Dienstag, 24. Mai 2016

Schon gewusst?

Hier bittet ein selbst ernanntes Modell, ansonsten völlig emanzipiert und auf der feministischen Linie, um finanzielle Unterstützung für ein paar Bildchen und ein paar Gedanken, da quillt mein Skype über vor Spamkontakten. Die Augen könnten einem über laufen, ließe man sich darauf ein. Substantielle Kommunikation? Selten und wenn, dann unangenehm.
Die Soundsoviel.0 - Welt trennt die Menschen von der realen Welt und macht sie zu Usern. Aber wer hätte das nicht schon gewusst?
Die Sucht treibt uns weiter.

Montag, 16. Mai 2016

Mecki

Ein Hund und ich nun an der See
voller Hoffnungen und viel Weh. 
Meine Auge flimmert und er geht, 
zum ersten Mal sieht er das Meer, 
er springt,  er läuft, die Brise weht. 
Ich bin sein Hund und mag ihn sehr.




Montag, 9. Mai 2016

Vorbild

Wandernd unter Zelten sitzen,
getragen von Gedankenblitzen.
90 Jahre, keine Zeit
und die Dame ist bereit.
Diese da, die für uns spricht
und ihre Worte fordern Pflicht.
Die Natur so zu erleben,
das ist schön und zu erstreben.


Donnerstag, 5. Mai 2016

Liebesbrief

Da liegt er vor mir, Dein lieber Brief.
Erinnert mich an das, was unvergessen
in mir schlummert sanft und tief.
Ihn wegzuwerfen wäre vermessen,
ihn aufzuheben süße Qual,
hätte ich doch nur diese Wahl.
Noch einmal wollten wir beschreiten,
Wege, die wir gingen, uns begleiten.
Doch auf was wollen wir hoffen,
was war, was nicht, macht nur betroffen.

Dienstag, 3. Mai 2016

Beschnitt

Fahr' im Zug der Biedermänner,
träum' auf einem andren Nenner.
Was hier weg ist, bleibt verloren,
Ehrlichkeit nicht auserkoren.
Jeden Tag nun geht das so,
fühle mich bereits im Zoo.
Meine Haare sind zu lang,
der Spießer sieht's und ihm ist bang'.
Freiheit, die er auf den Lippen trug
war nichts als jugendlicher Betrug.
68/7oer, wozu habt ihr gestritten?
Heute wird ein andres Pferd geritten.
Raffgier und Konformität
das ist die erste Priorität.
So fahr' ich weiter, doch nicht weg
und suche meinen Lebenszweck.

Mittwoch, 27. April 2016

Der Hund

Deutschland ist auf den Hund gekommen. Tierschutzvereine kümmern sich darum, Hunde nach Deutschland zu holen, damit sie vor der Tötung in ihren Heimatländern bewahrt werden.
Dieses humane Anliegen einem Tier gegenüber ehrt uns. Auch wir wollen helfen, in erster Linie allerdings um selbst einen Hund zu bekommen, der keine Windeln mehr braucht und um keinem Züchter auf den Leim zu gehen.
Vorbereitet sind wir ja wirklich gut. Ein amerikanischer Hundetrainer beschreibt ein "Naturgesetz" für Hunde. Sie sind, so meint er, erst Tier, dann Art, dann Rasse und zuletzt Individuum.
Ein Tier denkt nicht, es folgt seinen Instinkten und es hat einfache Grundbedürfnisse:
Fressen, Schlafen, Kuscheln, Bewegung und ab und zu mal zu festgelegten Zeiten mal Sex.
Das Gefühl lässt der Meister hier außen vor.
Wie merkwürdig müssen wir Zweibeiner einem Hund vorkommen, so wird es mir die nächsten Tage durch den Kopf gehen. Wir verbringen so viel Zeit mit scheinbar sinnlosen Dingen. Reden, den Haushalt machen, zur Arbeit gehen und meist auch wieder nach hause kommen, sich die ganze Zeit mit unerklärlichen Gegenständen befassen und vor allem viel von A nach B oder sonst wohin unterwegs sein. Meist in Blechkisten, die einem Hund wenig Anheimelndes bieten.
Klingt alles nach wenig Spaß. Aber der Hund hört ja auch nicht in erster Linie, er riecht. (aktiv und passiv)
Die zweite Frage, die ich mir stelle, wird lauten, warum ich mir ein Lebewesen an den Hals lade, dass sich abseits seiner Grundbedürfnisse nicht für mich interessiert. Wahrlich habe ich schon genügend Menschen um mich herum, die mich nicht verstehen.
Unser Hund nun lebt schon vier Monate in Deutschland bei einer Pflegestelle und wir reißen ihn nun erneut aus seinem gewohnten Umfeld heraus. Da hatte er einen Leidensgenossen und Kinder, die mit ihm spielten. Nun ist er allein mit uns, meiner Frau und mir. Auto fährt er nicht gern, genau da fährt er jetzt mit. Nach Deutschland kam er nach 20 Stunden Busfahrt und war völlig verwirrt. So erhalten wir auch jetzt den Tipp, nach dem Ende der Fahrt erst mal Gassi zu gehen.
Jetzt zittert und pupst er, auf die Rückbank hinsetzen ist nicht. Er klammert sich an mich, schmiegt sich an. Ich kann nicht fahren. Meine Frau tut es.
Wir erleben ein paar schöne Tage mit ihm. Sie (eine Hündin) hört allerdings nicht die Bohne, wird aber auch nicht böse, schmollt nur. Sie soll nicht ins Schlafzimmer und nicht auf die Couch. Das alles kannte sie bisher. Sie geht nicht bei Fuß, zieht immer vorweg mit der Schnauze am Boden. Meine Frau kann sie kaum halten. Sie ist eine Jägerin, sobald wir draußen sind, interessieren wir nicht mehr.
Sie springt katzengleich auf, sobald sie was peilt und rennt los. Zwei Jahre alt, Straßenhündin eben und schon Mutter eines Wurfs. Sie weiß, was sie will. Sie mag mich, bilde ich mir ein. Wenn ich mir ihr raus gehen will, macht sie vorher ihre Unterwürfigkeitsgeste, will gestreichelt werden, leckt mich, wo sie kann. Sie ist schön, ihre braunen Augen sind klar und eindrucksvoll. Ihr Fell ist kurz und honigbraun. Ein Dackel mag in der Mixtur dabei gewesen sein. Sie blickt uns traurig an, wenn sie in ihrem Bettchen liegt und wieder mal nichts los ist. Spielen wird sie bei uns nicht, auch nicht mit ihrem Lieblingsspielzeug. Es wird bald klar, joggen werde ich nicht mit ihr können, sie hält kein konstantes Tempo, wandern auch nicht. Autofahren, eine Riesen-Nummer, Alleinsein, geht so.
Es wird uns klar, sie ist anders, als sie uns beschrieben wurde und wir sind nicht die richtigen Partner.
Wir mögen sie, aber sie ist nicht glücklich. Sie merkt es, als wir sie zurück bringen wollen.
Hatte mich zuvor noch einmal begrüßt, drückte ihren Kopf an mein Bein. Aufforderung zum Schmusen.
Das Bettchen geht mit. Vor dem Auto hat sie wie immer Respekt, gibt ihr typisches Wimmern von sich. Sie bellt nie. Sie zittert unterwegs, schmiegt sich noch einmal an mich an.
Wir nehmen Abschied in ihrem Zuhause. Sie springt wild vor Freude mit ihrer ehemaligen Spielgefährtin herum. Schaut mich noch einmal an. Alles gut, ob wir noch einmal einen Versuch unternehmen, ich weiß es nicht.
Hund und Mensch verstehen sich, wenn sie wollen und manchmal müssen sie sich trennen. Sehr viel menschliche Vorstellungskraft fließt in so eine Beziehung ein.




Dienstag, 19. April 2016

Rachel Joyce - The Unlikely Pilgrimage Of Harold Fry

Die Geschichte in diesem Buch könnte so oder so erzählt werden.

So: der Pensionär Harold Fry erhält eines Tages einen Brief einer ehemaligen Arbeitskollegin, in den sie ihm schreibt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt unter Angabe des Krankenhauses, in dem sie liegt. Harold erhält diesen Brief von seiner Frau, die diese Kollegin kennt. Er beschließt zu antworten und den Brief persönlich zum Briefkasten zu bringen. Der Weg dahin entwickelt sich zur langen, völlig ungeplanten, Reise und das Pilgern zu sich selbst beginnt. Harold beschließt, den Brief persönlich abzugeben.
Oder so: es wird die Lebensgeschichte zweier Menschen beschrieben, die durch eine Krise gehen mussten (Selbstmord des gemeinsamen Sohnes). Obwohl sie sich die Eheleute danach voneinander entfremdet haben und Maureen (Harold's Ehefrau) nun die plötzliche Trennung von ihrem Mann verkraften muss, finden beide letztlich wieder zueinander, kann es Maureen sogar tolerieren, dass ihr Mann Gefühle für ihre vermeintliche Konkurrentin Queenie (die Kollegin) zeigt.
Man kann also getrost von drei Hauptpersonen reden.

Doch das Buch ist erstaunlicherweise noch mehr. Es leistet sich einen Blick auf unsere Gesellschaft von außen. Es lässt den Protagonisten Harold alle Stadien durchleben, die ein einsamer Wanderer auf Britanniens Straßen durchlaufen mag. Harald lebt im Südwesten Englands und Queenie stirbt im Nordosten. Außer einer Reise durch England leistet sich die Autorin einen genauen Blick auf die Art, wie heutzutage Vermarktung funktioniert und wo sie schon einsetzen mag. Ein Reporter stößt auf Harold und befragt ihn eingehend nach seiner Reise, fotografiert ihn und fortan wird Harold nicht mehr allein sein, werden Festivitäten und Veranstaltungen seinen Weg begleiten. Harold wird das mühsam gefundene Selbst, seine Verbindung zur Natur, sein Leben mit und in ihr, kurzzeitig verlieren.
Beeindruckend die Szene, in der Queenies Tod aus ihrer Sicht geschildert wird, nachdem sie zuvor noch den Harold's Besuch bemerkt hatte, ohne mit ihm sprechen zu können.

Das Leben schreibt oft tiefe und einsame Dramen verbunden mit Gefühlen der Angst und Einsamkeit, der Ohnmacht und auch der Zuneigung gegenüber der Person, die einem im besten Fall das ganze Leben begleitet. Eine ganze Menge davon stellt Rachel Joyce in diesem Roman sehr emphatisch dar.