Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Januar, 2012 angezeigt.

1980 - XXII

Liebe Wie den schreienden Mund beruhigen, die zitternden Hände halten, den Augen entgegensehen, die Sorgen beruhigen, die Angst besiegen, den Mut gewinnen, die Schwäche erkennen, sich Selbst sein, Dir das geben, was Du verlangst ? Im Strom der Zeitlosigkeit, die aufhört und endlos beginnt uns zu imponieren und abzulenken bis zur letzten Ungewißheit, die uns sagt: wir leben ! Und nur in uns ist alles Gebrauchte, deshalb mag ich Dich wie mich !

1980 - XXI

König des Schmerzes Im strömenden Regen waten durch den Sumpf unserer Beziehung und doch mit Erleichterung feststellen, es ist niemand da. Und wenn die Nässe den Anorak durchdringt, spüre die Seele, die sich wärmt über dem alten Zeitungspapierfetzen, zertretenen Kaugummis und den leeren Konservendosen, die hohl glotzen wie Fischaugen, König des Schmerzes.

1980 - XX

Heißer Stein Der Krug geht zu Bruch, bis er am Wasser liegt. Dort angekommen, füllt er sich bis zum Rand, doch schon bald treten aus unsichtbaren Ritzen einzelne Tropfen aus, die langsam, der Wölbung des Gefäßes folgend, zu Boden perlen. Einige verdunsten in der Sonne und schaffen es nicht, in die Erde einzudringen. Andere vereinen sich und geraten durch Verkettung glücklicher Umstände in ein Rinnsal. Sie verästeln, verzweigen sich kegelförmig, wobei viele im Sande verlaufen oder von saugenden Wurzeln aufgenommen werden. Wie eine Ader geben sie in großer Zahl den Pflanzen die Kraft zum Leben. Scheinbar lösen sie sich in Nichts auf, dabei bewegen sich ihre Bestandteile bereits im nächsten Prozeß. In verdampfter Form erwarten sie Abkühlung, die sie zum Krug zurückkehren läßt. Wenn ich ein Tropfen bin, dann hoffentlich nicht der berühmte auf den heißen Stein. Eher möchte ich einem Kaktus zum Leben verhelfen, als zu verduften.

1980 - XIX

Mann nehme Weiße Beine im Wickelrock, Spargel im Salat, Ein praktischer Arzt, der Klappstuhl, Frische Brötchen auf dem Tisch, Rollende Augen in der Küche, Schnaps, Zigarette, die Interpunktion Eines Gespräches ohne Pause, Wiedergeburt auf der Straße, Zieh' Dein Hemd aus, geharzter Weißwein; Dazu etwas schlechte Rockmusik einstreuen, Aber nur eine Prise. Ein Schuß Versöhnung nach einem nackten Gespräch mit einer Zehe verfolgt, Der gute Rat: nicht einlegen ! Weiter wickeln und mit schwarzem Garn Nähen, aber nicht zu fest. Die Entwicklung des Rocks, eine Ohne Vorbereitung undenkbare Prozedur. Zumal wegen der vielen Köche, die Schon immer den Brei verderben. Die Anbindung mit Mehl bringt Sie zum schwitzen, daher nur Kurz knusprig anbraten. Im eigenen Saft schmoren lassen, Gegebenenfalls mit etwas Brühe aufgießen. Schnell noch etwas Blondtönung dazu, Zur Dekoration Lippenstift, Bunte Kleidung und ein kleines Ausgeflipptes Notizbuch, Wo dieses Rezept Platz findet. Haare im Mund, ein gebr...

1980 - XVIII

Tanz Augen liegen auf mir, während Pläne wachsen, Zeit vergeht, ohne wirklich zu laufen, solange wir unsere Brillen nicht wechseln. Die Einsamkeit sieht uns gestärkt, zweifellos haben wir sie verdrängt und lassen sie warten. Viel gab ich ihr, der Giftmischerin und drehe mich mit Dir helleren Sternen entgegen, oder schweben wir ?

1980 - XVII

Zärtlichkeit Wir reden vom Alleinsein und der Angst davor und meinen den warmen Körper, der uns abends beim Einschlafen und morgens beim Aufstehen fehlt. Die Berührung, die uns Vergessen schenkt, sie verlangt von uns einen Preis. Wir ändern die Welt, weil wir unseren Liebsten gefallen möchten, nicht einsam sein wollen und wissen, daß wir es sind.

1980 - XVI

Spiegelkabinett Auf der Suche nach dem Selbst gibt es viele Angebote. Wie in einem zerbrochenen Spiegel die Scherben auslesen, die, neu zusammen gefügt, wieder ein ganzes Bild ergeben ? Der Wahrsager deutet sein Spiegelbild selbst, doch es gibt viele falsche Propheten. So sieht sich der Besucher in konvexer, konkaver, perplexer Methaper und löst allgemeine Erheiterung aus.

Lehrstuhl für iPathologie

Eingeschworene iPad-Fans raten mir weiterhin davon ab, mir eine Displayschutzfolie auf das iPad aufzukleben. Es gelingt auch nicht wirklich. Zwar hatte ich die Blasen einigermaßen heraus, dann aber musste ich im Zug das iPad vorsichtshalber senkrecht stellen, als sich neben mir ein Herr ganz plötzlich setzen musste. Die Folie hat dann am Rand Luft bekommen und ich hatte Bläschen in unbekannter Anzahl auf meinem Display. Noch kann ich mich nicht entscheiden, die Folie ganz abzureißen. Denn wenn das Display ungeschützt ist, nutzen die Mitreisenden gern mal die Chance, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Das kann dann ein Reißverschluss einer eilig ausgezogenen Jacke sein oder die Kordel irgendeiner Tasche oder sonst eines durch Gegend fliegenden Gegenstandes. Das macht mir Angst insbesondere im Hinblick auf die grob motorisch veranlagten Menschen, die in Deutschland und insbesondere in Regionalzügen der Deutschen Bahn unterwegs sind. Das soll keine diskriminierende Äußerung sein, es basiert all...

1980 - XV

Träume Träume dürfen nicht in Erfüllung gehen, tun sie es doch - was dann ? Dann wird ein neues Kartenhaus errichtet, ein Plan geschmiedet, eine Idee verfolgt, ein Ziel gesucht, als ob es wichtig wäre, sich und die Welt ständig zu überfordern, statt die Einsamkeit zu vergessen - zeig' mir Dein wahres Gesicht, damit ich Dich lieben kann

1980 - XIV

Schatten Nie weichst Du von meiner Seite, wie ein angeklebter Schatten begleitest Du mich, das Gesicht aufgerissen, als ich Dich beiseite schleudere, verformend zu der gräßlichen Maske, der Film reißt, zerstört die Dekoration, statt Liebe wartet die Angst auf mich, die mich in ihren Sog zieht. Bleischwere Gewichte hängen an meinen Füßen, als Zielscheibe bin ich leicht ausgemacht. Und Du sagst, Du hast es schon immer gewußt. Der Tag meiner Freiheit wird Deine Wiedergeburt. Dein Gewicht ist mein eigenes.

1980 - XIII

Du und Ich Ich sehe Dich, siehst Du mich auch ? Wir stehen auf einer Klippe und beobachten die heranrollenden Wellen, manche schlingen sich um die vereinzelten Felsbrocken, andere verlieren sich in der wie eine schiefe Ebene angelegten Weite des schmalen Sandbandes unter uns. Über uns ein wolkenloses Universum, unter uns die scheinbare Ewigkeit des auf und ab wiegenden Wassers, fühle ich mich weit von Dir entfernt und doch so nah, daß ich Eins mit Dir werde, Dein Haar berühren möchte und Dir in die Augen sehen kann ...

1980 - XII

Gedankenwelt Gedanken - schon wieder, wieder einmal auch wiederholt oder flüchtig, unbewußt bewußt bestimmt nicht einzigartig, flüssig, klar, logisch - prägnant oder fließend verworren - intensiv lebensfroh irreal, grausam todesnah: Gedanken - noch immer, Erinnerungen an Personen, Handlungen oder Assoziationen, Verbindungen vielleicht auch erlebt, Bilder, Abbildungen, Gemälde gemalt oder Entwürfe umrissen, Skizzen gestochen wie gewonnen so verloren: Gedanken - trotz alledem, einzig sein in tausendmilliardenfacher oder unbegrenzter unfaßbarer Gleichförmigkeiten naher Materie, Material zum Aufarbeiten oder Gestik lieber Menschen, wie Gedanke zu Traum, so Traum zum Leben.

1980 - XI

Freud oder Leid Was ist das für ein Gefühl, Freud oder Leid ? Einerlei, ob ich weine oder lache, bin ich doch gleich bewegt dabei und selbst das Gesicht verrät nicht, ob die wahren Gefühle dem Gelächter oder dem Geheul zu neigen. Der Verstand registriert nur eine Stimmung, die unabhängig von der Vernunft alle Barrieren niederreißt und die der Freiheit entgegen strebt. Einer subjektiven Freiheit, die sich zur Realität erhebt.

1980 - X

Haben oder Sein "Haben oder Sein" - kann das wahr sein ? Wenn ich nichts habe, bin ich dann etwas ? Die Selbsterhaltung meines Körpers, des einzigen wirklichen Besitzes bestimmt doch dieses Sein, gibt ihm erst Sinn. Das Sein erstreckt sich nur auf die Materie, sie hat nichts, weil sie nichts ist. Die Materie zerfällt in die Bewegung der kleinsten Bestandteile, das Sein als Energie, motiviert durch die Sehnsucht Besitz - Leben.

1980 - IX

Rad-Schlag Warum erstickst Du Dein Leben und legst es ins Bett ? Du glaubst, Du bist allein, weil die anderen nicht so sind, wie Du es willst. Das Leben beachtet Deine Spielregeln nicht und läßt Dich nicht Herr sein. Nun willst Du Dich selbst vernichten: sei kein Narr, Du stirbst sowieso. Nutze die Zeit und kämpfe um Dein Glück. Gestalte Dein Leben, schaffe Dir etwas, um Dich zu beschäftigen, aber vergesse nicht, daß Du alles wieder verlierst. Es ist ein Spiel. Trotz aller Verschiedenheit wollen wir alle dasselbe: Glück.

1980 - VIII

Unwissenheit Eine Stelle der Labsal und Ruhe, ein großes Ziel. Breite die Flügel aus und fliege, laß alles hinter Dir. Alles oder Nichts ? Kärgliche Versuche des Verstehens, Gespräche im Nebeneinander, die wie Luftballons zerplatzen, Eindrücke der Imagination. Weiter im Labyrinth, Mühsal heißt das Leben mit glatten und rauhen Flächen, der Geschickte kommt durch, behält die Bahn. Weiter !

1980 - VII

Wanderung Das Lichtermeer bewegte sich, Erleuchten und Löschen, Unablässigkeit und Ziellosigkeit drückte sich in Geräuschen aus un im Konzert der Einzelheiten entwickelte sich der gleichmäßige Lärmpegel. Trotz allem irritieren den Wanderer Einzelheiten, sodaß er sich ablenken ließ und enttäuscht ging.

1980 - VI

Ende der Zeit - Endzeit, die wir erleben, alles schon mal Dagewesene wiederholt sich, ob in der Mode, in der Musik, es gibt einfach nichts Neues und wenn, dann nur das, das die Seele stirbt und durch Technik ersetzt wird, alles so sinnlos wie die ausgefranzte Kleidung der hoch technisierten und synthetischen Musiker, das Mittelalter begegnet der Technik und wird als Hülle vorgezeigt. Hat diese Zeit keine Hoffnung wie die Jahre zuvor: die Fünfziger mit dem Rockn' Roll, die Sechziger mit der Rebellion und den Beatles, die Siebziger mit den Rockbands und der Liberalisierung ? Doch - das Ende ist nicht zu übersehen, erst jetzt im Angesicht der sterbenden Bäume; der hochgereckten Raketen, die phallusartig dastehen, bis jemand den Knopf zum Blow drückt, um seine Angst abzuschießen; der beginnenden Überwachung; der Sinnlosigkeit des Arbeitslosendaseins und des Abbaus der so lange erkämpften Rechte; der Lebensgrundlagen für unsere Kinder; erst jetzt läßt sich das Leben so richtig genießen....

Der 13.

An einem Samstag, dem 13. Januar 1945, also vor 66 Jahren, begann die Rote Armee ihre Offensive, die zum Verlust der deutschen Ostgebiete führen sollte und die das Ziel hatte, Berlin zu erobern. Mit einem bisher nicht dagewesenen Trommelfeuer der Artillerie und starker Luftunterstützung wurde die mehrmals geschlagene Wehrmacht überrollt. Bereits Ende Januar 1945 hatten sowjetische Truppen einen Brückenkopf an der Westseite der Oder gebildet. Die Militärs beider Seiten hatten das Ergebnis voraus geahnt. Hitler aber hörte nicht auf seine Generäle. Das Gros der deutschen Luftwaffe wurde schon Anfang Januar bei dem sinnlosen Versuch, die Lufthoheit im Westen zu gewinnen, verheizt. Die Ardennenoffensive kam auch wegen Treibstoffmangels von selbst zum Erliegen. Sie führte überdies dazu, dass die Westalliierten Stalin dazu drängten, so bald wie möglich im Osten entlastend anzugreifen. Doch statt Truppen an die zusammen brechende Ostfront zu verlegen, gefiel es dem größten Feldherrn aller ...

1980 - IV

Bewußt-Sein Das Bewußtsein in Aktenkoffer eingesperrt, dauernd drängen wir das Gewissen ab, abgestorben und als Teil einer Funktion läuft die Zeit ab, warum kommen wir über ewige Halbheiten und Kompromisse nicht hinaus und tun grundsätzlich nicht das, was wir wollen ? Ist es die Angst vor uns selbst, was für eine Menschlichkeit fürchten wir so sehr, das wir uns vor ihr verschließen ? Wir wollen nicht fragen und nicht leiden, uns keine Blöße geben, kein Leid sehen und nicht verpflichtet sein, immer gute Laune und möglichst viele schöne Dinge erleben. Dafür scheuen wir uns nicht, anderen mal auf den Fuß zu treten, sie zu kriminalisieren und zu radikalisieren, wenn uns deren Meinung zuviel wird und wir unsere "Werte" von denen schlecht behandelt sehen. Wir streben nach Reichtum jeder Art und Glück und leiden dabei unter dem größten menschlichen Schmerz: die Menge der Ausgestoßenen wächst. Eines Tages lösen wir unsere Unzufriedenheit aus, als Gemeinschaft der radikalen Einzelkämp...

1980 - III

Maskenball Nach fünf bis sechs Tagen Maskenball an seiner Arbeitsstelle (das kam dort öfter vor) begab sich der Werktätige K.S. aus F. in sein wohl verdientes Wochenende. Er wollte sich eben nur schnell einen neuen Aufzug verpassen und hatte es längst gelernt, was natürlich transpirieren heißt, welcher Duftstoff die größte Wirkung erzielt, die ein Parfüm nicht erreicht ... Er verbrachte ein Wochenende mit Sport, danach die abgestimmte Sendung im Fernsehen, das nette Tanzlokal, darauf bereitete er sich immer gut vor, ein längeres Sonntagsschläfchen mit dem folgenden, abgerundeten Sonntagsmahl, ein Sonntagsspaziergang, der Gedanke, notwendigerweise, an die nächste Woche. Diese letzte Phase zeigt ihn nachdenklich, doch: überzeugend sein pünktlicher Arbeitsantritt. Eines Montages fand der Werktätige K.S. aus F. weder Kostüm noch Maske, dabei ging es diese Woche um das beste Kostüm. Selbst der Chef nutzte die Möglichkeit der Verkleidung. Was soll K.S. aus F. nun unternehmen ? Ohne Kostüm un...

1980 - II

Herr Robinson Herr Robinson, Leiter oder viel mehr leitender Angestellter einer Werbeagentur, nannte eine schmucke Segeljacht sein eigen. Eines Tages nahm er seinen kompletten Jahresurlaub, ließ Streß Streß sein und segelte von der Nord- bis in die Südsee. Wie auch im Dschungel von Frankfurt spielte sich seine Crew glänzend aufeinander ein. Diese bestand aus der Lebensgefährtin Liane, braungebrannt, und zwei seiner besten Freunde, Grafiker und Fotograf von Beruf. Alles stand im Banne von Palmen, Sand und glasklarem Wasser, bis der Sturm den Mast von 'Antigone' umknickte wie ein Streichholz, sie antriebslos hinterließ und außerdem dafür sorgte. daß ein Leck das Schiff schneller sinken ließ, als ein Notruf braucht, um gesendet zu werden. Herr Robinson in Seenot: gerade ein Stück der Deckverkleidung diente ihm als Floß, die Gefährten verlor er aus den Augen. Vor Trauer und Sehnsucht nach Liane krank, der Einsamkeit überdrüssig und zu Tode erschöpft, strandete er auf einer Insel, d...

1980 - I

Das Nichts sagte zum Etwas: Hoffentlich nimmst Du es mir nicht übel, daß ich Dich geboren habe. Darauf antwortete das Etwas: I never mind being born ! (Geschrieben in großer Sinnlosigkeit und momentan unterwegs zum Titan mit der Huygens-Mission der ESA)

2012

Ein neues Jahr, ohne dass es etwas wirklich Neues passiert. Vorsätze habe ich keine, ohnehin ist der Jahresanfang eine Zeit der endlosen Wiederholungen. Gute Wünsche werden gemurmelt und allseits hat man noch Urlaub. Man wundert sich, dass Menschen immer nur ihren Vorteil im Kopf haben, so wie unser Bundespräsi. Und das alte Feindschaften neu weiter leben. Mir fehlt momentan der Glaube, dass ein Mensch so etwas 108 mal erleben will, schon 50 bewusste Male finde ich ermüdend, auch wenn ich zugeben muss, eine vernünftige Alternative fehlt. Also blende ich mit den folgenden Beiträgen zurück.