Dienstag, 7. August 2012

2006 - I


Man soll nicht sterben,
bevor man tot ist.
Es ist immer das Gleiche.
Das Jahr ist zu Ende und man denkt,
es geht nicht weiter.
Doch so wie im Frühjahr die Pflanzen austreiben,
so beginnt wieder ein neuer Jahreslauf,
obwohl sich eigentlich nichts ändert.
Das Alter bietet den Vorteil,
jedes Jahr immer bewußter erleben zu können,
den Neubeginn der Natur immer mehr zu schätzen.

Montag, 6. August 2012

2005 - XII

Das soll es gewesen sein.

Das soll es nun gewesen sein. Ich habe dem Geschriebenen nichts mehr hinzuzufügen.
Freunde, Bekannte und Verwandte werden es nicht verstanden haben, warum ich so eine Site mache oder sie werden sie gar nicht kennen. Denn an die große Glocke habe ich das nicht gehängt. Meine Feinde, so ich welche habe, werden ihre Munition gesammelt haben. Aber der größere Teil wird meinen Geschreibsel neutral gegen über gestanden haben. Wie auch immer, letzteres ist sowieso das Beste, was einem passieren kann. Es ist z.b. nicht angenehm, Anrufe zu erhalten, die einen dazu auffordern, eine Verlinkung zu entfernen Da ich das Schlüsselwort Charts für Musikcharts in die Suchmaschinen eingegeben habe und jemand dann vermutete, ich würde in Konkurrenz zu dessen Onlineangebot Kurscharts für Aktien etc. anbieten, musste ich den Link auf besagtes Onlineangebot entfernen. Das Schlüsselwort habe ich auch gleich mit entfernt. Man sieht dann, was die Welt wirklich bewegt: der Verlauf des Geldes.

Wie auch immer, ich habe diese Texte für mich geschrieben. Sicher werde ich weiterhin einzelne Seiten vervollständigen. Wer mich kennt, weiß, dass ich immer neue Ziele setze, auch wenn die alten noch nicht erreicht sind. Ich wurstele eben gern getreu dem Motto: der Weg ist das Ziel. Manch einer mag sich über die Kühle, ja Kälte meiner Texte und das fragmentarische Skelett geärgert haben. So ist es nicht. Es gibt immer zwei Seiten jeder Medaille. Wenn eine Familie mit wenig Kontakt nebeneinander her lebt, so heißt das nicht, dass sie sich nicht liebt. Vielleicht mag man seinen eigenen Traum des Lebens am liebsten und möchte ungern von wem auch immer gestört werden.
Ich muss das nicht alles beschreiben, denn andere können es besser. Sehr gut ausgedrückt finde ich mein Lebensgefühl in einem Gedicht des Heimatdichters Max Dreyer weder. Das spiegelt diese Mischung aus Schwermut und Lebensfreude wieder, die mich treibt. Es ist das Lied, was in mir spielt.

Ji segt, ick bün olt...
Ji segt, ick bün olt un gries wad mien Hoor -
is jo nich wohr!
Dörch de Feller striep ick,
denk nich an de Tied,
wat ick bruuk, dat griep ick,
Morgens is noch wiet.
Denken geiht doneben,
hüest, dat is mien Holt -
de all morgen leben,
sünd in vörut olt.
Ick lew hüet - un warm
schient up mi de Sünn,
dat ick juchz un larm,
luershals, wiel ick bün!
All dat Singen, Bloihen,
all de Duft, de Schien -
wur ick mi an freuen
moet, dat is ook min!
Dorch de Feller striep ick,
mi gehürt de Tied,
wat ick bruuk, dat griep ick,
un de Welt is wiet,
un de Welt gehürt mi,
de gehürt uns Jungen -
glöwst, da Bääk de stürt mi?
Dor wad röwer sprungen!
Wierer, wierer ümmer -
hei de dralle Diern!
Dor gah`k nich üm rümmer -
mien, wat nah un fiern!
Hark un Henkpott grögt es,
denn se kümmt vont Heuen,
un to`n Küssen dögt se,
denn ehr Lippen bloihn,
As`n Pahl so fast
stell`ck mi vör ehr hen,
lad se in to Rast,
as wenn`ck lang se kenn:
"Legg doch mal, mien Puting,
Hark un Henkpott dahl!
Du büst mien lütt Snuting,
un ick bün - keen Pahl!"
Un se dheet`t. De Strähnen
wischt se ut de Stiern,
lacht mit blanke Tähnen,
und ehr Oogen pliern.
Bruuk sich nich besinnen,
fragt nich, wat ick will -
lehnt den Kopp nah hinnen,
un hölt still - hölt still...
Ji segt, ick bün olt un gries wad mien Hoor -
is jo nich wohr!

Sonntag, 5. August 2012

2005 - XI

Mutter

Du drehtest dich weg und hattest die Kraft nicht mehr.
Dein Lachen war berühmt.
Du konntest das Leben nicht erwarten.
Dein Lachen ist unvergessen.
Du warst so still und doch so laut.
Du hast bekommen, was Du wolltest.
Du sagtest zu mir, das wird schwer.
Du fragtest mich, wann ich wieder komme.
Du wolltest nicht in ein Krankenhaus.
Dein Lachen war beliebt.
Dich habe ich gehört und nicht gesehen.

Samstag, 4. August 2012

2005 - X

Hiddensee, was wollen Sie da? oder: Die doppelte Verneinung

Der Roland-Express, ja der ist schon ganz niedlich gemacht. Die Insel Hiddensee ist nur eine flache Insel. Die Dame an der Rezeption meinte immerhin, dass das Wetter ganz schön werden würde und man dann zum Königstuhl fahren solle. Sie sagte ja nicht, dass der Roland-Express sich nicht lohnt, nein im Gegenteil, er ist ja ganz niedlich. Sie sagt erst recht nicht, dass das Ganze Blödsinn ist. Wer nach Bergen fährt, wird lernen müssen, zwischen den Zeilen zu lesen. Zuviel reden die Menschen hier nicht. Aber sie sind hilfsbereit. Bushaltestelle? Kein Problem. Überhaupt die Busse, sie fahren pünktlich. Das zum Fahrplanwechsel gleich die Liniennummern wechseln, muß man wissen. Das es nicht genügend Fahrpläne zur Verteilung in den Bussen gibt, ist etwas anderes. Ist eher ein Problem für die einheimische Bevölkerung. Die Pommern sind freundlich, aber sie drängen ihre Freundlichkeit niemandem auf. Oberflächliche Schauspielkunst ist hier nicht gefragt. Zurückhaltung wird nicht übel genommen und kleine Gesten zählen. Wenn die Pommern reden wollen, dann reden sie. Und sie stehen Rede und Antwort, wenn sie gefragt werden. Sturheit gibt es an dieser unangebrachten Stelle nicht. Kurz, man erfährt etwas, wenn man etwas erfahren will, sonst nicht.


Das die Uhr in Bergen (die Kirchturmuhr) einundsechzig Minuten hat, ist einem Urlauber, der auf seine Frau wartete, aufgefallen. Seither ist sie eine Berühmtheit, die nicht jeder bemerkt. Die Handwerker hatten jedenfalls gemeint, so eine einundsechzigste Minute schadet nicht und ihr Problem auf diese Weise behoben. Der Pommer hat die Ruhe, Mißgeschicke zu verkraften und darüber zu schmunzeln. Aber es klappt ja eigentlich alles. Die Busse treffen sich immer wieder aus dem Wendeplatz in Serams. Außer dem Wartehäuschen gibt es da kaum etwas. Der "Rasende Roland" schnauft ab u8nd zu vorbei, aber lange wartet man hier nicht auf den Umstieg nach Bergen, Sassnitz oder Klein-Zicker. Es ist schön, dass die Dinge ohne großes Spektakel einfach funktionieren. Aufpassen muß man nur in manchen Hotels. Das Personal kennt nicht immer die Gegend, über die es angeblich Bescheid wissen soll. Hiddensee, was wollen Sie da?
Die Hoteliers der Insel sind sich aber einig. Sie treffen sich jedes Jahr in Binz zum Saisonbeginn und nehmen ein Bad in der kalten Ostsee. So manch einer kann nicht schwimmen und geht trotzdem hinein.

Freitag, 3. August 2012

2005 - IX

Feuerblume

Worte versinken
angesichts
der Realität.
Wann hast du
überzeugt das letzte
Mal gesagt:
Es ist so schön hier!
Und du hörst auf dir
Aufgaben
zu stellen, die du
nicht mehr brauchst.
Märchen sind
die Wirklichkeit
und diese
ist ein Nichts im Meer
der Sinne.
Schlafe mit mir, ein
Kuß darauf.

Donnerstag, 2. August 2012

2005 - VIII

Jurek Becker las 1977 in der Buchhändlerschule in Frankfurt am Main. Die Begeisterung für diesen Schriftsteller war mir damals fremd, heute kann ich sie verstehen.

"daß er und .... sich darin einig sein, in einem minderwertigen Land zu leben, umgeben von würdelosen Menschen, die ein besseres nicht verdienten. ... Es sei zwar richtig, daß der Aufseher hart bestraft werde, wenn sie ihm einem Gericht übergäben, aber warum?
Doch einzige deshalb, weil zufällig die eine Besatzungsmacht das Land erobert habe und nicht die andere. Wenn die Grenze nur ein wenig anders verliefe, dann wären dieselben Leute entgegengesetzter Überzeugung, hier wie dort. Wer stark genug sei, könne diesem deutschen Gesindel seine Überzeugungen diktieren, ob er nun Hitler oder sonstwie heiße."


Entnommen aus: Jurek Becker: Bronsteins Kinder

Mittwoch, 1. August 2012

2005 - VII

Zero Ground

Where I stand
is where I was
before and now.
Nothing happened
and will ever be
that's what I can see.
No time to
fall in tears
or even fears. .
Just a little of
"being pissed of
feeling" creeping
into my intention.
But I am
where I stand
before and now and then:
".. aint't no way to express
myself on zero ground."