Mittwoch, 27. August 2014

Blueprints

Mit dem Schreiben per Hand tue ich mich schwer. Unvermittelt bringe ich in einzelnen Worten Abstände rein. Schon immer habe ich einzelne Buchstaben in Druckschrift geschrieben, doch geschah dies meist am Anfang eines Wortes und koordiniert. Nun schreibe ich einzelne Buchstaben mal in Schreibschrift und mal wieder in Druckbuchstaben. Manche Buchstaben verschlucke ich, so das m. Es ist ein Mangel an Konzentration, Koordination und das Bestreben, schnell fertig zu werden. Und dann fehlt die Übung. Aber auch mit hätte ich das Gefühl, es nicht mehr wie früher hinzukriegen.
Schon die Unterschrift mit meinem Namen bereitet mir Probleme, von sechs Buchstaben bekomme ich nur noch vier hin. Zum Glück gibt es außer einem Testament kaum etwas, was man komplett handschriftlich abfassen muss. Persönliche Briefe fallen wenige an (außer an meinen Bruder, den mein Gekrakel aber weniger interessiert).
Aber auch beim Schreiben auf der gebräuchlichen Tastatur schleicht sich meine zunehmende Flüchtigkeit ein.
Da fehlen schon mal ganze Worte oder ich komponiere bisher nicht gekannte Reihenfolgen der Buchstaben. Leider kann ich nicht objektiv beurteilen, ob meine Bemühungen um Kontrolle Erfolg haben. Feedback gibt es auch auf im Internet veröffentlichte Texte sehr wenig. Man solle, so klärte mich eine Dame, Mitglied im gleichen Verein wie ich, nach dem Schreiben und vor der Veröffentlichung immer alles Korrektur lesen lassen und meinte damit offensichtlich, Ihre Berufung unterstützen.
Handschriftliche Texte sind allerdings keine Blueprints, sondern Originale, die unwiderruflich entstehen und im Falle von Fehlern neu geschrieben werden müssen. Das und das Fehlen von "Copy & Paste" machen mir, bewusst oder nicht, Angst.

Montag, 25. August 2014

Salú

Gerade hat sich ein langjähriger geschäftlicher Kontakt von mir verabschiedet. Mein eigener Abschied wird mir dadurch auch immer bewusster. Im Laufe des Gesprächs kamen dann so angenehme Themen wie Alter, Krankheit und Rente in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Bei manchen Männern kollabiert in einem gewissen Alter die Lunge und sie finden sich auf der Intensivstation wieder, ohne das die Mediziner wissen, warum so etwas passiert. Es ist schon beeindruckend, auf wie viele Arten man dem Jenseits näher kommen kann und manchmal ein kleines Wunder, wenn es Einem selbst nicht geschieht.
Doch auch die Vergangenheit, der mich z.Z. widme, ist nicht so erfreulich. Es gibt viele Tagebücher des ersten Weltkriegs, die man nun lesen kann. Schon nach wenigen Wochen des Krieges offenbaren einem die Schreiber die Wirklichkeiten eines solchen Gemetzels, das so gar nicht zum patriotischen Vorspiel passt. Dennoch gibt es auch im Untergang unterschiedliche Betrachtungsweisen abhängig vom Rang der Soldaten. Während die Offiziere relativ frei hinter der Front herum fuhren, bleibt dem einfachen Soldaten nur die bedrückende Perspektive des Schützengrabens.
Harry Graf Kessler hat mich als Tagebuchschreiber bisher am meisten beeindruckt.

Freitag, 22. August 2014

Kabarett oder die "Weisheit der Moni"

Kommissar Bröhmann hat mich heute in Beschlag belegt. Dietrich Faber hat sich da eine tolle Figur ausgedacht und ihm einen sehr eigenen Ausdrucksstil verpasst, den ich sehr gut nachvollziehen kann.
Ich dachte mir spontan beim Lesen der ersten Zeilen, dass ich auf die Art und Weise mein Leben gut kurz und knapp beschreiben könnte. Das wäre ein machbares Projekt und wer weiß, vielleicht realisiere ich das bald.
Für nicht machbar halte ich es ohnehin, alles zu schaffen, was man sich vorgenommen hat. Das wäre ein erschreckende Vorstellung, nichts mehr vor sich zu haben. Ich will ja noch nach vorn gucken, auch wenn Dieter Hildebrandt mal bemerkte, vorn habe er noch nie was gesehen.
Völlig irrsinnig ist jedenfalls die Angst, etwas zu verpassen. Mit jedem Erlebnis verpasst man ja zwangsläufig irgend etwas anderes.
Dieses Leistungsdenken hat heute aber auch viele junge Leute erfasst, dabei ist es doch wichtiger was der Mensch ist und nicht was er glaubt, geschaffen zu haben.
Einstweilen halte ich mich an die letztens in der Leipziger Pfeffermühle gehörte und von Frank Sieckel so überzeugend geäußerte "Weisheit der Moni":

"Wenn de zwee Lotschen host
un eener is fort,
dann nutzen der alle beede nischt."




Freitag, 15. August 2014

Die Sonne

Es gibt kaum ein beliebteres seriöses Fotomotiv als den täglichen Sonnenuntergang. Schon die alten Ägypter verehrten die Sonne und spendierten ihr einen eigenen Gott. Mittlerweile scheinen wir vergessen zu haben, wie wichtig sie für uns ist. Der Klimawandel wird als Problem erkannt, obwohl es ihn schon immer gab und er in der Vergangenheit wohl weniger von Menschen als von der doch so verehrten Natur selbst verursacht wurde. Die Wissenschaft versucht durch historische Betrachtungen des CO²-Gehalts in der Atmosphäre sowie die Gegenüberstellungen von Durchschnittstemperaturen Vergleiche zu schaffen, die daraufhin deuten,
dass der menschliche CO²-Ausstoß nun die Balance der erlaubten CO²-Menge stört. Der Mensch mal wieder als das berühmte Zünglein an der Waage, die Uhr mal wieder auf 5 vor 12 gestellt. So etwas ist beliebt. Wer erinnert sich nicht an die täglichen Berichte über das Waldsterben und das Ozonloch? Wo sind sie geblieben?
Während Meteorologen noch nicht einmal das Wetter für den nächsten Tag genau vorher sagen können, macht sich Lieschen Müller im Idealfall mal Gedanken, wie sie die Produktion von CO² vermeiden helfen kann. Schlimm ist es besonders, wenn man dann zu sehen darf, wie engagierte Schauspieler dann ihrer Meinung zum besten geben. Vegetarisch oder gar vegan leben ist ja heutzutage schon fast Mode, auch wenn die Sachen dann vom Bioladen geliefert werden (hallo Umwelt?).
Jeder, der meint, moralisch on top zu sein, muss zum Klimawandel was sagen.
Angesichts der Gelder, die für die Verbreitung der "CO² ist schuld" - Theorie ausgegeben werden, sollte die Frage erlaubt sein, welche Protagonisten da eine goldene Nase dran verdienen.
Fest steht doch nur eins: die Sonne wird die Welt samt ihrem Arsch verbrennen und bis dahin sind sicher alle Geister à la "Klimawandel" in irgendeinem Nirvana verschwunden.  

Mittwoch, 13. August 2014

Blog 1. Weltkrieg

Das Tagebuch von Ernst Pauleit wird als Blog im Netz veröffentlicht. Ein Tagebuch, dem ich gern folgen werde, weil es gerade die Lücke deckt, die sich im wahren Leben längst aufgetan hat: es gibt keine lebenden Zeitzeugen mehr.
Je mehr man über den Ausbruch des ersten Weltkriegs und die folgende Zeit liest, desto klarer wird Einem, als welche Schmach der Frieden von Versailles empfunden werden musste.


Montag, 4. August 2014

4.8.1914 - Christopher Clark - Sleepwalkers

Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien und Luxemburg. Christopher Clark, ein australischer Historiker, zeichnete in seinem Buch "Sleepwalkers - How Europe went to War in 1914" die Entwicklung hin zu diesem ersten Weltkrieg akribisch nach.
Er kommt dabei zu dem Schluss, dass die politisch Verantwortlichen in ihren Handlungen einer gewissen Zwangsläufigkeit unterworfen waren, die, gepaart mit der Unfähigkeit der Monarchen resp. Verantwortlichen, zu verhängnisvollen Entscheidungen führten. Es scheint, als sei sich niemand im Klaren darüber gewesen, welche Folgen das Verschwinden der Habsburger Monarchie zum Beispiel für die weitere politische Entwicklung haben würde.
Dieses Phänomen der Missachtung möglicher Entwicklungen ist auch in der heutigen Politik in aller Welt zu beobachten. Nur fehlten zur damaligen Zeit die internationalen Mechanismen, um die aus der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo erwachsende Krise zu regulieren und zu beherrschen. So gab es keine Möglichkeit, die Umstände des Attentats auf Franz Ferdinand objektiv zu untersuchen und die Hintermänner preis zu geben. Das österreichisch-ungarische Ultimatum an Serbien, vom Deutschen Reich unterstützt, musste also ins Leere laufen. Das russische Zarenreich bestärkte im Gegenteil
die verantwortlichen serbischen Politiker in der Ansicht, eine harte Haltung einzunehmen.
Frankreich indes wiederum gab Rußland die nötige Rückendeckung auch gegen das Deutsche Reich.
Dort hatte man die Niederlage gegen den Erzfeind von 1871 und den Verlust des Elsaß und eines Teiles von Lothringen längst nicht verkraftet. Massive französische Kredite stärkten die russische Aufrüstung und die panslawistische Doktrin überwog schließlich auch die bis zu letzt vorhandenen Willi-Niki-Dialoge.
Damit ist der rege Austausch von Telegrammen wenige Tage vor Kriegsausbruch zwischen dem deutschen Kaiser und dem russischen Zar gemeint.
Die russische Generalmobilmachung schließlich erfolgte vor der deutschen Kriegserklärung, eine Tatsache, die nicht vergessen werden sollte.
In Berlin herrschte ja immer noch die Ansicht, der Konflikt sei begrenzbar, wenn Österreich-Ungarn eine schnelle militärische Aktion gegen Belgrad beginnen würde. Dazu jedoch war die Habsburger Monarchie überhaupt nicht im Stande. Sieht man sich die Umstände an, unter denen Franz Ferdinand mit seiner Gattin in Sarajevo ums Leben kam, so kommt man nicht um hin, von einem großen Dilettantismus bei allem, was mit Sicherheitsvorkehrungen zu tun hat, zu sprechen. Es war nicht nur eine große Fehleinschätzung, offiziell und im offenen Wagen durch die Hauptstadt einer annektierten Provinz zu fahren, es war vor allem das Verhalten nach dem missglückten ersten Attentat, was besonders ins Auge sticht. Statt den ganzen Besuch sofort abzubrechen, wurde erneut im offenen Wagen durch Sarajevo kutschiert und dabei den eigentlich gescheiterten Attentätern die Gelegenheit zur erfolgreichen Erfüllung Ihres Auftrags gegeben. In Serbien werden die Attentäter noch heute verehrt. Es ändert sich also nicht wirklich etwas im Laufe der Geschichte.
Der zweifelhafte Verdienst des Deutschen Reichs und hier in erster Linie der preußischen Militärs bleibt es,
mit der Umsetzung des Schlieffenplans (Vorstoß der deutschen Truppen im Westen durch das neutrale Belgien) England weiterhin an der Seite Frankreichs und Rußlands zu halten. Es waren deutsche Truppen, die ohne Kriegserklärung in Luxemburg und Belgien einfielen. Den Plan hatten auch andere Mächte, sie vermieden es jedoch, ihn umzusetzen, geschweige denn, selbst den Angriff zu beginnen. Die britische Neutralität, die durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte, war mit dem Einmarsch in Belgien perdu.
Da half auch das an die belgische Regierung gerichtete Ansinnen nichts, den deutschen Truppen den Durchmarsch zu gewähren. Dieses führte lediglich zur verstärktem belgischen Widerstand.

Christopher Clark stellt fest, dass das Deutsche Reich keineswegs imperialistischer gewesen sei als die übrigen Großmächte. Es war leider aber auch nicht besser regiert.
 "Zum Repräsentanten taugt er, sonst kann er nichts." So wird der Erzieher des Kaisers, Georg Hinzpeter zitiert.
Gerade die Vorgeschichte des ersten Weltkriegs zeigt, wie wichtig es gewesen wäre, die Bismarksche Politik der Rückversicherung mit Rußland fortzuführen und sich keinesfalls in ein Bündnis mit der an allen Ecken und Kanten bröckelnden Donaumonarchie zu begeben. Der Balkan schließlich war kein deutsches Interessengebiet und die errungenen Kolonien schon bald nach Ausbruch des Kriegs verloren.

Sonntag, 27. Juli 2014

Osten

Rauch in der Nase,
Insektenstich in der Hand,
alles ne Phase,
Urlauber auf dem Land,
Ostsee befahren
vom Uropa dereinst
vor vielen Jahren,
fühl' es allerfeinst.