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Alpenwahnsinn oder Helden der Berge

Lichter gehen im Flur automatisch aus und an, die Bewegungsmelder registrieren jeden Luftzug. Ferienwohnungsdasein im alpinen Umfeld. Der Mensch scheint, je mehr er in der Natur lebt, einen Spleen für technische Spielereien zu haben. Auch nachts gehen draussen die Lichter an, sonst ist es stockdunkel in der Talsenke, in der wir nun wohnen. Die Anreise erfolgte durch wilde Autobahntäler dreispurig und wo nicht, durch Baustellen. Nun wandern wir eine Woche lang, von Hütte zu Hütte, könnte man sagen. Es ist aber eher von Alm zu Alm oder vom Imbiss zum nächsten Restaurant. Wir sind die "Helden der Berge", so sagte es mal die Wirtin einer Alm, gemeint hat sie das sicher nicht. Unsere Wanderstoecke sind spitz und die Strecken, die wir laufen, kennen wir. Mit der Uhr messe ich die Kilometer und wenn es sein muss, lasse ich mir die verbrauchten Kalorien anzeigen. Viel mehr als ein Stück Käsekuchen oder eine Buttermilch mit Geschmack ist nicht drin, geschweige denn das abendliche Ents

Bedeutungsschwer

wird alles nun, Mann schwitzt und hat um sich zu tun. Doch wer sich hinter Angst versteckt, hat seelisch Schaden eingecheckt. Drum prüfe, wer sich ständig sorge, ob die Natur ihm etwas borge. Gesundheit etwa und frischer Mut hilft zu beenden den Disput den selbst Du auszufechten hast und nimmt Dir schnell die ganze Last.

IAA

Mit der Fahrrad-Rikscha vom Frankfurter HBF zur IAA, das ist der ganz grosse Hit.  Was aber gibt es dort zu sehen, erst mal viele Rücken. Papier ist bedruckt in Mengen zu erhalten und wie gewohnt, sehr geduldig. Geschenkt bekommt der Publikumsbesucher nichts, ausser vielleicht die Teilnahme an einem Preisausschreiben. Dafür bezahlt er teuer. Aber, wer die Götzen der Autozeit bestaunen will, den kümmert das offenbar wenig. Wie die Lemminge zieht die Schar der Besucher zur Messe. Hier zeigt sich, aus welchem Stoff ihre Träume sind.

Gassenhauer

Verwirrt ziehe ich durch Gassen auf der Suche nach dem Sinn. Frage mich gelegentlich nach dem Menschen, der eigentlich ich bin. Klein ist die Zahl der Gratulanten, die am Lebenswege stehen. Doch nicht danach will ich mich richten, versuche still mein Ziel zu sehen.

6.30

Die Feier meiner Geburt müsste eigentlich um 6.30 Uhr stattfinden, denn um diese Zeit wurde ich im Kasseler Burgfeld-Krankenhaus geboren. Es ist in etwa die Zeit, zu der ich aufstehe, wenn ich arbeiten gehe. Vater wird, als er die Nachricht hörte, schnell von der Arbeit gekommen sein. Er war ein junger Mann und sehr auf die Gründung "seiner" Familie aus. Über sechs Jahre später wurde, anfangs sehr misstrauisch von mir beäugt, mein Bruder zuhause geboren. Im Laufe der Jahre merkten wir, dass er behindert war, von Anfang an. Er ist und bleibt aber mein Bruder. Auch wenn unsere Beziehung nicht "normal" sein kann. Dieser Gegensatz zwischen Lebensrealität und Wirklichkeit prägt mein Leben. Es ist wie Kinder haben und doch nicht. Eine eigene Wirklichkeit, die hatte ich immer. Es lohnt sich, um sie zu kämpfen. Schon im Kindergarten war ich der Meinung, es sei besser, andere wüßten nicht, wer meine Freunde sind. Viele Menschen mögen mich nicht, andere mögen mich sehr und ze

Urin in Eirfurt

Ich mache aus unserem Hotelfenster Fotos von Erfurt. Einer Internetbekanntschaft will ich mitteilen, dass ich in ihrer Stadt angekommen bin. Leider vertippe ich mich, aus Erfurt wird Eirfurt. Die Mail schicke ich an meine eigene Adresse. Die Biere in der Hotelbar haben Wirkung hinterlassen. Bierbrauer gab es in Erfurt früher viele. Der Bierkonsum der Erfurter führte dann zu einem höheren Alkoholgehalt im Urin der Männer, weshalb dieser dann auch zum Befeuchten der Färberwaid-Ballen verwendet wurde. Die Stadt, so unser sehr gesprächiger Stadtführer, roch schon von weitem nach Urin. Waagegasse Thüringer nehmen ihre Arbeit sehr ernst. Die junge Dame, die mir in der Michaelisstrasse ihre schneeweißen und natürlich zellulitisfreien Oberschenkel präsentiert, während ich an einem löddrigen Cocktail herum sabbere, bemüht sich auch, ihr schwarzes Kleidchen herunterzuziehen, welches allerdings beim Sitzen immer wieder hoch rutscht. Ohne das Übereinanderschlagen der Beine böten sich ungeahnte Ein