Freitag, 5. Juli 2013

Ringgeist - Gladly Listen to the Mule


Noch während des Besuchs meines Patenkinds schreibe ich am 26.8.2004:

Was soll das nun wieder heißen? Wieso geht mir diese Zeile durch den Kopf? Glücklich höre ich dem Maulesel zu.. Ein Maulesel wäre alledings manchmal ein Glücksfall, statt irgendwelchen Leuten zuzuhören.

Mein Patenkind war gestern scheiße drauf. Immerhin hat er sich vor dem Zu-Bett-Gehen ganz lieb entschuldigt. Heute morgen bin ich schnell ohne Frühstück aus dem Haus geschlichen, damit ich heute nachmittag früher Feierabend machen kann. Er ist ein ganz großer Nachahmer, will Schlappen anziehen, weil ich welche anhabe, Mohnbrötchen essen, wenn ich welche esse etc. So machen wir das, das muss ich mir noch überlegen. Er redet wie ein Alter: gesetzt. Ich bin vom Joggen zu müde zum Weiterschreiben. Ups, just schellt mein Telefon, es ist die IT-Queen.

Dienstag, 2. Juli 2013

Ringgeist - Kinder

Am 20., 25. und 29.8.2004 beschäftigte mich der Besuch meines Patenkindes.
Die Beiträge schafften es nicht in die Top 25 der meist gelesenen Beiträge.

Mein Patenkind kommt nächste Woche in Begleitung meiner Schwiegermutter. So sehr ich mich darauf freue, die Einschränkungen in unserer Wohnung werden beträchtlich sein. N. meint, dass er mit mir ins Schwimmbad geht und ich ihm vorher seine Schwimmflügel aufblase. Als Geschenk hat er sich Blumen für mich und ein Spiel für meine Frau ausgedacht. Eins haben Kinder mir voraus. Sie wissen immer genau, was sie wollen.
Mädchen haben zudem schon Tendenzen zum Multitasking. Währen sie zu ihrer Puppe sagen "Bleib' du mal hier liegen" und das wiederholen, schauen sie aus dem Fenster den Kindern beim Spielen zu. Die Puppe hat sich an ihre Anweisung gehalten und ist liegen geblieben. Das geht bei mir nicht immer so erfolgreich.

Es ist ein Akt, Leute dazu zu bringen, miteinander, statt übereinander zu reden. Kinder haben da weniger Probleme. Sie kennen nur die direkte Rede. Mein Patenkind findet sein Gästebett einfach kuschelig und fährt noch gern jede Art Bahn. Ob sich das noch ändert?

Mein Patenkind ist wieder zuhause und wir können ein wenig durchschnaufen. Der Tag im Palmengarten mit ihm war klasse. Er hat mir immerhin ein schönes Bild von einer Ente im Teich gemalt. Nun verabschiedet sich mal wieder meine Tastatur. Kein Mensch weiß, warum das so ist.
Die Ente ist durchsichtig und gleichzeitig kann man das Bild als Teich sehen. Er hat das signiert und mit drei Linien symboliisert, dass er drei Gegenstände verewigt hat. Ich werde es zur Erinnerung in meinem Projektbüro aufhängen.

Freitag, 28. Juni 2013

Ringgeist - Brauche ich jedes Mal ein Thema? - Fisch

Man soll mir nichts über die Freuden des Alters erzählen. Ich vergesse viel, manchmal auch das Bloggen, von anderen schönen Dingen mal ganz abgesehen. Ich erinnere mich an meinen Körper, er gehört mir, den muss ich mir immer an sehen. Da sehe ich nun eine unablässig wachsende Fettschicht, die ihn umhüllt. Das Gemeine ist, nur ich sehe das. Da mein Kopf sehr groß geraten ist und der Oberkörper sehr lang, denken immer nach alle anderen Menschen, sie müssten mich mit Süßigkeiten eindecken.
Da begebe ich mich gern in die Rückschau, die heute gleich zwei Beträge umfasst.
Aufmerksame Leser dieses Blogs werden wissen, warum ich das mache. Während Weltraumschrott nämlich von selbst auf unsere Köpfe fällt und angenehmerweise meist vorher verglüht, muss man den Schrott im Internet selbst beseitigen, da er sonst bis zum Ableben des Providers stehen bleibt.
Die wenigsten Menschen spüren diese Pflicht allerdings wirklich.
Ich aber eröffne diesen wertvollen Beiträgen eine weitere und neue Zukunft im digitalen Nichts.

Am 18.8.2004 stelle ich fest: 

Brauche ich jedes Mal ein Thema?
Nein, ich gehe jetzt zu Tisch und schaue mir ein paar blaue und schwarze Anzüge an, die sich den Bauch zu von den Banken subventionierten Essenspreisen voll stopfen und sich für die Herren der Welt halten.

Das mündet am 19.8.2004 in der Erkenntnis: 

Fisch
Ich habe natürlich nicht nur auf die schwarzblauen Anzüge geschaut beim Essen, sondern auch auf die Kostüme. Ich selbst sah eher aus wie ein Papagei, so jedenfalls urteilte meine Frau morgens. Ich nenne sie der Einfachheit halber "Meine". Ockerfarbene Leinenhose und blaues Leinenhemd, dazu schwarze Schuhe, die ich auch im Winter trage. Meine fand das ätzend. Manchmal möchte ich mich einfach ein bisschen "kariert" anziehen. Ich finde das völlig in Ordnung, weil es meiner jeweiligen Lebenslage entspricht. Der Fisch kam näher geschwommen und glotzte, steckte sein Maul aus dem Wasser und zeigte mir seinen Rosaschlund. Sicher fand er meine Klamotten irgendwie komisch. Der Preisunterschied der subventionierten Cola in der Kantine beträgt 1,85€ ohne und 0,67€ mit Subvention.

Der Beitrag erreichte mit 171 sagenhaften Aufrufen Platz 13 der Top 25.

Die Zukunftsaussichten hier schätze ich optimistisch mit 4-6 Maschinenzugriffen ein.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Ringgeist - Biggi

Im Internet befindet sich, ähnlich wie im Weltraum, immer mehr nicht mehr benutztes Material.
Nun trage ich meinen winzigen Teil zum Aufräumen bei, in dem ich zumindest mal einen von mir nicht mehr gepflegten Blog lösche. Der Nachwelt seien einige beschauliche Einträge erhalten.

18.8.2004
Heute hat mir Biggi geschrieben, ich hätte einen geilen Hintern, bzw. sie hat das Wort "Arsch" benutzt. Ob mich das stolz macht? Klar, Anerkennung kann jeder Mensch am frühen Morgen gebrauchen. Was weiß ich, ob ich für neue Projekte noch zu gebrauchen bin und wenn ja, für wie lange. Damit meine ich natürlich berufliche Projekte. Also mache ich eben meine eigenen, privaten, die bleiben mir wenigstens.

Kommentar: Frauen können also doch klare Ansagen machen. (Die von meiner Frau verdränge ich meist.)
Fragt sich, woher Biggi so genau Bescheid wusste und wer sie überhaupt war.
Der Beitrag jedenfalls schaffte es nicht in die Top 25 (aus 500) der meist gelesenen Beiträge.

Dienstag, 18. Juni 2013

Schöne Grüße

Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich wohl schon lange tot. Neulich sah mich ein Kollege völlig untergoren an, ohne den Mund zum passenden Gruß zu öffnen. Mit Verwunderung stelle ich fest, wie viele Menschen, die ich zeilweise schon seit Jahrzehnten kenne, wortlos an mir vorbei rauschen. Irgend etwas mache ich wohl falsch oder alles ist richtig. Mittlerweile überlege ich mir selbst schon, ob ich grüße und lasse meinerseits den Schnabel oft zu. Grüßen hat hierzulande ja etwas statusmäßiges, Status und Respekt muss man sich erarbeiten oder die berufliche Position resp. das Geschäft nötigt einen zur Höflichkeit und damit auch zum Grüßen. Ich weiß nur eins: kein Gruß ist mir im Zweifelsfall lieber als ein falscher.

Donnerstag, 6. Juni 2013

Krank

Um mit Herrn Herrndorf zu sprechen, ich bin nicht so der Experte im Kranksein. da war ich noch nie so gut drin. aber. Ab und zu muss ich mal, zum Arzt, meine ich. Der sieht ganz nett aus und begrüßt mich so, als wenn er freundlich wäre. Untersucht mich und hat es gleich, was mir schwer imponiert. Ich stehe nämlich total auf Leute, die einen sicheren Eindruck machen, auch wenn das nur gespielt ist. es beruhigt eben. Ein Jahr bis anderthalb würde das dauern, sagt er, so als müsse mir das alles nichts ausmachen. Jetzt soll ich erst mal einen Monat lang ein Medikament nehmen. Das gibt es als Pulver oder als Tablette. Vier Mal am Tag, aber das schafft eigentlich Keiner. Regelmäßig wären drei Mal am Tag genug. Mir ist es eigentlich egal wie oft, lästig ist es allemal. Ich bin nämlich geschulter Medikamenteneinnehmer, das kann er aber nicht wissen. Dann komme ich nach einem Monat wieder, sage ich, seine Sicherheit in mir aufsaugend. So machen wir das, meint er. Ich frage sicherheitshalber noch mal nach, wie "meine Krankheit" nun heißt, schließlich hat er sie ja nicht. Er schreibt es mir auf einen Zettel, falls ich googeln will. 
Sehr praktisch, ich beschließe den Zettel wie ein Gebetsbuch zu hüten und beginne gleich, als ich wieder vorm PC sitze, danach zu suchen. In einem Monat, das ist klar, werde ich bei dem größten Experten für meine Krankheit sitzen, einem Professor. Denn es gibt viel mehr Medikamente, die man bei einer Krankheit nehmen kann und sollten nicht jede Menge Blutbilder gemacht werden. Vitamine, Vitamine und die richtige Strategie.. 
Wozu sollte ich denn meine ganzen Strategiespiele gemacht haben, wenn er mir hinterher alles über den Haufen wirft, der Herr Doktor? Ist es denn nicht in einem Monat viel zu spät?

Dienstag, 4. Juni 2013

The Dream of the Celt

Roger Casement wird in Irland in der Nähe von Dublin als  Sohn eines protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter geboren. Die Mutter lässt ihren Sohn heimlich katholisch taufen und stirbt, als Roger 10 Jahre alt ist. Der strenge Vater hat in der Armee des britischen Empire gedient, bricht aber nach dem Tod seiner Frau völlig zusammen. Roger wächst von da an bei seinem Onkel in der Provinz Ulster auf. 
Nicht vergessen hat er die für ihn faszinierenden Schilderungen seines Vaters über dessen Auslandseinsätze. Nach dem Ende seiner Schulausbildung nimmt er auch aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen eine Stelle in Liverpool bei einer Schiffsfirma an. 
Schon dort beobachtet er die Schiffsbewegungen zwischen den Kolonien und England. Er erweist sich als ein introvertierter junger gewissenhafter Mann, der einen Traum hat: nach Afrika zu reisen. 
So schafft er es, als britischer Konsul im Französischen Kongo zu arbeiten. 1903, mittlerweile im Freistaat Kongo auf dem gleichen Posten, wird er dazu auserkoren, die Menschenrechtssituation der Eingeborenen zu untersuchen. Der Freistaat ist im Besitz des belgischen Königs Leopold II, der ihn systematisch ausbeutet (Kautschukvorkommen). Der Report, den Roger Casement erstellt, macht ihn nicht nur zu einem berühmten Mann, sondern er führt letztlich auch dazu, dass Leopold der II. seinen Besitz an den belgischen Staat abgeben muss. 
Die Welt braucht Kautschuk und dieser wird auch in Südamerika gewonnen. Casement wird nun vom Foreign Office gebeten, die Gerüchte über die Behandlung der Eingeborenen im peruanischen Amazonasgebiet durch die in Großbritannien registrierte Peruvian Amazon Company zu überprüfen. 
Wiederum deckt er grausamste Ausbeutungsmethoden und Folter auf. Sein Bericht führte dieses Mal zur Auflösung des Unternehmen, ohne dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden.
Roger Casement wird zum Sir geschlagen (Companion of the Order of. St.Michael and St. George), was ihm die Widerspüchlichkeit seines bisherigen Lebens vor Augen geführt haben dürfte. Nicht nur gesundheitliche Gründe führten dazu, dass er sich aus dem diplomatischen Dienst für das Empire zurück zog. Die Liebe zu seiner viel zu früh gestorbenen Mutter war auch eine Liebe zu Irland. 
Völlig desillusioniert vom EInfluss der Europäer in den Entwicklungsländern mag er für sich auch in Irland das unterdrückte Land gesehen haben. Roger Casement war stets ein Getriebener und er half, wo er konnte auch mit seinem Privatvermögen.
Mario Vargas Llosa hat nun mit dem Roman "The Dream of the Celt" praktisch eine Autobiographie von Roger Casement verfasst, die eine sehr persönliche Sicht auf den Protagonisten erlaubt. 
Roger Casement hat Tagebücher, seine black und white diaries, geschrieben, die die Quelle für die geschilderten intimen persönlichen Erlebnisse von Roger Casement sind.
Leider hat Roger Casement auch seine homoerotischen Abenteuer aufgeschrieben und seine erotischen Fantasien dazu. Und es mutet schon ein wenig merkwürdig an, wenn man liest, dass er einheimischen Jungen Geld gibt, um sie nackt zu fotografieren und sich weiter mit ihnen zu vergnügen.
Alles vom britischen Geheimdienst erfunden, in Deutschland wird das gern behauptet. 
Nachdem er auch überzeugt davon war, Irland könne die Befreiung vom britischen Joch nur durch einen bewaffneten Kampf erzwingen, sah er im aufstrebenden Deutschen Kaiserreich dessen natürlichen Verbündeten. Unter der Prämisse, dass Deutschland eine Invasion Englands starten würde, erschien ihm der Zeitpunkt für einen irischen Aufstand erfolgversprechend. 
Er war der gälischen Liga beigetreten, mühte sich redlich, gälisch zu lernen und hatte zahlreiche Kontakte zu irischen Schriftstellern und Aktivisten. Als der Krieg ausbrach, reiste er über Umwege nach New York, um Mittel für die irischen Volontäre zu sammeln. Clan-na-Gael ermöglichten es ihm, den Kontakt zum deutschen Botschafter herzustellen. Bereits in New York lernte er einen jungen norwegischen Mann kennen, der ihn faszinierte und zu seinem ständigen Begleiter werden sollte. Über Norwegen reiste Roger Casement nun weiter nach Berlin, was dem britischen Geheimdienst sehr schnell bekannt wurde. Sein Begleiter informierte ihn über jeden Schritt Casements. 
Die Pläne Casements, eine irische Brigade aus Kriegsgefangenen aufzubauen und Deutschland zu einem militärischen Angriff auf England zu veranlassen, gingen nicht auf. Casement, der den Aaubbau an seinen körperlichen Resourcen nun zu spüren bekam, musste sich in Bayern behandeln lassen und erholte sich am Ammersee völlig enttäuscht und teilweise auch allein gelassen von besten britischen Freunden, die seinen Aufenthalt in Deutschland als Verrat am Empire betrachteten. Der Dubliner Osteraufstand 1916 wurde ohne ihn geplant, denn auch in Irland hatte man Vorbehalte gegen den Intellektuellen Casement. Als er davon erfuhr, setzte er alles daran, den aus einer Sicht nun ohne ausreichende deutsche Hilfe völlig aussichtslosen Aufstand, zu verhindern. Die deutsche Regierung ermöglichte es ihm, mit einem U-Boot nach Irland zurück zu kehren und sandte ein Schiff mit Gewehren, das jedoch von den Engländern abgefangen wurde. Casement selbst wurde nach seiner Landung verraten und verhaftet. 
Nach seiner Überstellung nach England begann im Juni 1916 der Prozeß wegen Hochverrats, Sabotage und Spionage gegen ihn. Das Todesurteil gegen ihn war zu erwarten, die prominenten Gnadenbesuche von Sir Arthur Canon Doyle und George Bernard Shaw hätten sicher ihre Wirkung nicht verfehlt und auch der amerikanische Präsident sowie der englische König wären vermutlich zu einem Gnadengesuch zu bewegen gewesen, gäbe es eben nicht jene Tagebücher mit den Aufzeichnungen über seine homoerotischen und sodomitischen Neigungen. 
Scotland Yard hatte diese in der Londoner Wohnung Casements gefunden und Polizeikommissar Basil Thomsen ließ Tagebuchkopien in Umlauf kommen, die eine erwartete Begnadigung vereitelten. 
( Eine dieser Kopien blieb im Unlauf und führte dazu, dass die britische Regierung über vierzig Jahre später das Schweigen zu den Tagebüchern brechen müsste.)
Trotz anderlautender Spekulationen: Casement hat sich zu seinen Tagebüchern auch im Prozeß bekannt.
Mario Vargas Llosa hat das Verdient, in seinem Roman Einblicke zu geben in das Schicksal von einem Menschen. EInem Menschen, den man, wie viele andere auch, nie richtig kennen lernen kann " ... that is impossible to know definitively a human being, a totality that always slips through the theoretical and rational nets that try to capture it."
Roger Casement starb als "the bravest man it ever Fell to my unhappy lot to execute", so drückte es sein Henker, John Ellis, aus.
Der Osteraufstand jedenfalls kann getrost als Geburtsstunde irischen Republik gelten, auch wenn er blutig nieder geschlagen wurde. Es zeichnete sich bereits 1916 der Preis für die Unabhängigkeit Irands ab: die Teilung Irlands.
Roger Casement wurde erst 1965 in Irland beerdigt, wobei das Begräbnis in seiner Heimat, der Provinz Ulster, von der britischen Regierung als Bedingung verweigert wurde.