Samstag, 31. August 2013

Ringgeist - Wildwest

Im wilden Nordwesten Frankfurts und nicht im "Wilden Westen" trug sich unten am 17.12.2004 Beschriebenes zu.

Ein 60-Jähriger wird mit dem Messer gestochen und danach mit Benzin übergossen und angezündet, weil er einen Falschparker vor seiner Garage angesprochen hatte. Dabei kam es zu einer Auseinandersetzung mit dem lebensgefährlichen Ausgang. Er wird es hoffentlich überleben. Das ist leider der Anfang oder das Ende einer absehbaren Entwicklung. Die Brutalität im Straßenverkehr nimmt zu und das Rechtsempfinden ist unterentwickelt. In Kalbach treffen alte Bewohner zunehmend auf städtische Probleme. Und sie sind nicht zimperlich im Umgang mit den Zugezogenen. Ich selbst habe das am eigenen Leib erfahren. Als ich einmal jemand anhupte, weil er mir die Vorfahrt nahm, verfolgte mich der Fahrer bis vor die Haustür, beschimpfte mich und empfand es wohl als Zumutung, dass ich im vermeintlich so schönen Kalbach wohne. Andererseits werde ich angepöbelt, wenn ich mich über einen Falschparker vor meiner Garage errege, weil ich weg muss. Die Dame mit dem  Geländewagen fand ihren Stress wichtiger, drohte mir eine Anzeige wegen eines Kratzers auf ihrer Autotür an (der natürlich schon vorher da war) und beschimpfte mich als ‚Blödmann’. Entschuldigung? Weit gefehlt. Eher Wildwest, sattsam bekannt sind mir die „Duell im Morgengrauen“-Situationen, wo zwei Autofahrer nebst Untersatz sich gegenüberstehen und keiner will zurück. Meist gebe ich nach, weil ich keine Lust auf Duzen der unfreundlichen Art habe. Meine Bessere sieht das alles anders. Hupen, lautet ihre Devise, ich lasse das lieber, denn ich habe weder Messer noch Pistole dabei. Zum ortsansässigen Bäcker gehe ich auch nicht mehr, denn ich spreche weder den hiesigen Dialekt in glaubwürdiger Form, noch verfüge ich über laienschauspielerische Qualitäten.  - Schwer zu begreifen dagegen ist, an welchen Nebensächlichkeiten sich das Schicksal eines Menschen manchmal entscheidet.

Donnerstag, 29. August 2013

Ringgeist - Freiheit


Weiter geht das Plündern meiner Gedanken, aber sie sind ja schließlich frei. Ein anderes Klischee ist es, dass Frauen nicht mit der Technik umgehen können. Am 14.12.2004 musste ich es erleben, bin aber im Traum zumindest noch einmal davon gekommen.

Meine Bessere hat heute nacht einen verbissenen Kampf gegen die Technik geführt und Zeitschaltuhren nebst Steckdosen aus der Wand gerissen. Derweil fühle ich mich wie ein Vogel im Netz, jedes weitere Flattern führt zu einer noch engeren Verstrickung.
Folgende Geschichte fiel mir ein: ein vermögender Mann geht zu einer Vermögensberatung. Während des Beratungstermins schöpft er aufgrund der Art der Fragen Verdacht. Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht ihn, er fühlt sich unsicher. Er eilt nach hause und versucht zu sichern, was zu sichern ist. Tatsächlich wird aber trotz alledem eingebrochen, die Diebe sind bewaffnet. Sie durchsuchen die Wohnung, lassen ihn jedoch frei herumlaufen. Seine Hausangestellte haben sie gefesselt. Er sieht eine Waffe auf dem Tisch liegen. In einem unbeobachteten Moment ergreift er sie und schleicht zur Tür. Sie ist abgeschlossen, aber seitlich nur in einer Holzleiste verankert. Er zeiht die Tür mit Kraft nach innen und reißt die Holzleiste heraus, dann entkommt er. Er versucht den Notruf auf dem Handy zu wählen, aber die Tasten sind zu klein für seine Finger, statt 110 tippt er immer wieder 117 oder 118. Er wird panisch.
Er steht jetzt seinem Haus gegenüber, noch folgt ihm niemand. Er ist bereit, auf jeden Verfolger zu schießen. Er macht sich Gedanken um die verbliebene Person. Schließlich findet er einen Verkäufer, der auf seinem Handy die Polizei rufen kann. Nun braucht er nur noch zu warten, bis sie eintrifft. Er fühlt sich ein bißchen wie ein Held und wartet auf den Showdown.

Mittwoch, 28. August 2013

Ringgeist - Wahrheit

Am 8.12.2004 hatte ich es mit der "Wahrheit". Gibt es überhaupt eine? Oder ist das nicht nur ein Gefühl?

Die Wahrheit ist eine häßliche Geliebte. Sie hat Falten und Flecken, fühlt sich hart und unnahbar an. Ich habe sie schnell aus dem Bett gestoßen, dabei ihre innere Schönheit übersehen. Sie offenbart sich nur dem, der sie erkennt. Ihre Berge und Täler übertreffen jeden Rausch der Phantasie. Ich bleibe zurück im unwirklichen Schutz der Einbildung und habe eine Ahnung.

Meldungen

Gestern Abend erzählte mir meine Frau, Wolfgang Herrndorf sei tot, das sei die Meldung des Tages. Ich hatte ihr den "Tschick" zum Lesen empfohlen. Daher kannte sie den Namen.
Gestern wurde aber auch über einen Mann berichtet, der seinem vor sechs Wochen verstorbenen Frau ein Liebeslied geschrieben hatte, das er aber selbst nicht singen könne.Ein kleines Label hat es nun heraus gebracht, gesungen von einem richtigen Sänger. "Sweet Lorraine" heißt es.
75 Jahre werden wir nicht schaffen, dazu haben wir zu spät geheiratet.
Was hat die Frau nun davon, dass er ihr dieses Lied geschrieben hat, war mein erster Gedanke.
Die, um die es geht, haben halt nichts mehr davon. Solange man lebt, ist es anders.
Es ist also zu spät, eine Laudatio auf Herrndorf heraus zu bringen und das Rühren im Betroffenheitsquark hätte er wohl nicht gemocht. Der letzte Eintrag seines Blogs jedenfalls enthält die Vermeldung seines Suizids.
Korrekt und nicht geschönt, so wie er es wohl auch wollte.
Das Schreiben eines solchen Blogs mit dem Wissen um die eigene Krankheit und das unvermeidlich aus ihr resultierende Ende beeindruckte mich und ich habe es ihm auch geschrieben.
Er hat aber wohl soviel Post, vor allem zu seiner Krankheit bekommen, dass er vieles nicht beantwortete.
Mir ist auch selbst schon die Unmöglichkeit eines solchen Briefes, den ich da schrieb, aufgegangen.
Eine Fassung habe ich dann auch gar nicht erst abgeschickt.
Ihn selbst hat es wohl nicht gefallen, dass er sich zum Schluss nicht mehr so ausdrücken konnte wie er wollte.
Der Kontrollverlust und die Veränderung seiner Persönlichkeit, die er bei sich selbst bemerkte, haben ihn erschreckt. Er war trotz aller Freunde allein mit seiner Endlichkeit und er wusste das. Dennoch hat er die schönen Momente, die ihm noch blieben, soweit er konnte, auch im Blog festgehalten.
Ob es überhaupt möglich ist, in einem Blog auch nur annähernd das wieder zu geben, was an Mensch an Gefühlen empfindet, ist eine andere Frage.
Er selbst hat zum Schluss daran gezweifelt, den Zweifel geteilt, mit denen, die lesen wollten.
Ich selbst wollte und will und es bleibt zu hoffen, dass sich gute Menschen seiner möglicherweise hinterlassenen Texte annehmen und so noch einmal etwas was zu lesen sein wird von diesem Wolfgang Herrndorf.

 

Montag, 26. August 2013

Einweisung

Das Leben ist so, sagte der Platzanweiser. Sie nehmen bitte hier Platz und schauen sich das an.
Es werden einige Leute kommen und Interesse an Ihnen vorgeben. Nehmen Sie das nicht zu ernst.
Ich frage nach: Sie meinen, wenn jemand sein Popcorn gerade neben mir essen will, soll ich mir nichts dabei denken? Genau, erwidert der Platzanweiser, Sie sehen sich nur den Film an. Dafür haben sie ja bezahlt.
Und lassen Sie sich auch nicht von den Remplern beeindrucken.
Und wenn die nun während der Vorstellung über ihre eigenen Probleme reden wollen?
Das gehört zu einer Vorstellung schließlich dazu. Nein, mein Herr, Sie befinden sich in einer Vorführung.
Sie fangen damit bitte nicht an.
Gut, ich wollte das Thema nicht vertiefen.
Übrigens, im Gehen sagte er noch, wenn der Film zu Ende sei, sei er auch zu Ende. Ich solle dann gehen und nicht sitzen bleiben. Sie müssten schließlich für die nächste Vorstellung die Sitze sauber machen.  

Sonntag, 25. August 2013

Ringgeist - That's the way..

Meine Blogentsorgung schreitet voran, auch dieser Beitrag "zeichnet das Selige", nein, segnet das Zeitige.  Bin nun bereits beim 2.12.2004. Überflüssig zu sagen, dass ich das Thema 50 längst durch habe.


Von Zeit zu Zeit sollte man sich neu erfinden, um das Leben wieder zu erfahren. Das Leben ist einfach, die Umstände sind kompliziert.
Ab 50 sollte sich jeder darum bemühen, sich eine Perspektive für das Alter aufzubauen. Alterswohngemeinschaften kommen sehr in Mode. Denn die Wichtigkeit sozialer Kontakte ist gerade in den späteren Jahren unbestritten. Ich freue mich auf eine Zeit, in der ich noch etwas kann, aber nicht mehr alles muß. Ich lerne verstehen, wie meine Eltern gedacht haben mögen. Aber verstehen heißt ja nicht: akzeptieren. Deswegen werde ich mich nicht im Nest einigeln, an Ideen für den Ausgang hat es mir noch nie gemangelt.

Samstag, 24. August 2013

Ringgeist - Umsonst ist der Tod..

25.11.2004: angesichts der leider bevorstehenden Wahlen ist das durchaus aktuell, wenn gleich unsere aller Merkel ja auch zu diesem Thema schon gar nichts mehr sagt.

Nicht geträumt ist der Unsinn, den unsere Politiker täglich über unseren Köpfen ausschütten.
Der Sozialismusgedanke ist sehr groß in Deutschland und zwar in allen Parteien. Dabei äußert er sich eher immanent, offiziell gilt natürlich: „Freie Fahrt für freie Bürger“. Der Zweck heiligt die Mittel, man kann sagen, er ist urdeutsch. Nun schwenken sie wieder das soziale Fähnchen, in dem Kinderlose mehr in die Pflegeversicherung einzahlen sollen, selbstverständlich vom Einkommen unabhängig. Um den Wahnsinn auf die Spitze zu treiben, sollen auch tote Kinder den Eltern angerechnet werden. Wenn das alles richtig sein soll, ist es also so, das eigentlich die Kinder ihre Eltern pflegen müssen und daher die Pflegeversicherung weniger oder garnicht in Anspruch genommen wird. Und die Kinderlosen liegen der Pflegeversicherung notorisch auf der Tasche, weil sie sich bis zum Abwinken pflegen lassen.
Ich nehme das wohl alles zu ernst, gemeint ist wohl nur, dass auf elegante Art und Weise die Beiträge erhöht werden. Der Quatsch mit dem Generationenvertrag ist auch anderweitig nicht tot zu kriegen, obwohl die Rentenkasse pleite ist. Wer sagt denn eigentlich, dass all die lieben Kinderlein später auch fleißig für ihre Eltern bezahlen? In einer Zeit des maßlosen „Gürtel-enger-Schnallens“ und der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland sind sie womöglich arbeitslos oder ale Existenzgründer zum Unternehmer geworden, der als Beitragszahler ausfällt. Jeder sorgt für sich selber, daran werden wir uns gewöhnen müssen.
Statt nur dem Einzelnen ständig in die Pflicht zu nehmen, sollte auch der Staat mit gutem Beispiel voran gehen und mit dem Geld marktwirtschaftlich arbeiten. Aber so wie in Deutschland der sozialistische Gedanke nicht dem Sozialismus dient und die Freiheit des Einzelnen nur beim Geldausgeben liegt, leitet sich der Name Tobias womöglich vom Verb Toben ab.