Donnerstag, 7. Juni 2012

2001 - XX

Sansevieria trifasciata 'Laurentii'

Die Sanseverie steht auf der Fensterbank
Und denkt sich, Gott sei Dank,
bin ich kein Weihnachtsbaum,
denn ich glaube kaum,
das ich nach diesem Fest
mehr wäre als kümmerlicher Rest
in einer großen Tonne,
So stehe ich hier mit Wonne
und warte auf die Sonne.
Bald ist der Himmel blitzeblank,
die Sanseverie steht auf der Fensterbank.

Mittwoch, 6. Juni 2012

2001 - XIX

Daheim (Leserkreis)

Daheim, da brennt so ein Licht.
Daheim, da stört es mich nicht,
wenn etwas draußen ist,
was an meiner kleinen Seele frisst.
Daheim, das bleibt Daheim,
Dir schenke ich den Reim.

Dienstag, 5. Juni 2012

2001 - XVIII

D-Day

Zartes Grün an grauem Tag,
nichts ist so, wie ich es mag.
Regen statt der Herzen Klopfen
höre ich an Fenster tropfen.

Montag, 4. Juni 2012

2001 - XVII

11. September 2001

Die Hölle sei ein Fegefeuer,
sie kann auch ein Schuttberg sein,
wir haben es erlebt.
Geschichten sind zu Ende, Euer
Mitgefühl dafür zu klein,
Vergeltung wird erstrebt.
Kein Gedanke zeigt, das ein neuer
Menschensinn entsteht, so fein
die Hoffnung sich erhebt.

Sonntag, 3. Juni 2012

2001 - XVII

Greek Philosophers on the Beach

Kaffee? Schon rauscht er wie ein Wasserfall in meine Tasse.
Manchmal deckt sich das Angebot mit der Nachfrage.
Das ist nicht immer so, aber letztlich ist man zufrieden,
wenn es überhaupt ein Angebot gibt.
Die Wellen rauschen in unmittelbarer Nähe nordseemäßig heran,
nun schon den zweiten Tag in Folge und der Blick geht hinüber zu einem kleinen
Toilettenhäuschen mit weißblauem Anstrich,
das Dach ist blau, der Rest weiß.
Es steht auf einer kleinen vorgelagerten Felseninsel.
Den idyllischen Anblick zu genießen, dazu fehlt die Ruhe.
Sicher haben es die Mücken und Falter schwerer,
das kleine Häuschen zu besuchen, als unser ebenerdig gelegenes Zimmer.
Der Besuch der Toilette gleicht manchmal der Visite eines subtropischen Schmetterlingshauses.
Schwer sich vorzustellen, dass es griechische Philosophen gegeben haben soll,
die in der Badewanne so bahnbrechende Einfälle wie den Satz des Pythagoras gehabt haben sollen.
Selbst der Gott des Weines, Dionysos, müsste sich heutzutage schon in ein leeres Fass verkriechen und den Deckel von innen zu machen, um weder von den Mücken gestochen zu werden (werden Götter gestochen?),
noch die immer unmotivierter auftretenden Rufe wie "Come on, England!" zu hören.
Zwei alte Damen betrachten mich gerade wie das achte Weltwunder, weil ich auf der Terrasse sitze
und schreibe. Zur Poolbar sind es nur wenige Schritte.
Am Strand findet gerade die Neuverfilmung von "Mein Schatz und das Meer" statt.
Die wiederholt sich jeden Tag und wahrscheinlich bin ich beim abschließenden Schwenk
über die am Strand stehenden Bungalows eine, hoffentlich, nette Staffage.
Die Uraufführung dieser Filme findet sicher recht bald nach Abschluss
der Ferien vor zwangsgeladenen Gästen statt.
Der Tag soll nun bald beginnen, das heißt, Sonnenschutz auftragen.
Dann werden wir uns durch das Meer der Motorroller an irgendeinen Strand begeben.
Irgendwie erinnern mich die Geräusche der Motorroller an Moskitos im Anflug.
Aber die stinken nicht. Neue Wunden heilen schnell: Kali Méra!


Samstag, 2. Juni 2012

2001 - XVI

Kartenspiel

Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht,
mein Herz ist schwer, habe an Dich gedacht.
Wie Du wohl aussiehst und wie Du heißt,
ein Gedanke, der um Dich wie die Sonne kreist.
Nach bangen Minuten und ewigem Warten
mischt er sie neu, der Schlaf seine Karten.

Freitag, 1. Juni 2012

2001 - XV

Veda

Erzähle eine Geschichte,
von Billionen Milliarden Atomen,
dem roten Hämoglobin,
den fernen umstürmten Monden
und glitzerndem Rubin.
Erzähle eine Geschichte
Von Sehnsüchten, Gefühl und Lieben,
dem ewigen ideellen Spiel,
den fein ummantelten Trieben
und zitterndem Federkiel.
Erzähle eine Geschichte
vom Chaos gewaltiger Energien,
den Sternen im Bild des Stier,
den Körpern und Aromen
und vom fabelhaften Tier.