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Gold - XLIII

So sitzen wir also an dem folgenden Freitag in seinem Krankenzimmer. Nach der obligatorischen Pause in der Cafeteria beginnt die Suche nach seinem Hab und Gut. Die Handtücher vom Balserischen Stift fehlen. Ebenso sein Portemonnaie, seine Brille und die Uhr. Ich kriege eine nervöse Phase und es entwickelt sich ein Streit. Ich hätte letztes Mal besser kontrollieren sollen. Während ich versuche, zu beschwichtigen, um Vater nicht zu beunruhigen, wird meine Frau immer unruhiger. Vater ist erstaunlich gelassen, sagt nur: "Streitet Euch nicht." Ich sage "Wir streiten immer." Fast scheint es mir, als würde er gleich aufstehen. Er nimmt die Befindlichkeiten unserer Beziehung deutlich wahr. Ich kriege alles wieder, sage ich trotzig, obwohl ich nicht recht daran glaube. Ich habe ein Bild von mir und den Kindern gerahmt  und stelle es auf seinen Nachttisch. Es gefällt ihm. Eigentlich waren wir heute hier, um mit Dr. F. zu reden. Leider mußte dieser unplanmäßig einen Nachtdienst übernehmen und war also nicht da. Der diensthabende Arzt informiert mich darüber, dass Vater wahrscheinlich eine feste Magensonde gelegt werden müsse. Nun werde er solange behandelt, bis die Infektionen im Griff sind. Wir müssen es nun noch regeln, dass Vater endlich die Haare geschnitten bekommt. Ich hinterlasse Geld bei den Schwestern. Im Krankenhaus gibt es keinen Friseur, es kommt manchmal jemand aus der Umgebung vorbei. Kein Erfolg ist auch die Nachfrage nach den fehlenden Gegenständen. Bei den Schwestern ist nichts. Sie fühlen sich auch nicht für Nachfragen zuständig. Immerhin: die Krankenversicherungskarte ist da.
Den Versuch einer Essensaufnahme verweigert Egon in unserer Gegenwart. Wir mögen ihn auch nicht füttern. Zu groß ist die Ungewißheit, wieviel er und ob er überhaupt schlucken kann. Ich versuche Vater noch zu ermuntern. Mein Bruder sei ja auch in der Stadt und könne ihn besuchen. "Das kann er ja mal machen." Sagt Vater daraufhin. Den Plan habe ich innerlich bereits lange verworfen. Mein Bruder ist dazu nicht wirklich bereit und Halbherzigkeiten sind bei meinem Vater nicht mehr angebracht.
Als wir gehen, sagen wir den Schwestern im Flur, sie könnten Vater jetzt drehen. Außer ein paar nichts sagenden Blicken erwarten wir keine Reaktion. Spontane Planänderungen sind hier wohl nicht drin.
Dr. F. ist am Telefon sehr auskunftsbereit, alles geht telefonisch. Er erklärt mir, dass es durch das Verschlucken von Speisen immer wieder zu Lungenentzündungen kommen kann. Das müssen keine Infektionen sein. Zudem müsse Vater, um zu Kräften zu kommen, mit einer festen Magensonde ernährt werden. So schwach, wie ich Vater gesehen habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass er ins PKH und dann zurück in die Reha gehen kann. Seit er in Gießen ist, stagniert alles. Ich dränge auf eine Verlegung in meine Nähe. Internistisch kann er genauso gut in Frankfurt behandelt werden. Herr Dr.F. stimmt mir prinzipiell zu. 
Aber er kämpft um seinen Patienten. Medizinisch, sagt er, sei die Verlegung nicht notwendig.

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