Freitag, 24. Mai 2013

Ein Lied

Amüsant fand ich den Bericht eines amerikanischen Offiziers, der die deutschen Soldaten in einem Gefangenenlager dabei beobachtete, wie sie ihre Wege im Gleichschritt und teilweise unter Ansingen von Liedern absolvierten. Dies sei zur Aufrechterhaltung der Disziplin der Truppe erforderlich, so begründeten dies deutsche Offiziere. Letztlich wurde es von den Amerikanern dann untersagt. Auch in Russland hatte ja auch in aussichtslosen Lagen noch immer eine Hierarchie bestanden, wo sich ein paar Versprengte deutsche Soldaten zusammen fanden. Das verhinderte dann oftmals flexible Entscheidungen und führte entsprechend in die Gefangenschaft oder gar den Tod. Dass man dem Gegner kund tat und zwar durch laute Gesänge, dass man nach Hause wolle, hat dabei aber auch nicht wirklich geholfen. 
Ähnlich gut organisiert sind wir bei der Platzsuche. So wird in den Berichten der flüchtenden Zivilbevölkerung immer wieder davon gesprochen, dass man einen guten Platz gefunden habe, sei es im Zug, im Warteraum oder sonst wo. 
An diesen guten deutschen Eigenschaften hat sich nichts geändert. Jeder kennt die Figuren, die nachts ihr Handtuch auf der Liege am Pool platzieren, zur Genüge aus dem letzten Strandurlaub. Auch die Trinkgelder an die Kellner verteilenden Gäste "damit wir immer einen guten Platz bekommen" sind ein gewohnter Anblick. Man selbst macht so etwas natürlich nicht.
Der Deutsche regelt immer gern alles, auch wenn rings herum das Chaos unabsehbar ist. Man fahre nur einmal mit dem Auto etwas weniger sicher als gewöhnlich. Schon sieht man sich von einweisenden und winkenden Passanten umgeben, die alle etwas zu sagen haben.
Tunesier wissen das und sprechen Deutsche gern als "Chef" an, was durchaus ein gewisses Wohlwollen erzeugt. 
Im deutschen Land schaut eben jeder gern auf den anderen. Keiner macht einfach so sein eigenes Ding. Wer sich hier unbeachtet entwickeln will, der muss schon so früh aufstehen wie die Handtuchleger im Urlaub. Oder die Möglichkeiten, sich entsprechend und gefahrlos abzugrenzen. 
Ansonsten ist das Versinken im Meer der Gaffer vor programmiert.
Durch unseren ausgesprochenen Beobachtungssinn laufen wir immer wieder den Trends hinter her, meist den vermeintlichen Siegern (wie zuletzt beim ESC), anstatt selbst die Trends zu setzen. Das hier keinem in den Sinn kommt, dass der Aufguss immer schlechter ist als das Original, ist bezeichnend.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Alles verloren

Im Laufe des Lebens verlierst Du alle Menschen, die Dir einmal etwas bedeutet haben, früher oder später. Menschen, die Dir was gelehrt haben, die Dir eine Chance gaben oder die Du einfach ein bisschen zu viel geliebt hast. Das alles war mit tiefem Innern Hoffen und Bangen verbunden, hatte was mit Mühe zu tun und mit Glück, wenn etwas klappte, mit tiefer Trauer, wenn was schief ging. 
Getreu der Ideologie der Siebziger, Wissen ist Macht, solltest Du also was gelernt haben. 
Man soll sich nicht binden, aber wer ist man? Ohne Bindung ist ein Mensch aber nichts. Dein Wissen und die Erfahrung nutzen der Seele nichts. Das Leben geht weiter. Heute lernt man sich zuhause am PC kennen. Da unterhalten sich User, die Profile lesen und nach Bildern beurteilen, wer der andere am Ende der Leitung ist. Das Leben im eigentlichen Sinne ist vorbei, es folgt der Abspann und manchmal fehlt auch der wie im modernen Fernsehfilm. 
Und wenn Du einen Menschen in dieses Kino mitnehmen kannst, dann ist es gut. Der Film heißt dann wahrscheinlich "Rente" oder "Ruhestand". Manchmal, so sagte mein Vater, fehle sie ihm. Das war Jahre nach dem Tod der Mutter. Sie fehlte ihm immer.

Montag, 20. Mai 2013

Eigentlich müssten Sie weinen



Monolog zum Abschied

Du sagtest,
da sei niemand mehr.
Du meintest
den Rest des Lebens.
Vergeblich
die Erinnerung
daran, das
der Himmel weinte
und nicht wir.

Freitag, 10. Mai 2013

Mittagspause in Frankfurt


Dieses Refugium an begrenzter Zeit und Freiheit.

Kein Grund zum Hetzen, denke ich. Weiß wie viel Zeit ich habe und dass ich mein Projekt auf jeden Fall schaffe. Gehe also normalen Schrittes der Mahlzeit entgegen, die so gern überall ausgerufen wird

Hinter mir vernehme ich deutlich schnellere und lang gezogene Schritte, sie kommen näher, aber keiner überholt mich. Der Typ geht stattdessen hinter mir her. Ich bin vorbereitet, sicher wird er mich gleich überholen und mir, so als wäre ich nicht da, den Laufweg abschneiden. Entweder trete ich ihm gleich in die Hacken oder er latscht mir auf die Füße.

Ich erhöhe mein Tempo. Früher hat man mir gesagt, ich würde so langsam gehen. Bei großen Menschen sieht alles etwas langsamer aus. Aber ich verfüge nicht über diesen langen Schritt, meine Anatomie schreibt eigene Gesetze. So habe ich für mich den Schnellgang erfunden, damit ich es den Nörglern zeigen kann.
Mein Hintermann denkt gar nicht dran, sich nun vor mich zu setzen. Mühelos latscht er hinter mir her, während ich mir den Wolf ablaufe.
So hatte ich mir die Vorbereitung auf den Mittagstisch nicht vorgestellt.

Im Walkingschritt mag ich es mit einem langsamen Jogger aufnehmen, das muss ich nun nur abrufen. Aber bevor ich dazu komme, hören die Schritte auf. Ausnahmsweise muss jemand mal nicht den gleichen Weg gehen wie ich. Ich entspanne, bemerke fast gar nicht, dass rechts neben mir ein Typ vorbei rempelt. Kurz geschorene Haare, schlecht sitzender Anzug, das Hemd krumpelig über der Hose, die Krawatte nach hinten über die Schulter gelegt. Er setzt sich vor mich, tritt mir voll auf meinen rechten Fuß, der in frisch geputzten schwarzen Schuhen steckt. Er hat nicht bedacht, dass ich nicht stehen bleibe. Ich rufe: Mensch Maier, kannst Du nicht aufpassen! Es schmerzt, vermutlich ein schöner Bluterguss. Er dreht sich nicht mal um, stiefelt weiter in seinen brauen, nicht geputzten Schuhen und dem grauen Anzug. Mein Fuß war sicher weich wie das Leder meiner Schuhe und er hat nichts gemerkt.

Tage später sitze ich bei einem Menschen, der sich Psychotherapeut nennt und wegen mir aufs Rauchen während der Therapiestunde verzichtet. Er liest meinen ausgefüllten Fragebogen, den ich ihm Punkt für Punkt ausgefüllt habe. Alles riecht nach kaltem Tabak, die vielen Bücher, sein alter Schreibtisch, vor dem ich sitzen darf. Er selbst wirkt wie eine Karikatur von Klaus Kinski in seinen späten Tagen auf mich. Später werden einige Therapiestunden wegen seiner Lungenkrankheit ausfallen.

Er hat mir einiges über seine Therapien erzählt. Oft geht es um die Arbeitsfähigkeit von Patienten. Die Leute, so sagt er, sind froh, wenn sie Frankfurt hinter sich haben. Ich beginne zu verstehen, warum alle am Frankfurter Hauptbahnhof so kreuz und quer rennen, bin schließlich auch immer froh, wenn ich heil am Zug angekommen bin.

Er blickt mich durchdringend und nachdenklich an, sagt dann: Sie haben Angst, von anderen verletzt zu werden.  Da hat er wohl irgendwie recht.

Freitag, 3. Mai 2013

Ohne Dich


Ohne Dich

lebe ich, lebe ich nicht.
Mein Leben lang
stiehlst Du mir meinen Sinn.
Am Tagesende
muss ich an uns denken
und morgens
meinen Weg doch anders lenken.

Freitag, 19. April 2013

J.R.R. Tolkien - Der Hobbit

In erster Linie ist dieses Buch ein Märchenbuch. Es sind die Erinnerungen des Hobbits Bilbo Baggins an seine Reise zum Lonely Mountain, an der er mehr oder weniger unfreiwillig teilgenommen hatte. Die Mission dieser Reise lautete: das Reich der Zwerge, von einem bösen Drachen besetzt, soll zurück erobert werden. Dazu hat der Zauberer Gandalf neben dem Zwergenkönig Thorin Oakenshield und dessen Gefährten nun geradewegs den keineswegs aberteuerlustigen Bilbo Baggins ausgewählt, der im Auenland der Hobbits bis dahin ein sehr beschauliches Dasein erleben durfte.
Gesucht wird ein unauffälliger und mit unbekannten Fähigkeiten ausgestatteter Zeitgenosse, der sich zum Einbrecher eignet.
Entdecke die Möglichkeiten, könnte das Motto sein. Das gemütliche Heim von Bilbo wird zum Schauplatz einer launigen Feierrunde. Deren unfreiwilligem Gastgeber wird ein Vertrag vorgelegt, den er zunächst ablehnt. Als die Gesellschaft der dreizehn Gefährten am nächsten Morgen tatsächlich mit Gandalf abgereist ist, keimt jedoch der Verdacht in Bilbo auf, dass er hier eine große Chance vertan hat. Die Chance, etwas zu erleben und sich zu bewähren.
Die wagemutiger Ader seiner Vorfahren mit dem Namen Tuk setzt sich in Bilbo durch und er rennt Hals über Kopf der Gesellschaft nach, die ihn, wenig erstaunt, mit nimmt.
Der Rest ist Sache des Erzählers Tolkien.
Es müssen Trolle überlistet werden, ein Besuch bei den Elfen steht an und bringt Aufschluss, wie man zum Lonely Mountain Zutritt bekommt.
Die Misty Mountains und der Mirkwood Forest sind zu durchqueren.
Bilbo wird von den Gefährten im Reich der Goblins getrennt, findet den Ring, der ihn unsichtbar macht und überlistet Gollum, den bisherigen Ringinhaber.
Wieder vereint, werden sie von riesigen Wölfen bedroht und von den Adlern gerettet. Doch Gandalf lässt Zwerge und Bilbo vor der Durchquerung des Mirkwood-Forests allein, nicht ohne zu mahnen, den einzigen gangbaren Weg nicht zu verlassen. Doch die erliegen der Verlockung der Waldelfen, in deren Hand sie nun geraten.
Doch Bilbo kann sich der Gefangennahme entziehen und findet einen Ausweg aus deren Festung. In leeren Weinfässern erreichen Sie Laketown, die Stadt der Menschen am Long Lake. Dort zunächst verehrt und später verflucht wandern Sie mit Unterstützung dieser an der zerstörten Stadt Dale vorbei zum Loney Mountain.
Mit Hilfe der von den Elfen entschlüsselten Runen finden sie den verborgenen Eingang zum Berg. Bilbo wird es vorbehalten sein, den Drachen zu erkunden in der Sicherheit der Unsichtbarkeit. Er erspäht die verwundbare Stelle des Drachens (Siegfried lässt grüßen) und mittels eines Raben wird die Kunde einem Kämpfer und dem neuem König der Stadt Laketown zugetragen. Nachdem der Drache Smaug erbost über die Hilfe der Menschen Laketown (Esgaroth) in Schutt und Asche legt, trifft ihn der Pfeil genau dort.
Bilbo kann sich schlussendlich noch als Diplomat betätigen, denn die Menschen fordern ihren Anteil an dem Goldschatz, den der Zwergenkönig für sich allein beansprucht. Unterstützt werden sie dabei von den Waldelfen, doch auch die Goblins und die Wölfe sind im Anmarsch. Anstatt sich nun gegenseitig zu bekämpfen, verbünden sich Menschen und Waldelfen mit den  zu Hilfe gerufenen Zwergen und besiegen in der „Schlacht der fünf Armeen“ das Böse endgültig. Dabei erleidet Thorin Oakenshield tödliche Verletzungen und verstirbt nicht ohne sich mit dem wegen seinen Verhandlungen und dem Diebstahl eines sehr wertvollen Teils des Zwergenschatzes zuvor als Verräter bezeichneten Bilbo zu versöhnen.

Gandalf begleitet Bilbo nun ins Auenland zurück  Bilbo muss hier feststellen, dass seine gemütliche Hobbithöhle hier bereits von seiner Verwandtschaft verscherbelt werden sollte, was er gerade noch verhindern kann. Zukünftig setzt er seinen Ring ein, um der missliebigen Verwandtschaft zu entgehen.  
Most strinking an diesem Buch ist, wie stringent Tolkien sein märchenhaftes Sagengebilde auf baut. Er interpretiert sehr viel Gutes in die Hobbits hinein und weist ihnen gleichzeitig erhebliche Schwächen zu. Bilbo jedenfalls gleicht alles mit gesundem Verstand aus. Ja, so mochte sie wohl sein die Welt, gemütlich, ein wenig schlecht, aber das Böse lauert jenseits der Grenzen im Osten. Frauen kommen in diesem Buch außer als Elfen nicht in tragender Rolle vor. Bilbo hat auch keine, märchenhaft.

Ende gut, alles gut? Nein, nur vorläufig, wie im richtigen Leben. Der Ring wird einen neuen Besitzer finden. Aber das ist eine andere Geschichte.  

Freitag, 12. April 2013

Familienforschung Kolberg

Wer Familienforschung betreibt, der kommt um alte Adressbücher meist nicht herum. Ich kann bei Bedarf aus den Adressbüchern von Kolberg in Hinterpommerm der Jahre 1909 und 1920 Auskunft geben.