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1999 - IV

Mein lieber Fabricius II In „seiner“ Familie schottet sich der Jungehemann bald ab, einem Zwang zum Versteckspielen folgend. Diktatorisch nimmt er Rache für sein Zurückgesetztsein in der Jugend. Stets trug er die abgelegten Sachen seiner beiden älteren Habbrüder. Die Pflegemutter setzt sich mit ihm auseinander und zeigt erst im Alter späte Reue. Reue dafür, dass sie nicht mit ganzem herzen dabei war als ihr gestrenger treudeutscher Mann ihr einen Sohn unterschiebt, den er mit seiner Nichte gezeugt hat, die gleich nach der Geburt ihres Kindes untertauchen muss. Die Rettungsaktion einer Familie lastete auf ihren Schultern. Aber das sieht er nicht, der aufgenommene Sohn, er fühlt nur die Sehnsucht nach seiner Mutter, als ihm das Fundament einer „normalen“ Familie unter den Füßen weg gezogen wird. Das ist der erste Urlaub, von dem niemand aus meiner Familie weiß. Wer ist da noch übrig? Mein Vater hat, nachdem er mir versicherte, dass er mich nicht anruft, das Abheben des Telefonhörers verw...

1999 - III

Mein lieber Fabricius Er blickte auf und sah zu seiner Rechten den Herkules über den kahlen Sträuchern. Links gleißte die Wintersonne über der Dönche. Vor ihnen im Schnee versteckten sich ungefähr 40 x 40 cm Platz für die letzte Ruhe. Das hätte nicht sein müssen, sagte der Vater. Sie gingen noch ein Stück über den ehemaligen Truppenübungsplatz, heute eine zum Spazieren ein wie gemachtes Stück Landschaft. Vater wusste nicht, dass der Sohn hier seine Grundausbildung erhalten hatte, mehrmals in Schlammpfützen zum Hinlegen gezwungen und hinterher ausgemergelt und ausgepumpt zum Foto mit der Kompanie genötigt wurde. Auch die damaligen Kasernen dienen nun einer anderen Bestimmung. Sie kamen an einer Bank vorbei, die einen schönen Ausblick auf das Gelände gewährte. Hier habe ich früher oft mit Deiner Mutter gesessen, kam knapp über seine Lippen. Ein Stich ins Herz des Sohnes. „Zuletzt nicht mehr, da hat sie ja nichts mehr gemacht.“ Der Blick reichte von hier bis zum VW-Werk nach Baunatal und ...

1999 - II

Wärst Du am Ende ein Drachentöter, eine Elfe oder eine gute Fee? Fragt sich unwissend der Schwerenöter, denkt und schlürft seinen grünen Tee. Er träumt und nimmt nicht teil am Unterricht. Gehe nicht auf die Schule, der Lehrer spricht. Das Leben hat trotzdem angefangen, zum Träumen ist ihm weiter, in allen Belangen kein Weg auf der Lebensleiter zu weit und er wird immer bereiter, den Vorrat allein aufzubrauchen, sorry, ihr lieben Kleinen. Es liegt mir, nicht mehr aufzutauchen, ein Gruß noch an die Meinen.

1999 - I

Jesus hatte die Händler aus dem Tempel vertrieben. Da haben sie sich ihre eigenen Tempel gebaut, geblieben ist nur der „Heilige Geist“. Im Sonderausverkauf auf CD, MC oder LP hat er Zulauf. Und jetzt   kommt „The Best“, zahlbar per Scheck oder Bankeinzug, schnell weg mit dem Rest, davon bekomme ich doch nie genug. 

1998 - VII

Am Heiligabend die übliche Unsicherheit, was wir machen sollen. Wir fuhren mit der Dorfseilbahn und gingen zu Fuß nach Boden, nachdem wir morgens eine Fahrt zur Engstligenalp verworfen hatten. Es war sehr kalt und schneite. Das tat der weihnachtlichen Stimmung keinen Abbruch. In der Hütte am Skilift in Boden saß eine einzelne Frau und sah mich ununterbrochen an. Das Essen hier im Hotel ist außergewöhnlich gut. Wir verzichteten auf den abendlichen Besuch einer Kirche und es fing nach dem Abendessen erneut an zu schneien. –

1998 - VI

Holy, wo? Sie betrachtete ihren Sohn und suchte nach den Reaktionen, die sie von ihm schon als Kind kannte. Irgendein Hauch dieser geschätzten kindlichen Mimik würde sie erleichtern, ihr den unbeschränkten Zugang zurück geben, den sie brauchte. Er saß aber undurchdringlich da und zeigte keine Regung. Irgendetwas sollte passieren, er dachte, er wäre im falschen Film. 20 Jahre war er schon nicht mehr zuhause, der verlorene Sohn. Aber die Wiederkehr schien ihm keine gute Idee. Der Vater blieb im Bett und damit so nicht vorhanden wie immer. Die Mutter rauchte eine nach der anderen und verpaffte das Happyend. Von allen guten Geistern verlassen, dies wird kein Hollywoodende. Die Zigarette zur letzten Stütze der Mutter, sie selbst immer kleiner werdend und weniger an Person. Der Vater stur wie als Kind: „Bevor ich Schulaufgaben mache, lasse ich mir lieber den Hintern versohlen.“ Da richtet nicht einmal der Heilige Geist etwas aus. Er war noch nicht einmal Jesus, also trank er sein Glas allmäh...