Mittwoch, 27. Januar 2016

Dieser Weg

Weg zurück,
Patientenzeit,
Alltagsglück
scheint allzuweit
und dazwischen
liegen Berge
seelischer Befindlichkeit.

Dienstag, 26. Januar 2016

Achtsam Sein

Perspektivlos nach vorn geblickt,
mein Schicksal hat mich ins Eck geschickt.
Und auch der Blick nach hinten,
lässt jede Hoffnung schwinden.
So lebe ich den Augenblick
als sei er mir das grösste Glück.

Mittwoch, 20. Januar 2016

0110-0000

Sah sie schöner als je zuvor in Hotpants und mit grauen Haaren. "Wo bist Du gewesen?" fragte ich sie. Sie lächelte und fast flüsternd, so als das ein Geheimnis, bemerkte sie, ich sei tot und das sei auch gut so. Ob sie dann auch tot war?
Ich wollte ihr Gesicht streicheln, doch meine Hand glitt durch sie hindurch. Ihre Gestalt löste sich vor meinen Augen auf. Als wollte sie mir auf die Schulter klopfen, so wehte eine Energie zu mir. 
Das Wort "tot" löste in mir allerdings nach ihrem Verschwinden einen namenlosen Schrecken aus.
Noch einmal, so schien es mir, kam ich zur Besinnung, als die Stimme meines Vaters zu vernehmen glaubte. "Wolfgang" rief es, "Ich habe Dir doch gesagt, von mir wirst Du es nicht erfahren." 
Vater saß auf seinem Stuhl, rauchte und hatte eine Bierflasche neben sich stehen. Wo ist Mutter, wollte ich schon fragen, als ich auch sie hörte. ein krächzendes "Aber, Wolfgang" gefolgt von einem unterdrücktem Lachen. Ihre gebückte Gestalt saugte fast an einer überdimensionalen Zigarette.
Trotzdem brachte sie so was heraus wie: "Mann, hast Du ihm denn immer noch nicht gesagt, wo wir hier sind? Wieder ein Lachen, verhallend. "Was macht er denn hier?" Mehr verstand ich nicht.
Sie wendet sich ab.
"Din Sohn hört mir nicht zu, er hat ein Gedächtnis wie ein Sieb, uns aber nicht vergessen." Er legte bedächtig und mit traurigen Augen die Zigarette in den Aschenbecher und setzte die Bierflasche an, die sich sogleich auflöste. Seine Hand streckte sich mir entgegen, erreichte mich aber nicht,
dennoch spürte ich etwas mir. Ich wollte mir über das Gesicht fahren, doch da war nichts.
Alle waren sie da, meine Gedanken, ich nicht mehr. 
Langsam dachte ich nicht mehr, war nicht mehr, dachte nicht, dass ich nichts dachte.
Was war ich? Ein Blitz in der Finsternis, ein Meer aus Sonnen, Wärme, Nichts, wohliges Aus.


Montag, 11. Januar 2016

Grüner Punkt

Versunken im eigenen Grab der Gedanken,
wohl seltsam leidend fühlend sich.
Scheibe einschlagen, so war der Rat.
Wo ist der Hammer, wo die Tat?

Montag, 4. Januar 2016

History

Versuche mir Ortsnamen zu merken.  Orte,  an denen ich noch nie war.  Doch die Erinnerung hält nur wenige Stunden. Hslia, immer steht ein H vor den Namen,  einer Verschlüsselung gleich.  Wir müssen uns verstehen,  hat ein Moslem mir gesagt.  Und dass der Koran nicht verändert worden sei. Das "müssen" irritierte mich. Er habe schon mal jemanden gepflegt,  der meinen Namen trug. Er stellte Ähnlichkeiten mit mir fest. Er sprach mich stets mit meinem Vornamen an. Beim Abschied gab er mir die Hand.
Verstehen ist gut,  verstehe ich mich selbst?
In meinem Traum geht es darum,  einen Zug für die Heimfahrt zu den Eltern zu finden. Beide sind für mich noch immer lebendig. Mal ist es die Mutter,  mal Vater,  zu dem ich fahren will.

Freitag, 25. Dezember 2015

Beschert

Die Kleinen beschert,
an alles gedacht.
Den Wahnsinn besiegt
und trotzdem gelacht.
Der diese Zeilen hat ersonnen,
den hat die Weihnacht nicht
gewonnen.

Montag, 21. Dezember 2015

10 Wochen oder "Dreams are Ten a Penny"

Ich habe meinen Arbeitsplatz gegen einen Platz in einer psychosomatischen Tagesklinik eingetauscht. Das war nach einem Sommer voller Ängste notwendig
Plötzlich hielt ich mein bisheriges Leben nicht mehr aus. Das Rumgesitze auf meinem beruflichen Abstellgleis nervte,
Panik beim Zugfahrten, ausgelöst durch eine Sehstörung, machten mir den Transport zur Qual.
Die Isolation am Arbeitsplatz, das Desinteresse meines Arbeitgebers auch anlässlich meines letzten runden Geburtstags, all das wurde mir bewusst.
Auch die zuhause ansteigenden Forderungen nach Aktivität erhöhten den Druck auf mich, ohne das mir eine Lösung eingefallen wäre, wie ich mit dem Status Quo umzugehen hätte, ohne ihn aufzulösen.
Doch wie nun weiter? Meine Therapiegruppe besteht aus jungen Mädchen und Männern, die sich gerade schwer damit tun, Abschied von zwei Patientinnen zu nehmen, die nach langer Zeit ihr Therapieende erreicht haben.
Der enge Zusammenhalt der Truppe ist für Neulinge schwer zu knacken, noch dazu ist mein Methusalemalter bekannt.
Nachdem nun alle Abschiede gebührend zelebriert wurden, bleibt der Rest ratlos zurück, so möchte man meinen.
Aber immer neue Patientinnen und Patienten geben ein neues Bild.
Witzigerweise sitze ich nun mit einer der Neuen im Zug zusammen, da sie auch in Kilian wohnt.
Das erleichtert und verkürzt mir die Fahrt nach Frankfurt, andererseits nimmt es mir den letzten Freiraum für meine einsamen Gedanken.
Gruppentherapie, Morgenrunde und der Feierabend winkt erst zur  Stationsschlusszeit, auch wenn man gar nicht mehr in Therapie ist. Das ist alles schwer zu schlucken und führt bei mir
nacheinander zu Schwindel beim Gehen und dann zu nervösem Augenflimmern und schlechtem Lesen.
Das hört sich
nicht nach einer guten Bilanz an und lässt mich nur auf ein Ende hoffen. Allerdings ist meine Verweildauer hier mit 8-10 Wochen veranschlagt. So als hätte ich da gar nichts mit zu reden.
Man brauche mehr Zeit,  ließ mein Therapeut mich wissen.
Zeit, die ich hier immer wieder zum Überbrücken der Abstände zwischen den einzelnen Therapiemaßnahmen benötige.
Mittlerweile habe ich hier einer Dame, die sich schon immer einen älteren Bruder wie mich gewünscht hat. Eine andere klopft mir ab und zu auf den Arm und hat immerfort Probleme und wieder eine andere findet alles schwierig, hat gemischte Gefühle und weiss auch nicht, warum sie so ist, wie sie ist.
Letztere hat selbstredend Essprobleme,
die hier aber nur mittags angegangen werden.
Ich selbst habe nun mittlerweile Probleme mit den Zwängen in dieser Klinik und der Therapieform der Tagesklinik an sich.
Da helfen mir die verordneten Medikamente auch nicht. Nachdem ich jahrelang auf dem Abstellgleis verbracht habe in meinem Einzelzimmer in der Firma, finde ich mich nun in einer Therapiegruppe wieder, werden Anforderungen an meine soziale Kompetenz gestellt. Das allein wäre nicht so schlimm, wenn ich zuhause Entspannungs- und Rückzugsmöglichkeiten hätte.
Mein Therapeut gebärdet sich so, dass man nicht das Gefühl hat, freiwillig da zu sein. Er will entscheiden, wie lange meine Therapie zu dauern hat. Auf ein Gespräch darüber kommt es nun an.
Es sollen zehn Wochen werden und ich bin darüber zwiegespalten. Sein Vorschlag, mit der Firma in Kontakt zu treten, solange ich noch in der Klinik bin, macht Sinn. Im Endeffekt belastet mich die Abwesenheit von dort doch.
Auch mit Ruth soll es ein Gespräch geben. Somit wären alle Problemkreise angegangen.
Führen Sie doch ein Therapietagebuch,  als ob mir das alles so neu wäre. Heute müsste ich rein schreiben: Gespräch mit Frau und Therapeuten in der Klinik.
Mittags gemeinsames Weggehen mit der gesamten Therapiegruppe.
Was macht das mit mir?  Mal sehen..
Erst mal alles gut,  so möchte ich meinen.  Meine Zwiespältigkeit wurde heraus gearbeitet. Das Rückzugsverhalten passt nicht zu meiner sozialen Kompetenz, die ich eigentlich habe. Unser Kommunikationsverhalten stellte sich dar,  auch wenn die Quintessenz das vorhandene Verständnis füreinander blieb.
Zu lange aber habe ich vor allem im Beruf nicht das ausgesprochen, was ich hätte aussprechen müssen.
Leichtigkeit kam bei mir heute auf,  angesichts meiner Restverweildauer von knapp drei Wochen kein Wunder.  So erheiterte mich ein Achtzehnjähriger heute bei und vor unserer Gruppentherapie mit seinen Rätseln.
Hurra,  mein Ausstiegstermin steht fest: Entlassung wird am 18.12. sein
Dennoch stellt sich keine richtige Freude ein. Zu gewohnt sind mir die Abläufe  der letzten Wochen. Zu vertraut werden mir die Menschen in meiner Gruppe.
An sich könnte ich gut gelaunt sein angesichts einer Zeit von gut zwei Wochen,  die mir noch bevor steht.
Wären da nicht die Ängste vor mir selbst.
Diese werden nun allerdings abgelöst von den Gedanken an das bevorstehende MRT. Es soll gemacht werden, weil die neurologische Untersuchung Abweichungen von Normwerten erbracht hat.
Mein Therapeut formulierte: die Sehstörungen, aus denen später meine Panikattacken resultierten, sind wahrscheinlich neurologisch begründet.
Was genau das heißt, weiss ich noch nicht. Natürlich reime ich mir zusammen, was da alles mit zusammen hängt. Mangelnde Empfindungsfähigkeit beim Sex ebenso wie die Koordinationsunfaehigkeit beim Tippen von Texten, die in vielen Tippfehlern resultiert. Verspätetes Erkennen von Fahrtrichtungen in Fahrzeugen und nachlassendes Orientierungsvermoegen, Vergessen von Namen etc. etc.
Das alles kann mit Stress zusammen hängen, Fakt ist,  ich habe hier kaum noch welchen dank der Gewöhnung.
Alles ist leicht geworden, der Gedanke an den Abschied bedroht mich aber mehr als das bevor- stehende MRT, was mir Klarheit bringen soll über meine Gesundheit. Fühle mich aber fast zu gut, als das ich an eine andere Krankheit denken könnte.
Weihnachten wird sicher nicht so spaßig, habe jetzt schon täglich Auseinandersetzungen mit Ruth wg. mangelnder Aufmerksamkeit bei unseren Gesprächen.
Auseinandersetzungen und Abschied sind wohl Teil des Mottos unter dem meine letzten Tage in der Klinik stehen. Es wird wohl für mich notwendig sein, mich abzugrenzen, um hier keinen Schaden mehr zu nehmen.
Ein Projekt habe ich noch, ich möchte am Main entlang und über die Main-Neckar-Bruecke walken, meinen mittlerweile täglich auftretenden Kopfschmerzen zum Trotz. Lust auf Neulinge in der Therapiegruppe habe ich jedenfalls nicht.
Erstmals wieder eine längere Strecke gewalkt inklusive Überquerung des Holbeinstegs und der Main-Neckar-Brücke. Tat mir gut. 
Das für gestern geplante MRT musste ich jedoch abbrechen wg.  einer Panikattacke.
Ich habe meinen Therapeuten gebeten, mir reinen Wein bezüglich der Verdachtsmomente einzuschenken. Er deutete an, dass hinsichtlich MS gedacht wird.  Gleichzeitig sagt er mir erst jetzt, dass ein weiteres MRT von der Halswirbelsäule benötigt wird. Habe fuer Februar 2016 einen "Spezialtermin" bei der Neurologie. 
Bis dahin sollte ich die MRTs hinter mich gebracht haben.
Die letzte Fahrt zur Klinik, es ist dunkel, mild und regnerisch. Meine Zugbegleiterin ist ausgefallen. Ich bin nüchtern und habe Brötchen für "meine" Gruppe gekauft. Ein letztes Frühstück nach einer letzten Morgenrunde, eine letzte Gruppentherapie, dann wird es vorbei sein.
Für Montag gibt es einen weiteren MRT-Termin. Dieses Mal im Buergerhospital.
Der Befund ist unauffällig, aber Entwarnung  bedeutet das nicht.
Vorher hatte mich die Uniklinik noch angerufen,  weil die Unterschrift unter die Entbindung von der Schweigepflicht meinerseits fehlte. Dabei hatten sich die Entlassungsprozeduren so lange hingezogen, dass ich unverhoffterweise noch einmal mit meiner Zugbegleitung (einer Mitpatientin) bis Bad Vilbel mit fahren konnte.  im Buergerhospital erzählte  ich am nächsten Morgen von meinem missglückten MRT-Vetsuch.  Der Mitarbeiter sagte daraufhin,  er selbst habe einmal dort gearbeitet.  Patienten aus dem Haus 93 (psychosomatische Klinik) werden dort als bekloppt angesehen.