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Gold - XXXVI

Paul hatte nach seinem Israel-Aufenthalt und der halbwegs erfolgten Genesung, den Entschluss gefasst, mit der Vergangenheit abzuschließen. Er hatte sein Studium an der Frankfurter Uni wieder im Sinn, wo er Philosophie und Anglistik belegt hatte. Er wusste aber auch, dass ihm das studentische Leben fremd war und die sehr unstrukturierte Gestaltung der Studiengänge Probleme bereiten würde. Im Grunde war er ein Arbeiter, so sagte er es sich selbst. Egal was der Vater über Praktiker und Theoretiker erzählte (zu letzteren zählte er seinen Sohn), er wurde im akademischen Leben ignoriert und fand selbst auch keinen Zugang dazu. 
Sicher entsprach es ihm mehr, im anglistischen Institut über die geschniegelten BWL-Studenten zu lästern, aber das allein reichte nicht als Grundlage für ein erfolgversprechendes Studentendasein und vor allem dessen Abschluss. Paul war erfolgsorientiert, auch wenn das niemand wahr nahm und seine Geduld war in allen Belangen nicht allzu groß.
Die Geduld mit der herum reisenden Exfreundin hatte ihn längst verlassen und nachdem er bereits zwei Monate nach seiner Rückkehr aus Israel eine neue Freundin kennengelernt hatte, wusste er schnell, was er zu tun hatte. Ein letztes Gespräch mit ihr würde anstehen, dieses Mal unter "seinen" Bedingungen.
Die Möbel der "Ex" standen noch in seiner Wohnung, die er selbst nun schon meist nicht mehr bewohnte.
Schon aus finanziellen Gründen (außer dem Bafög hatte er kein eigenes Einkommen) würde er schnell mit in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Die Wohnungsauflösung stand an, nachdem eine andere Entscheidung bereits gefallen war. 

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