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Gold - II

Die Bilder kannst Du haben. Schwarzweiße Gesichter blickten ihn an, eines davon war er selbst. Das Familienalbum, es ist somit aufgelöst. Er löschte seine Erinnerungen damit nicht. Vielmehr erschien ihm das Ganze wie ein durchlaufender Posten. Geradeso wie ein Doppelparker beim Weiterverkauf und ohne Verlust. Früher wäre es ein Traum gewesen, all das zu bekommen, nun ist es ein kümmerlicher Rest Vergangenheit. Zeit für Pappkartons und Bilderrahmen. In einem solchen war ein Mann mit zwei Frauen in Skianzügen zu sehen, das Foto mit einem Selbstauslöser entstanden. Da konnte man noch was mit ihm machen, sagte die eine kalt und blickte auf das Foto. Ein schöner Skiort war das damals. Nein, er wollte heute nicht auf den Berg. Die Schweizer Alpenmilch erledigte dafür ihren Aufstieg in seiner Speiseröhre. Er kehrte um, die Skischuhe geöffnet und die Ski geschultert. Die Einheimischen wenigstens zollten ihm Respekt und wollten wissen, wie der Schnee auf dem Berg sei. Gut, na sicher, er trollte...

Gold - I

Streusel prasselten auf den Teller, als er in den Kuchen biss. Wie kleine Goldkugeln lagen sie da. Leider ist ein frischer Kuchen vom Blech ein seltenes Ereignis. Das hier war offensichtlich ein frisch gekaufter. Frisch gesiebte Nuggets, der Rest ist gegessen. Nein, er wollte nicht noch mehr Stücke.  In einem nach kaltem Zigarettenrauch riechenden Jutebeutel lagerten die eigentlichen "Goldstücke" des Tages. Die Reste einer Modelleisenbahn: Gleise, Weichen, Signale, Drähte, eine Diesellok, eine Dampflok und ein Triebwagen. Die müssen alle geölt werden, sie quietschen. Das Gehäuse des Triebwagens ist locker. Alle Güterwagen und ein Personenwagen 1. Klasse fehlen. Und da liegen noch diese Bilder aus vergangenen Zeiten.  Vor über dreißig Jahren fragte sich ein Junge am Heiligabend, ob das wohl alles wäre, was er vom sogenannten Weihnachtsmann als Geschenk bekommen hatte.      Er hatte die Arbeit, die das Aufschrauben der Gleise auf die bemal...

Der Ort am Meer

So selbstverständlich in Polen die Eingliederung Kolbergs als polnische Stadt angesehen wird und so verständlich die Freude über die erste Stadt am Meer für die Polen ist, die Stadt hat nun mal auch eine deutsche Geschichte. In ihr lebten meine Vorfahren väterlicherseits, abstammend von Julius Dreyer sen. sind dies die Gebrüder Johannes und Julius Dreyer mit ihren Familien und der später nach Kassel verzogene weitere Bruder Kurt Dreyer, außerdem auch die mit ihnen befreundete Familie Fabricius mit Anhang. Doch nun zur Geschichte Kolbergs:    Die Stadtbeschreibung Kolberg nach Neumann 1894 sagt dazu folgendes: Stadt an der Persante (3 km von deren Mündung in die Ostsee); ...Bahnhof der Linie Belgard-Kolberg der Preußischen Staatsbahn und der Altdamm-Kolberger Eisenbahn; Reichsbanknebenstelle, Vorschussverein, Landratsamt, Amtsgericht, 4 Konsulate fremder Länder, Hauptsteueramt, 4 evangelische Kirchen (Marienkirche), 1 katholische Kirche, 1 methodistische Kirche, Synagoge, Gymna...

2010 - I

Sweet Fires in The Night Der Vollmond fliegt vorbei am Fenster. Wie lange noch sehe ich Gespenster? Die Nacht umschließt meine Reise. Sie singt eine alte Weise. Am See sind alle Stühle leer und mein Herz, es wird süßlich schwer.

2009 - VI

Manches Mal Manchmal bin ich nicht ganz dicht, dann werde ich Dichter. Manchmal haben wir Sommer und die Termine lichter. Manchmal geht ein Mensch und es fehlen Gesichter. Manchmal liebe ich nicht und werde zum Richter. Manchmal passt eben gar nichts in irgendeinen Trichter.

2009 - VI

Vergeben Briefe lesen und vergessen? Na, das wäre doch vermessen. Unkonzentriert durchs Leben gehn? Na, das wolln wir auch mal sehn. Sich die Finger wunde schreiben? Nein, soweit muss man's nicht treiben. Siehst Du, das ich nichts mehr fühle? O, Mann, das erklärt die Kühle. Und das Ende der Geschichte erscheint bald in fahlem Lichte. Nun, so geht manch' armer Dichter lieber nach haus und macht Gesichter.