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1980 - XXII

Liebe Wie den schreienden Mund beruhigen, die zitternden Hände halten, den Augen entgegensehen, die Sorgen beruhigen, die Angst besiegen, den Mut gewinnen, die Schwäche erkennen, sich Selbst sein, Dir das geben, was Du verlangst ? Im Strom der Zeitlosigkeit, die aufhört und endlos beginnt uns zu imponieren und abzulenken bis zur letzten Ungewißheit, die uns sagt: wir leben ! Und nur in uns ist alles Gebrauchte, deshalb mag ich Dich wie mich !

1980 - XXI

König des Schmerzes Im strömenden Regen waten durch den Sumpf unserer Beziehung und doch mit Erleichterung feststellen, es ist niemand da. Und wenn die Nässe den Anorak durchdringt, spüre die Seele, die sich wärmt über dem alten Zeitungspapierfetzen, zertretenen Kaugummis und den leeren Konservendosen, die hohl glotzen wie Fischaugen, König des Schmerzes.

1980 - XX

Heißer Stein Der Krug geht zu Bruch, bis er am Wasser liegt. Dort angekommen, füllt er sich bis zum Rand, doch schon bald treten aus unsichtbaren Ritzen einzelne Tropfen aus, die langsam, der Wölbung des Gefäßes folgend, zu Boden perlen. Einige verdunsten in der Sonne und schaffen es nicht, in die Erde einzudringen. Andere vereinen sich und geraten durch Verkettung glücklicher Umstände in ein Rinnsal. Sie verästeln, verzweigen sich kegelförmig, wobei viele im Sande verlaufen oder von saugenden Wurzeln aufgenommen werden. Wie eine Ader geben sie in großer Zahl den Pflanzen die Kraft zum Leben. Scheinbar lösen sie sich in Nichts auf, dabei bewegen sich ihre Bestandteile bereits im nächsten Prozeß. In verdampfter Form erwarten sie Abkühlung, die sie zum Krug zurückkehren läßt. Wenn ich ein Tropfen bin, dann hoffentlich nicht der berühmte auf den heißen Stein. Eher möchte ich einem Kaktus zum Leben verhelfen, als zu verduften.

1980 - XIX

Mann nehme Weiße Beine im Wickelrock, Spargel im Salat, Ein praktischer Arzt, der Klappstuhl, Frische Brötchen auf dem Tisch, Rollende Augen in der Küche, Schnaps, Zigarette, die Interpunktion Eines Gespräches ohne Pause, Wiedergeburt auf der Straße, Zieh' Dein Hemd aus, geharzter Weißwein; Dazu etwas schlechte Rockmusik einstreuen, Aber nur eine Prise. Ein Schuß Versöhnung nach einem nackten Gespräch mit einer Zehe verfolgt, Der gute Rat: nicht einlegen ! Weiter wickeln und mit schwarzem Garn Nähen, aber nicht zu fest. Die Entwicklung des Rocks, eine Ohne Vorbereitung undenkbare Prozedur. Zumal wegen der vielen Köche, die Schon immer den Brei verderben. Die Anbindung mit Mehl bringt Sie zum schwitzen, daher nur Kurz knusprig anbraten. Im eigenen Saft schmoren lassen, Gegebenenfalls mit etwas Brühe aufgießen. Schnell noch etwas Blondtönung dazu, Zur Dekoration Lippenstift, Bunte Kleidung und ein kleines Ausgeflipptes Notizbuch, Wo dieses Rezept Platz findet. Haare im Mund, ein gebr...

1980 - XVIII

Tanz Augen liegen auf mir, während Pläne wachsen, Zeit vergeht, ohne wirklich zu laufen, solange wir unsere Brillen nicht wechseln. Die Einsamkeit sieht uns gestärkt, zweifellos haben wir sie verdrängt und lassen sie warten. Viel gab ich ihr, der Giftmischerin und drehe mich mit Dir helleren Sternen entgegen, oder schweben wir ?

1980 - XVII

Zärtlichkeit Wir reden vom Alleinsein und der Angst davor und meinen den warmen Körper, der uns abends beim Einschlafen und morgens beim Aufstehen fehlt. Die Berührung, die uns Vergessen schenkt, sie verlangt von uns einen Preis. Wir ändern die Welt, weil wir unseren Liebsten gefallen möchten, nicht einsam sein wollen und wissen, daß wir es sind.

1980 - XVI

Spiegelkabinett Auf der Suche nach dem Selbst gibt es viele Angebote. Wie in einem zerbrochenen Spiegel die Scherben auslesen, die, neu zusammen gefügt, wieder ein ganzes Bild ergeben ? Der Wahrsager deutet sein Spiegelbild selbst, doch es gibt viele falsche Propheten. So sieht sich der Besucher in konvexer, konkaver, perplexer Methaper und löst allgemeine Erheiterung aus.