Dienstag, 30. Dezember 2014

Besinnen

Weihnachten war toll, Weihnachten war nett,
ich hatte den Eimer stets am Bett.
Woanders wurde kräftig gesungen,
mir war die Ruhe ausbedungen.
Nun wünschen sich alle den guten Rutsch,
doch meistens ist dann ein Auto futsch.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Solcher

Ob ich Solcher oder Solcher bin,
entscheidet andrer Leute Sinn.
Es liegt nicht an mir, mich zu bedanken,
eben Solche setzen mir die Schranken.
Sagen, was ich wirklich meine
oder kommen nicht ins Reine.
Respekt ist da das falsche Wort,
Nichtachtung treibt mein Leben fort.
Solches gibt und nimmt Dir nicht
Deine Verantwortung und Pflicht.
Zahn um Zahn und Aug' um Aug'
ist des Lebens wahrer Klamauk.

Bardzo Dobrze - danke sehr,
früher meinte ich das eher,
so wie gesagt und wahr,
heute find' ich's ziemlich sonderbar.

Freitag, 19. Dezember 2014

Ihr Artikel wurde leider nicht verkauft

Sehe meinen Vater mit vom Abrollen von Tonbändern verschmierten Händen mit mir zusammen zum Friedhof zum Grab der Mutter gehen. Er hat mich nicht danach gefragt, ob ich meine Tonbänder haben will.
Mich hat es jahrzehntelang nicht interessiert, was ihm wohl Entscheidungshilfe genug war.
Ich reiße Videokassetten auseinander, die ich vor Jahrzehnten mal bespielt hatte. Mit Filmen, die mir wichtig zu sein schienen, die ich noch mal sehen wollte, irgend wann.
Zerschnipsele Bänder, empfinde Befreiung.
Wer hebt heute noch was auf und warum? Selbst die Körper verschwinden spurlos im Friedwald nach ihrem Ableben. Ein bisschen was muss es doch bringen, denkt man manchmal und stellt was auf Ebay ein, zum Verkauf. So eine Polaroidkamera, deren Kauf für unsere Familie damals eine Sensation war. Betrachtete mein Vater das ganze als technisches Wunderwerk, war meine Mutter in ihren kindlichen Naivität kaum noch zu bremsen. Fotos ohne Filmentwicklung und gleich zum Angucken, mochten sie noch so schlecht sein, das war auch die teuren Filme wert. Eine kleine Wartezeit nur und man grinste sich selber an.
Geblieben ist mir die Begeisterung des Augenblicks.
Heutzutage gibt man sich Mühe, Polaroids digital zu erzeugen, es gibt Liebhaberseiten im Internet.
Leider nicht für meine Kamera. Alles, was man nicht ich als 1 €-Auktion im Ebay einstellen will, ist ohnehin wertlos, den Profizocker wollen es billig. Da wähle ich lieber die Müllentsorgung und spare mir die Meldung "Ihr Artikel wurde leider nicht verkauft."  

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Köpfe

Es war mal in einer Zeit, in der Politiker glaubten, Integrationsgipfel besteigen zu müssen. Natürlich wollten sie das dem Wähler auch vermitteln. Doch der wusste bereits, dass die Politiker anderes im Sinne haben als sein Wohl. Es geht um die ausländischen Absatzmärkte für unsere heimische Industrie, jawoll!
Es ist vermutlich die Zeit, in der sinnfreie Wortspiele Konjunktur haben, in der Dinge auf einmal kein Brot fressen und auf manches altertümliche Töpfchen ein ebenso altes Deckelchen passt.
Aber was ist schon Zeit?

Dienstag, 9. Dezember 2014

Bardzo Dobrze!

Wieder mal eine Belehrung, friedlich und hilsbereit soll ich sein. Was ist nur mit mir los? Sechzig Jahre bin ich nun schon bald auf der Welt und gehe  Streitigkeiten geflissentlich aus dem Wege. Andere Menschen mir nicht, das ist schade. Die Wueste lebt, gemeinschaftlich. Die stete Wiederkehr ihrer Oednis ist triste.

Freitag, 5. Dezember 2014

Rauchmelder

Ein Gespenst geht um in Hessen. Es ist viel bedrohlicher als der erste linke Ministerpräsident in Deutschland.
Es ist die Rauchwarnmelderpflicht. Ab 2015 musst Du sie in Deinen Schlafräumen haben.
Männer werden in Deine Wohnung kommen, fremde Männer. Sie werden überall in jedes Zimmer mit ihren Straßenschuhen gehen, um festzustellen, ob da ein Mensch schläft oder schlafen kann.
Sie wollen die Dinger unter die Decke montieren und: sie werden wieder kommen, um sie zu warten.
Wenn Du schon Rauchmelder hast, es wird Dir nichts nutzen. Sie nehmen sie ab und machen eigene dran.
Du hast keine Chance, Deine Hausverwaltung macht mit, Sie hat Dir die Firma empfohlen und alle anderen Wohnungseigentümer finden es gut, weil sie dann  nichts mehr tun müssen, nicht mehr verantwortlich sind, wenn's mal brennt und sie zuhause sind.
Wenn Du nicht installieren lässt, dann werden sie Dich verantwortlich machen, Deine Miteigentümer, vielleicht bringen sie Dich um. Sieh' Dich vor und lass' die Männer rein, sie meinen es gut für ein bisschen Geld.
Dabei ist die Wartung von so einem Rauchmelder doch so einfach. Wenn die Batterie alle ist, gibt er einen Warnton ab. Man kann es auch selbst prüfen, indem man den Funktionsknopf drückt.
Aber das ist ja nun wirklich kein Argument.
Ich habe jetzt jedenfalls zwei statt einen Rauchmelder und keine Angst mehr in Hessen.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Verwunschenes Berlin - des Kaisers Reste

Moabit - Ferienwohnung
Ich stolpere fast die Treppe hinein in den Flur der angemieteten Ferienwohnung. Der Hinweis "Vorsicht Stufe" ist mittig auf der Tür angebracht und ich habe ihn übersehen. Der Verwalter der Wohnung wird mir später mitteilen, ich solle mich doch in Berlin amüsieren, statt nach Mängeln zu suchen.
Doch leider lässt sich wenig übersehen. Es wird gleich klar, dass es sich bei der Wohnung nicht um die eigentlich gebuchte Wohnung handelt. Wir sind im Erdgeschoss gelandet, mit direktem Blick auf die Mülltonnen in einem Hinterhof, der so typisch für Berlin erscheint. Nun ja, wir werden die zerfletterten Jalousien sowieso nicht hoch ziehen.
Die Wohnung ist nur oberflächlich auf Stand gebracht. So finden wir angebrochene Lebensmittel in der Küche. Wasser vom Vorgänger in einem gammeligen Wasserkocher. Unsauberkeit in Küche und Bad, eine Geschirrspülmaschine gibt es nicht, dafür einen alten Gasherd und eine Therme, die angeblich in der Wohnung über uns kaputt ist. Dies, so der Verwalter, sei der Grund, warum wir die eigentlich gesuchte Wohnung nicht beziehen konnten. Wir würden uns sicher nicht über das auslaufende Wasser freuen, so der Verwalter. Am Abend hören wir in der Wohnung über uns allerdings Geräusche und wir sehen Licht, nicht nur am ersten Abend, sondern während der ganzen Zeit unseres Aufenthalts. Irgendwann soll dort um Punkt 12 auch jemand hoch leben. Verkehr im Treppenhaus.
Wir dagegen werden tief leben. Packen nichts aus. Als ich die Bettdecke aufschlage, entdecke ich Krümel.
Es ist mir egal. Es ist Berlin und da meckert man nicht ungestraft.
Unseren Röhrenfernseher werden wir kaum nutzen. Ab 11 Uhr abends, so die zufällig anwesende Vermieterin, werde die Heizung abgestellt. Meine Angst, mir an der nicht normgerechten Badezimmertür den Kopf zu stoßen, mündet in einer überbordenden Vorsicht, die immerhin dazu führt, dass ich diesen Kontakt vermeiden kann. Überflüssig zu erwähnen, dass eine sinnvolle Wäsche wegen des zu kleinen Waschbeckens nur unter der Dusche statt finden kann.
Mein Berliner Herz ist gestorben bei minus 5 Grad und eisigem Ostwind. Mein Lieblingsschriftsteller hat sich ja schon vor über einem Jahr, todkrank, erschossen.
Dazu passt der Abend in einem Lokal, das ostpreußische und andere Spezialitäten anbietet.
West-Berlin, das scheint so etwas zu sein, wie ein Ort der Erinnerung an vergangene Zeiten.
Lichtblicke sind hier die Freundlichkeiten der türkischen Cafes, die es in unserer Umgebung gibt. So etwas erwartet man eigentlich in Berlin nicht. Moabit ist aber anders. Ein einfacher Arbeiterbezirk, in dem wir leider zu spät entdecken, dass es hier einige gute Lokale gibt. Keine restaurierten Prachtbauten, aber einheitlich graue Mietsubstanz. Es strahlt aber mehr Wärme aus als der Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche. Das Geschiebe auf dem Kudamm so wie in Frankfurt auf der Zeil. Austauschbar, alles vielleicht noch ein bisschen größer. Glanz der Marke, das Café Kranzler, wozu? Warum sollte man da hin?
Ich komme dieses Mal nicht weit. Tegel, Spaziergang am See, eine Pizzeria in der Markthalle. Super freundliche Bedienung, die es versteht, einer an Demenz leidenden Seniorin nicht zu nahe zu treten.
Die Dame wollte zahlen, bevor sie gegessen hatte. Mit Mühe überredete unsere Bedienung sie, auf das Essen zu warten. Sie, jedoch empört, nimmt nur einige kleine Bissen, fühlt sich übers Ohr gehauen wg. des Preises und schiebt mit ihrem Rollator ab. Es ist nicht der einzige, bei unserem Tisch parken weitere.
Vergessen in Berlin.
Ich werde noch Salzlakritz kaufen an diesem Tag und ein Gummibärherz mit Lebkuchengeschmack zur Verkostung erhalten. Die Bedienung lobt hier meine Kaufentscheidung.
Am nächsten Tag Charlottenburg, Park und Schloß, als wir etwas kaufen, erkennt eine Dame, dass ich nicht zum Zug komme. Berlin hält immer wieder Erkenntnisse parat, ungefragt.
Ein Abstecher noch nach dem Osten, Hackescher Markt, Leute wollen uns in Lokale locken. S-Bahn nach Strausberg. Voll, ein Farbiger bietet mir seinen Platz an der Haltestange an.
Weiter als zum Hackeschen Markt wollten wir aber nicht.
Mit dem Bus fahren wir morgens durch das nun schon tagelang grau verhangene Berlin zum ehemaligen Lehrter Bahnhof, pirschen uns durch den Hintereingang rein.
Gehen noch durch den Glaspalast und schauen vorn auf den Reichstag und das Kanzleramt.
Wäre besser gewesen, alles wäre in Bonn geblieben, geht durch unsere Köpfe. Die Hässlichkeit des Bundeskanzleramts ist bedrückend. Wahrscheinlich wird das eines Tage wg. Baumängeln abgerissen.
Unser Zug zurück scheint aus DDR-Zeiten zu stammen. Ein IC mit uralten, schon lange nicht mehr gesehenen Waggons. Es kommt die Durchsage, dass neben der ersten Klasse auch das Bordrestaurant fehlt und das auch keine mobile Verpflegung angeboten wird.
Längst fährt der Zug nach Spandau, als wir die Schaffnerin ansprechen. Es sind "des Kaisers Reste", klärt sie uns auf. Wir trinken türkisches Wasser.