Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Mai, 2011 angezeigt.

1988 - II

Ja, Deutschland, das Land der Beamten, der verschlossenen Kirchen, des Ladenschlusses, der Schubkästen. Der saubere Deutsche wirft alles aus dem Autofenster, faselt gern über Menschlichkeit und liebt die großen Gesten ohne Inhalt. – Die Sprachlosigkeit der Hessen ist übermächtig. Wenn sie den Mund aufmachen, dann nur zum Bescheißen. Sollte mein Vater recht behalten? Einmal habe ich mit einem mir befreundeten Paar zusammen gewohnt. Die Wohnung war sehr schön und groß, aber die Menschen hatten beängstigende Eigenschaften. Sie erdrückten mich fast und die Freundlichkeit wirkte wie eine aufgesetzte Maske, hinter der sich Zerrbilder versteckten. Sie kamen mir vor wie Figuren aus einem Retortenkuchen. So wie beliebig geklonte Figuren, die nur dazu geschaffen sind, mich mit ihrer Unnachgiebigkeit ihrer Existenz zu verfolgen. Ein schrecklicher Albdruck.. – Ich befand mich in einer Wohnung und sah auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wie nach einander Frauen in Badeanzügen aus dem Fenster ...

1988 - I

Als Buchhändler und dazu noch als ziemlich jung wirkender Mensch hat man eigentlich keine Chance auf einen ernsthaften, guten Job. Bevor ich mich nun weiter im Teufelskreis verstricke, den man natürlich auch als einzige, quasi vorgegebene, Lebensform sehen kann, will ich überlegen, ob ich nicht doch meine Bermudas rauskrame. – Es wird immer nur mit nackten Zahlen operiert, ohne den beträchtlichen Verwaltungsaufwand zu sehen, den die EDV nun einmal mit sich bringt. Die EDV, das große Wunderding, das von allein arbeitet.

Mein Zweiter Weltkrieg

Z uhause steht eine auf Schallplatte gebannte Dokumentation über das Dritte Reich mit vielen Originalaufnahmen der prominenten Naziführer. Solche Platten erzeugten bei der Generation meiner Eltern und Großeltern besondere Gefühle.  Ich kann mich an meinen Großvater erinnern, der, wenn er getrunken hatte, unvermeidlich das Absingen de Horst-Wessel-Liedes im Programm hatte. Dazu die Leidenschaft für die Marschmusik, die sich auch mein Vater gern anhörte. Mein Vater war kein Nazi und auch nicht im Krieg. Als 1929 Geborener hatte er das Glück gehabt, aufgrund seines späten Geburtsdatums im Dezember, nicht mehr zur Wehrmacht eingezogen zu werden. Er „durfte“ den Bombenkrieg in Kassel erleben. Seiner Begeisterung für den „Bund“ tat das allerdings keinen Abbruch.  Über Kriegserlebnisse meines Großvaters ist mir nichts bekannt. Seine Zugehörigkeit zur SA machte allerdings die Flucht aus Sachsen in den sicheren Westen nach Hann. Münden erforderlich. Ohne diesen Umstand hätten sich mein...