wasserbomben, vielleicht zum allerletzten Mal. Das abgebrochene Messer schlitzt den Karton auf, jeder Handgriff muß sitzen. Die Bücher sind in Folie eingeschweißt und fliegen fast von allein auf den Packtisch in Stapeln zu Fünfen, kein Lieferschein, doch da die Rechnung, komm' Junge, hak' die Positionen ab: 5 x Pucki im Wald, 5 x Pucki lernt laufen, 5 x ...

1980 - XLVII

Kinderbild Im Zimmer steht ein Kinderbild von mir, das gleiche wie in Euren Köpfen, doch ich kehre nicht mehr zurück, habe den Schlüssel weggeworfen, weil mich Euer Bild bedrückt wie ein Gefängnis, ein neues Verließ aus Gedanken umgibt mich und ich weiß, das Ihr mich nicht besuchen könnt, meine Seele schreit nach Freiheit, aber der Verstand kesselt mich ein, formuliert die Ängste und bedrückt die Sinne, schluckt das Gefühl weg wie ein Schalldämpfer. Herrgott, ich glaube, ich tausche immer nur eine Zelle mit einer anderen. Gib' mir endlich ein Zuhause, eine Zuflucht vor den Übervätern, -müttern meines Kopfes.