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Meer der Zeit

Aus Josef Roth, Radetzkymarsch: "Ihm war , als schwämme er auf dem Meer der Zeit - nicht einem Ziel entgegen, sondern regellos auf der Oberfläche herum, oft zurückgestoßen zu den Klippen, die er schon gekannt haben musste. Eines Tages würde er an irgendeiner Stelle untergehen." Zwar ging es hier um den Gemütszustand  des österreichischen Kaisers Franz Joseph I., aber in diesem Gefühl finde ich mich wieder.

Existenz

Da fand ich eine alte Collage von mir wieder, die in den Achtziger Jahren entstanden sein muss. Zwischen verschiedene mehr oder weniger bekleidete Personen der damaligen Zeit hatte ich plakativ philosophische und poetische Texte geklebt, die so etwas wie Kernsätze meines damaligen Seins waren. Vieles davon gilt für mich auch heute noch.Vor allem Camus kann ich als eine geistige Inspiration weiterhin bezeichnen.  1. Camus zufolge besteht die einzige Möglichkeit, das menschliche Leben mit Sinn zu füllen, darin, die Absurdität und Ergebnislosigkeit der eigenen Anstrengungen zu akzeptieren und zu bejahen. Denn in der Annahme des grausamen Schicksals zeigt sich die wahre Größe des Menschen. 2. Sartre: Der denkende Mensch zermartert ächzend sein Gehirn, er weiß, daß seine Erwägungen immer nur Möglichkeiten und keine Gewißheiten ergeben, daß andere Betrachtungen alles wieder in Frage stellen werden. Er weiß nie, wohin er geht, er ist allem geöffnet und die Welt hält ihn für einen Zauderer. Ab

Ruhe im Jogi-Land

Verdächtig still ist es im Blätterwald. Keine der üblichen Rücktrittserklärungen wg. "Schnauze voll" unserer Fußballmillionäre bereicherte das übliche Sommertheater. Und der Jogi scheint fest entschlossen, den Aufbau einer Mannschaft zu betreiben, die er selbst zugrunde gerichtet hat. (Vielleicht sollte es statt Mannschaft Seilschaft heissen.) Das mit dem Aufbau scheint eine deutsche Leidenschaft zu sein. Auch im Großen und Ganzen haben ja nach dem letzten Krieg dieselben Leute das Land erfolgreich wieder aufgebaut, die es zuvor haben kaputt machen lassen. Es war dann halt nur ein bisschen kleiner. Und der Jogi? Isch halt ne tolle Werbekanone. So toll, dass Daimler weiterhin mit ihm und der Mannschaft die neue C-Klasse bewirbt. Das können sie eben, unsere Jungs. Gut aussehen, das war schon immer die halbe Miete.

Wohnungen in Deutschland

Eine gepflegte Wohnung sollten wir uns ansehen. Und was war die Realität? Eine von innen beklebte Wohnungseingangstür mit einem aufgeschraubten Sperrriegel, der nicht mehr funktioniert, ein ramponiertes, in die Jahre gekommenes Bad, eine Küche mit historischem Fliesendesign, dazu kommt ein muffiger Geruch in der ganzen Wohnung, der sich im Treppenhaus wieder findet. Der Vermieter ist zugegen, hat die Wohnung schon lange nicht mehr gesehen. Die Miete ist trotzdem knackig und am liebsten hätte er einen Mieter, der die Wohnung so nimmt, wie sie ist. Wie, so frage ich mich, sieht erst eine ungepflegte Wohnung aus? Das Ganze ist noch zu toppen. In einer anderen Wohnung stehen die Möbel des Vorbesitzers herum und im Kühlschrank warten Lebensmittel auf ihre Verschimmelung. Dennoch will der Eigentümer beim Preis nicht handeln. Wie weit geht die Schere zwischen dem tatsächlichen Wert eines Objekts und dem geforderten Preis noch auseinander?

Grabtuch

Im Turiner Dom liegt das Grabtuch eines gekreuzigten Mannes. Besser gesagt, in dem Tuch war sein Leichnam eingewickelt und bei ihm soll es sich um Jesus gehandelt haben. Das wird bis heute genauso gern behauptet wie bestritten.  Trotz allem empfand ich den Anblick des menschlichen Umrisses der Gestalt sehr intensiv, zeigt es doch zu welchen Taten Menschen bereit sind und was sie einer Überzeugung willen bereit sind, auszuhalten. Egal, wie deren Name nun sein mag.

Sein und Nichtsein

Dazwischen schwindele ich mit leichtem Linksdrall herum. Immer ohne Pause da sein zu wollen und dabei alles zu erledigen, inklusive der eigenen Person, das ist keine gute Idee. Ich weiß das alles und will dennoch weiter, so als sei mir das Ergebnis egal. Bezahlen werde auch ich am Ende dafür. Und das ist noch das, wovor ich am wenigsten Angst habe.