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Gold - XXXI

Ist das auch wieder so eine Geschichte, wie die mit den Kindern? 
Warum lügst Du Deinen Vater an? fragte Rachel vorwurfsvoll. Du hast keine Kinder, soweit ich weiß.
Doch, es sind meine, gab Paul zu. Deine? Du hast nie für sie gesorgt, warst nie mit ihnen zusammen. Hast Du sie groß werden sehen? 
Dein Vater hat Dich groß gezogen und sich gekümmert. Er hat Dich geliebt.
Woher weißt Du das? Paul wurde zum ersten Mal richtig wütend. Dieser Mensch hatte Spaß daran gehabt, ihn anzuziehen, wie er wollte, ihn zum Friseur und zum Wehrdienst zu zwingen, den er fast nicht überlebt hätte. Der Mutter die Unselbstständigkeit ermöglicht und nicht verstanden, dass sein zweites Kind behindert war. Er hatte einen Krieg gegen seine eigene Familie geführt, die Altersmilde seiner Stiefmutter abgetan. Mit einem Satz, er wich nicht einen Millimeter von seinen Vorstellungen ab und schon gar nicht wegen seiner Kinder.
Nun hatte Paul alle Argumente beisammen, ein altbekannter Hass mischte sich mit ebenso bekannter Abneigung über die aus seiner Sicht bestehenden Tatsachen zu diskutieren.
Rachel kommentierte nur trocken: Du bist wie er. Nur das er bereits verstanden hatte, warum wir zusammen sind.
Paul hatte sich verrannt, er wollte weiter in die gleiche Richtung, aber ihm fiel ein, wie der alte Mann im Krankenbett ihre ab und an aufkommenden Unstimmigkeiten kommentierte: streitet euch nicht.
Wie er die Ohren gespitzt hatte und die jeweiligen Argumente, die sie austauschten, verfolgte.
Schon früher hatte er ihm geraten, sich nicht aufzuregen. Vater hatte immer eine klare Meinung. Da musst Du nichts machen, war seine, bezogen auf die Kinder. Er hatte sich damit abgefunden, wie es war.
Er war ein Meister darin, sich Abzufinden.
Rachel tat, was sie immer tat, wenn sie Zuneigung empfand, sie stellte ein Bein zwischen seine, drängte sich heran und fragte: das mit den Kindern, das war ein Wunsch?
Yep, sagte Paul und war sich sicher, dass das Thema nun erledigt sei. 



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