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Es werden Posts vom Juli, 2012 angezeigt.

2005 - V

Der Umzug Ich lief durch die Bahnhofshalle mit einer angezündeten Zigarette. Warum ich eigentlich rauchte, wusste ich nicht. Ich fühlte nur die Gewohnheit des Giftes. Der Rauch brannte in meine Lunge. Ich nahm einen letzten Zug und schnippte den Stummel weg. Ich gemoß den ersten frischen Atemzug und zog ihn tief ein. Wahrscheinlich rauchte ich, weil mein Urgroßvater sich zu Tode geraucht hatte. Er war Metzgermeister und zog mit seiner Frau von einer Feier zur anderen. Ich war auf der Suche, Ramschläden mit Billigangeboten begeisterten mich. Es brachte mir nur Unruhe, wenn ich meiner Sucht nicht nachginge. Zum Glück gibt es Gasthäuser, die Ruhepausen versprechen. Ich beschloß etwas zu essen. Zunächst schöpfte ich keinen Verdacht, als ich eine Dame in höfischer Kleidung erblickte. Die Zeiten waren unruhig. Kammerzofen versuchten Hofdamen zu werden und so weiter. Nachdem ich meine Mahlzeit beendet hatte, sprach mich die Dame jedoch an. "Mein Herr, wenn Sie wünschen, können Sie einen ...

2005 - I

Ich werd' verrückt und zieh' aufs Land! Da streifte ich nun im Sommer nach den ersten Tagen unseres Einzugs in der Kätcheslachmulde herum, um den neuen Wohnort zu erkunden. Betonierte Feldwege und Felder, wohin das Auge blickt. Diese Kombination kannte ich nicht so aus meiner Heimat. Uns war es als jungem Paar gelungen (brav erkämpft nach Vorlage der Verdienstbescheinigung), eine Mietwohnung in Frankfurt zu finden, aber im Grunde lebten wir weiterhin in einem Dorf.. Vor einem Einzug hätte ich nicht geglaubt, dass es zu Frankfurt gehört: Kalbach. Der historische Name ist Kahlbach und so würde ich den Namen aussprechen, die Einheimischen entscheiden sich aber das a kurz auszusprechen. Hier hatte ich mich auf dem Weg zur Arbeit schon einmal restlos verfahren. Am Weißkirchener Berg drehte ich entnervt um, der Ort schien kein Ende zu nehmen und war es für mich gleichzeitig. Nun hatten wir also die Wohnung, sie war mit einem dicken gelben Teppichboden und ebenso gelber Rauhfaser ausg...

2004 - VI

Schon Ich spüre es schon, ich merke es, ach, die Zeit fehlt mir, ich schlafe wach. Der Gedanke ist schon fast entschwunden und fühlt sich nicht an mich gebunden. Ich wollte was sagen und aufschreiben, nun muß die Welt ohne dem bleiben. Ich spüre es schon, ich merke es, wach, doch die Erinnerung liegt brach.

2004 - V

Eselei Der Esel liebt die Eselin und fragt sich manchmal: macht das Sinn? Will er mit ihr die Zeit verbringen, in das Geheimnis "Liebe" dringen? Er weiß es nicht und steht davor, vor dem bekannten Scheunentor.

2004 - IV

Die Immobilienmakler oder "Na, Gipskartonständer oder Kalksandstein?" Na, haben Sie sich die Sache schon angeschaut? fragte der Makler am Telefon. Vor mir, besser gesagt, vor meinem geistigen Auge, lag ein Prospekt mit bunten Grundrissen einer Wohnung. Ich mag keine bunten Grundrisse, weil ich mich dann an meine Kindergartenzeit erinnere. Nein, musste ich zugeben, so richtig hatte ich es mir nicht angesehen. Somit war mir auch der Aktionspreis entgangen. Zu haben wäre freilich nur noch die Wohnung mit der Nordostausrichtung, so erklärte mir der Makler freundlich, aber dafür liegt die Wohnung ja auch in einem alten, gewachsenen Wohngebiet. Das es mehr als 30 km von meinem Arbeitsplatz entfernt liegt, das Objekt, wird erleichtert durch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, erst Bus, fußläufig zu erreichen, und dann direkt die S-Bahn. Wer da nicht zugreift und sich nicht gleich noch den Stellplatz für € 20000 sichert, pardon, der muss gekauft werden, ist selber schuld. S...

2004 - III

Ich, Gandalf Im Fangornwald materialisierte Gandalf, der Weiße. Lange nach dem Ende der Menschheit, sodass sich die Bäume wunderten. In einem Energiestrom hatten sich Turbulenzen gebildet, die satte Zufriedenheit der Existenzlosigkeit geriet aus dem Gleichgewicht. Unruhe entstand., die den Fluss der Dinge störte. Gandalf erwachte aus einem langen, schlaflosen Nichts. Sollte er die Welt erneut vor den bösen Kräften erretten? Der Ring war doch unwiederbringlich vernichtet. Aber hatte nicht auch Frodo, der Hobbit, einen unheilbaren Schwertstreich von den Nazgûl empfangen, der trotz des Sieges über die dunklen Mächte weiter wirkte? Frodo war in dieser Welt nicht heilbar. Konnte er, Gandalf, sich sicher sein? Er stand nun genau an der Stelle, an der er schon bei der ersten Wiederkehr den Gefährten der Ringgemeinschaft erschienen war. Aber hier war keiner von ihnen. Gandalf fühlte sich alt und einsam in seiner Figur. Die Widerstände dieser Daseinsform schienen ihm unannehmbar. Die schier unü...

2004 - II

Sündenbock Ein alter Mann mir Rechenschieber, spielen wäre mir jetzt lieber, nervös und zappelig wie er ist. Das Kind lernt weiter, Frist um Frist. Mittlere Reife, kein Abitur, die Lehrerin bleibt stur, wäre das Richtige für ihr Kind. Doch es besteht die Matura geschwind! Danach das Spiel habe ich vergessen, in Uniform im Keller gesessen, versehentlich mal scharf geschossen, den Blues im Übungsraum genossen. Lehrzeit und keine Herrenjahre, kalte Zimmer, möblierte Paare, schließlich die Pflicht woanders ruft, die Heimat mich zum Pendler stuft. Auch Bücher werde ich verlassen, hergestellt, verkauft, zu fassen ist es nicht, das Zahlenmaterial ein neues Arbeitsarsenal. Sie verlangen, das ich für sie spezifiziere, egal, ob ich dabei friere. Der Datenmüll will mich ersticken, Widersprüche kaum erquicken. In der Natur sein, etwas zu sehen, was machen und darüber stehen, einfach und still verbleiben, was zu säen und dann zu ernten, so wie es einst noch Kinder lernten. Doch ich vergaß in meiner...

2004 - I

Gugelhupf Haben Sie zwischen den Jahren Zeit? Es ist etwas ruhiger weit und breit. Termine gibt es auch im Januar, das ist so etwa im neuen Jahr. Kinder, Kinder, es verrinnt die Zeit wie Sand. Drehe sie um, es beginnt von vorn, bekannt. Ein Guglhupf, gespießt mit fünf Kerzen, gebacken, gepudert aus dem Herzen. Fünf Jahrzehnte ausblasen ist nicht schwer? Na gut, na gern oder auch: bitte sehr.

2003 - XV

Bleistift Mein Bleistift will nicht auf Papier gleiten, schlafe nicht, die Sinne weiten meinen Horizont in der Dunkelheit, wirft sie es ab, das Panzerkleid? Ist die Skizze schon passiert, das Event gar flink fixiert? Die Tür zum Keller öffnet sich, ein Duft verströmt so schauerlich wohlige Fügung eiserner Strenge, Zärtlichkeit gepaart mit Länge einer Nacht dunkler Macht. Am Firmament die Sterne blitzen, mein Bleistift will das Papier nur ritzen.

2003 - XIV

Denke ich an Leipzig in der Nacht Oder wem es zu wohl ist, der geht nach Gohlis Eine Frau ruft mir auf sächsisch etwas zu. Gerade bin ich in die Straßenbahn eingestiegen. Ob ich ihr helfen könne. Das ist kein Problem, ich öffne an der nächsten Haltestelle die Tür für sie, denn sie steht bereits auf der untersten Stufe des Ausstiegs und kann den Knopf nicht drücken. Als die Tür auf ist, hält sie mir die Hand hin, will dass ich ihr beim Ausstieg helfe. Ich fasse die Hand der älteren Dame an, sie ist schweißnass. Sie hat Angst. Sie macht den einen Schritt auf den Gehsteig und bedankt sich. Aus der Straßenbahn sehe ich, wie ihre einfach gekleidete, etwas dickliche Figur verschwindet. Ich denke an meine Mutter und den Moment, wo mir klar wurde, dass ich ihren vorsichtig aus der Tür lugenden Kopf mit dem Lächeln im Augenblick des Wiedersehens nun nicht mehr wieder sehe. Ein Gefühl der Unwiederbringlichkeit und Endgültigkeit. Einmal sagte sie, erst hast du Angst und dann machst du es doch. Wi...

2003 - XIII

Eine dolle Nummer! (Kurt Tucholsky über Valeska Gert) Du hast gelebt und wusstest um den Tod, die Haare stets schwarz, der Mund so rot. Zu sein, so wie Du bist, kein Kompromiss, ein bisschen List. Der Ausdruck steht Dir im Gesicht, im Tanz erfüllst Du Deine Pflicht. Der Traum von der Unsterblichkeit, so etwas Hexerei auf Zeit, die Todesnachricht nicht überlebt, Gesichtsmuskulatur: erbebt!

2003 - XI

Eine Welt Diese Welt ist einfach. Sie besteht aus kleinen Steinen, Sand genannt. Es gibt auch Luft zum Atmen und Wasser zum Trinken. Mein Weg ist Teil einer Karawane. Ich bin nirgendwo, weil es mir gefällt. Erreiche das Ziel früher oder später, bin nicht zielstrebig aber unerschütterlich, störrisch und reagiere auf Antrieb bissig. Wenige trockene Halme und Blätter genügen, beiläufig suche ich danach. Nicht immer nehme ich das gebotene Wasser an. Denn ich kann es mir leisten, zeitweise Verzicht zu üben. Ich vergeude keine Kraft mit überflüssigen Bewegungen und trage meinen Kopf einmütig immer oben. Manche glauben, ich sei arrogant, dabei bin ich phlegmatisch. Arroganz wäre mir zu anstrengend. Gewiss, es gibt brüllende Löwen und turnende Affen, flinke Fische und segelnde Vögel. Ablenkungen der Natur, die versucht, eine Vielfältigkeit vorzutäuschen. Wie ein lärmender Handwerker, der sein Geschäft anpreist und ständig neue Waren am Lager hat. Darauf falle ich nicht hinein. Mein Ziel ist di...

2003 - X

Are you a patch and working? Being in your car and on the road again? Seeing someone similar to you and then leaving and breaking a heart, not willing to do, but being smart? No glimpse why to come and go at a line, that's patchwork my friend, it's so fine. Mobility, politicians pray, is healthy and wealthy, so they say! It keeps you movin' and alive, loneliness is an awesome wife!

2003 - VIII

Forsthaus Falkenau Wir alle kennen sie, die realistischen Vorabendserien der öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme. Leute in Designerklamotten lümmeln vollgeschminkt im Bett herum. Die Häuser und das Interieur sind picobello und Erfolg haben diese Menschen prinzipiell, krabbeln aus immer neuen Karossen, ohne Türen abschließen zu müssen und das einzige Problem ist die Suche nach Problemen. Diese sind so herrlich plakativ und unrealistisch, dass das Zusehen Freude macht. Natürlich gibt es immer ein Happyend und wer hat die Ideen dazu? Im Forsthaus Falkenau fast immer der Oberförster. Eine mythische Wirkung strahlt er aus, wenn er durch den ach so bayerischen Wald schreitet. Ihm nimmt man nichts übel, denn er hat für alles eine Lösung. Das finden alle immer so gut, dass sie sich trotz der scheinbar größten Streitereien am Ende immer versöhnen. So ein Oberförster ist eben nicht nur im Wald der König, sondern auch im Leben. So einfach ist das. Da Frauen das Gute im Mann ja schnell erkenne...

2003 - VII

Prince Ein Universum zu klein für die Welt da draußen und doch so groß in der Kraft der Beherrschung, so abgeschlossen, so schön und doch so zerbrechlich. Es steht nicht auf meinem Wunschzettel und doch habe ich es bekommen. Die Sterne am Firmament sind meine Wünsche, die Wüste ist meine Erde, das Wasser mein Durst, meine Unruhe ist der Wind, die Bäume meine Erinnerung, deren Blätter fallen, der Wald ist mein Versteck und die Flüsse meine Gedanken, das Meer ist mein Ursprung und die Wolken meine Vergänglichkeit, die Musik mein Herz, der Stein meine Ruhe. Gibt es einen Antrieb, der die Schwerkraft meines Planeten überwindet, fragt sich der kleine Prinz und stürzt zuweilen ab.

2003 - VI

Gedankenschwimmer Auf der Oberfläche Gedanken leicht wie Seerosen, Bewegung treibt und schiebt sie nur in leichten Wellen woanders zusammen. Im Meer der Taten versinkt der Gedankenschwimmer. Der Film schließt sich spurlos friedlich.

2003 - V

Die Vorstellung Rasiermessersitz, 1. Reihe, wir sitzen in einem Lichtspielhaus. Die Stimmung im Saal ist angespannt amüsiert. Schließlich wird etwas geboten und das hat man zu würdigen. Schwarzweißfilme flimmern von Streifen und Punkten durchzogen über die Leinwand. Die ersten kalten Farbsequenzen sind stolz untergemischt. Ab der dritten Reihe sitzen hinter uns Soldaten in grauen Ausgehuniformen. Die sind etwas besonderes, scheinen die einzig freien Menschen im Saal zu sein. Ihre Begeisterung scheint mir aufrichtiger und gleichzeitig will ich mich richtig verhalten, weil es ja jemand sehen könnte, wenn es mich nicht interessiert. Von großen Plänen ist die Rede, es scheint so eine Art Wochenschau am Anfang zu sein. Ein freies Feld wird gezeigt mit dem Blick zum Horizont. Hier soll einmal das Nordwestzentrum entstehen, so tönt es laut. Da vermischen sich die Ereignisse, scherenschnittartig werden zwei Profile von Politikern eingeblendet. Der Kommentator nennt die Namen: Lafontaine und Sc...

2003 - IV

Eine Frage Ein schwarzer, fliegender Rochen glitt durch eine surrealistische Landschaft. Ich war in einen Turm mit großen Fenstern gelaufen Nun erlegte ich dieses Tier, eine Frage der Mathematik. Da war etwas Dunkles zur Strecke gebracht worden und ich fühlte meinen Triumph. Hart gekämpft und doch gewonnen. So meinte ich. Im Treppenhaus lag ein Säugling. Ich bückte mich und sah, wie das Leben aus ihm entwich. Trotzdem konnte ich eine klare Stimme hören: leise, bestimmt, bedrohlich: ich komme wieder. Ich ahnte es schon und registrierte wie meine eigene Stimme antwortete: das weiß ich. Du wirst immer wieder kommen und ich werde dich jagen. Wir sind Brüder. Ich werde gewinnen, es ist eine Frage der Logik. Ein Teil eines Spiels, wir sind aufeinander angewiesen. Ohne den Einen würde es den anderen nicht geben. Ein Sieger ist nicht bestimmt. Draußen schien so etwas wie die Sonne und die Treppe war frei. Mein Umhang wehte im Wind, als ich ging.

2003 - III

Laredog Eine gewisse Wertigkeit stand flächend im Raum, zwingend war sie nicht. Merkst Du, worauf es ankommt, in einer Zeit, wo sich die Großen um den Fleischtopf scharen, weil sie ihre Rationen nicht verringern wollen. Die Huskies hatten sich kurz umgedreht, als sie merkten, das ihr Führer eingeschlafen war auf seinem Schlitten. Sie sahen sich an und liefen allein weiter in den Norden über endlose Schneeflächen, die glühende Sonne hinter sich lassend. Der Herr war wach geworden durch das harte Knirschen der Kufen und die Schläge des unruhigen Bodens. Nun gab er die Richtung wieder vor. Der Dialog zwischen ihnen zerbröselte wie die Charts mit ihren Unterstützungslinien. Können wir auf einen von Ihnen verzichten, wir brauchen Platz? Die Kurve geht nach unten und mit ihr die Wertigkeit. Die Zeiten sind für einen klare Erkenntnisstand und nicht für vage Worte. Der Mensch ist nicht gleich, obwohl er sich gesellt. Unselbständigkeit ist nichts wert und Selbständigkeit taugt nicht zum Leben. ...

Bewegung

soll sehr gesund sein, behaupten die meisten Leute. Demnach müssten unsere Vorfahren vor Gesundheit nur so gestrotzt haben. Unseren Körper dagegen interessiert das nicht. Er baut Muskeln ab, die er nicht braucht. Das hört sich erst mal vernünftig an. Ihm geht es nur um das Überleben. Aber der Geist ist manchmal willig, das Fleisch schwach. Deswegen strampeln so viele Menschen in viel zu engen Hosen auf dem Rennrad herum. Sie schwitzen in Studios und stechen vergeblich ihre Stöcke in den Boden, um sich auf ein höheres Gesundheitsniveau zu begeben. Sie machen das, was man ehedem als Dauerlauf bezeichnet hat und was früher immer zum Seitenstechen führte. Das Ergbnis steht in der Realität im auffälligen Kontrast zur eigenen veröffentlichten Bilanz. Früher war auch das Schreiben anstrengender. Es wurde ein Kohlefarbband benötigt  und die Tasten mussten geschlagen werden. Heute geht das auf dem Computer leichter und per Touchscreen erreicht es fast körperlose Dimensio...

2003 - II

Irgendwann vergesse ich im Worthagel eure zappelnde Ignoranz genauso wie das Lachen meiner Mutter und den ersten Kuss, lasse mich ein auf den weißen Blitz und hoffe, das es nicht die schwarze Unwissenheit ist. Irgendwann lasse ich mich nicht mehr von euch in bequemen Limousinen jagen, meine Zeit ertragen und den Wolkenkratzern beim Wachsen zu sehen, das Lied hören und daran denken, das wäre es, irgendwann.