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Abschluß - Brief an keinen Unbekannten

Hallo Herr, ihr Blog "Arbeit und Struktur" hat mich sehr beeindruckt. Ich hoffe, Sie haben noch möglichst viel Zeit, um daran weiter zu schreiben. Als vor 1993 Geborener habe ich ja das Recht, Ihnen einen Brief zu schreiben. Als typischem Computer-Hocker fällt mir das gar nicht so leicht. So trainiere ich meine Handschrift mal wieder, aber das nur am Rande. Das Sie sehr geehrt sind, ist klar, obwohl ich es in der Anrede nicht zum Ausdruck bringe. Sonst würde ich Ihnen wohl auch nicht schreiben. Ich fliege zur Zeit über ihren Blog gerade zu hinweg. Es ist keine leichte Lektüre, die sie da anbieten, aber sie ist wenigstens der Wahrheit gemäß. Sie schreiben in Ihrem Blog Wahrheiten auf und das ehrt sie. Es ist beeindruckend, wie Sie den Irrwitz des Lebens auf den Punkt bringen. "Wenn ich etwas merke, rufe ich Dich an." Das steht ganz im Gegensatz zu ganz im Gegensatz zu der Szene vor ihres Zusammenbruchs vor einer Krankenhaus-Einlieferung, die von Kontrollverlust und d...

Laufen

Wie er so lief durch Feldes Flur, umgab ihn eigentümliche Natur. Gedanken, die schon lange warten und ihrer Eingebung harrten, kamen plötzlich nun hervor. Es war, als öffnete sich ein Tor. Tod der Mutter, fast vergessen, Tod des Vaters, gut beschrieben, nicht zu sehr ist es vermessen, zu sagen, es sind die Lieben, die ihm fehlen und ins Leere laufen lassen, doch es fällt ihm schwer, zu hassen. Die Sonne scheint ihm ins Gesicht, er hat sich, siehst Du es nicht? Wenn alle würden an sich denken, die Welt wär' reich an den Geschenken, die alle gern sich selber machen, mag man nun darüber lachen? Die Jugendliebe, längst verflossen, verlorene Kinder und ein kranker Bruder, Tränen drüber sind vergossen, allein, was hilft's, das Schicksal ist ein Luder. Er läuft weiter und versucht zu bleiben, was er ist und war und gewesen sein wird. Lässt Luft durch seine Lunge treiben, denkt und weiß, dass er sich irrt. Er hört es nicht, sein eigenes Schnaufen, er will doch noch ein Weilchen laufen.

Goethe'n

Was Goethe einst schon längst gewusst, im Reimen liegt des Dichters Lust. Ungereimt der Alltag rennt mit vielen Regeln, die man kennt. Es schreibt der Tätowierer E-Mails nicht, er stattdessen große Flächen sticht. Der Handwerksmeister betritt den Teppich, nur weil er da ist, dieser Nebbisch. Er gibt Dir nichts Schriftliches in die Hand, erst die Rechnung raubt Dir den Verstand. Und der Anzugträger im Büro glaubt, er sei der Chef im großen Zoo. Dies und mehr wiederholt sich ständig, Du wirst alt und nicht verständig. Warum nur dieser Lebenswandel? Weil sich's reimt, das ist der Handel.

Rezept

Ich bewege mich in einer mir sehr vertrauten Stadt, nur das Stadtviertel kenne ich nicht. Wie komme ich in die mir bekannte Gegend? Ich frage nach Verbindungen. Gehe in die Apotheke, habe ein Rezept, kenne aber den Namen des Medikaments nicht oder kann ihn nicht aussprechen. Ich rufe meinen Arzt an, der sagt, mit mir wird das nichts, ich soll ihm den Apotheker geben. Er findet das richtige Medikament. Bin erleichtert, jetzt muss ich nur noch nach hause, gehe über Stock und Stein.

Fausten

Der Teufel sieht Dir ins Gesicht, allein die Maske kennst Du nicht. Der liebe Gott ist schon gegangen, die Schöpfung hat ihn eingefangen. Ach, Gretchen, was ich hier verkünde, ist nichts, was nicht woanders stünde. Am besten wär's, wie ich es fände, es käme alles schnell zum Ende. Die  Zeit die Uhr umsonst vertickt, die Illusion ist nicht geglückt.