Freitag, 13. Januar 2012

Der 13.

An einem Samstag, dem 13. Januar 1945, also vor 66 Jahren, begann die Rote Armee ihre Offensive, die zum Verlust der deutschen Ostgebiete führen sollte und die das Ziel hatte, Berlin zu erobern.
Mit einem bisher nicht dagewesenen Trommelfeuer der Artillerie und starker Luftunterstützung wurde die mehrmals geschlagene Wehrmacht überrollt. Bereits Ende Januar 1945 hatten sowjetische Truppen einen Brückenkopf an der Westseite der Oder gebildet.
Die Militärs beider Seiten hatten das Ergebnis voraus geahnt. Hitler aber hörte nicht auf seine Generäle. Das Gros der deutschen Luftwaffe wurde schon Anfang Januar bei dem sinnlosen Versuch, die Lufthoheit im Westen zu gewinnen, verheizt. Die Ardennenoffensive kam auch wegen Treibstoffmangels von selbst zum Erliegen. Sie führte überdies dazu, dass die Westalliierten Stalin dazu drängten, so bald wie möglich im Osten entlastend anzugreifen. Doch statt Truppen an die zusammen brechende Ostfront zu verlegen, gefiel es dem größten Feldherrn aller Zeiten, seine Panzer lieber in Ungarn beim Entsatz von Budapest zu verbrennen. Auch diese Verluste waren nicht zu ersetzen. Über all dies waren die sowjetischen Truppen bestens informiert. Sie wussten um die Schwäche der Deutschen und konnten es sich leisten, sie mit russischen Liedern und Tanzmusik unmittelbar vor Beginn der Offensive zu verhöhnen.
Doch Hitler glaubte weiterhin an „Feste Plätze“, eine Verteidigung gegen eine bis zu zehnfache Übermacht und ließ noch im März bei der Rückeroberung von Lauban die „Wende“ zelebrieren. Mit dem Glauben ist es aber so eine Sache. Die Zivilbevölkerung wurde gezielt desinformiert und dazu gebracht, an manchen Orten bis unmittelbar vor dem Einmarsch der Roten Armee ihrem Alltagsleben nachzugehen
Viele Soldaten wurden aber vom schnellen Vormarsch der Russen überrascht und eingekesselt. Sie kämpften verzweifelt und oft vergeblich um ihr Leben.
Die Zivilbevölkerung in Panik und heimat- und rechtlos, das allein ist die Schuld des Kunstmalers Hitler und seiner Vasallen ebenso wie der Untergang der ostdeutschen Länder und derer Kultur.
Wäre der Angriff nicht 1939 von Deutschland ausgegangen, dann wäre das alles nicht passiert. Insofern ist der 13. tatsächlich kein entscheidender Tag.      

Mittwoch, 11. Januar 2012

Dienstag, 10. Januar 2012

1980 - IV

Bewußt-Sein

Das Bewußtsein in Aktenkoffer eingesperrt, dauernd drängen wir das Gewissen ab, abgestorben und als Teil einer Funktion läuft die Zeit ab, warum kommen wir über ewige Halbheiten und Kompromisse nicht hinaus und tun grundsätzlich nicht das, was wir wollen ?
Ist es die Angst vor uns selbst, was für eine Menschlichkeit fürchten wir so sehr, das wir uns vor ihr verschließen ?
Wir wollen nicht fragen und nicht leiden, uns keine Blöße geben, kein Leid sehen und nicht verpflichtet sein, immer gute Laune und möglichst viele schöne Dinge erleben. Dafür scheuen wir uns nicht, anderen mal auf den Fuß zu treten, sie zu kriminalisieren und zu radikalisieren, wenn uns deren Meinung zuviel wird und wir unsere "Werte" von denen schlecht behandelt sehen. Wir streben nach Reichtum jeder Art und Glück und leiden dabei unter dem größten menschlichen Schmerz: die Menge der Ausgestoßenen wächst.
Eines Tages lösen wir unsere Unzufriedenheit aus, als Gemeinschaft der radikalen Einzelkämpfer erzielen wir größte Wirkung und potenziert ins Philosophische führt es uns zum nuklearen Wahnsinn, der uns die letzte Sorge nimmt.

Montag, 9. Januar 2012

1980 - III

Maskenball

Nach fünf bis sechs Tagen Maskenball an seiner Arbeitsstelle (das kam dort öfter vor) begab sich der Werktätige K.S. aus F. in sein wohl verdientes Wochenende. Er wollte sich eben nur schnell einen neuen Aufzug verpassen und hatte es längst gelernt, was natürlich transpirieren heißt, welcher Duftstoff die größte Wirkung erzielt, die ein Parfüm nicht erreicht ...
Er verbrachte ein Wochenende mit Sport, danach die abgestimmte Sendung im Fernsehen, das nette Tanzlokal, darauf bereitete er sich immer gut vor, ein längeres Sonntagsschläfchen mit dem folgenden, abgerundeten Sonntagsmahl, ein Sonntagsspaziergang, der Gedanke, notwendigerweise, an die nächste Woche. Diese letzte Phase zeigt ihn nachdenklich, doch: überzeugend sein pünktlicher Arbeitsantritt. Eines Montages fand der Werktätige K.S. aus F. weder Kostüm noch Maske, dabei ging es diese Woche um das beste Kostüm. Selbst der Chef nutzte die Möglichkeit der Verkleidung. Was soll K.S. aus F. nun unternehmen ?
Ohne Kostüm und Maske gehen scheint nicht sehr förderlich, oder etwa ein neues erstehen, wo das alte so gut paßte (sowas ist teuer)... Reichliche Hinweise zur Belohnung ausgesetzt.

Dienstag, 3. Januar 2012

1980 - II

Herr Robinson

Herr Robinson, Leiter oder viel mehr leitender Angestellter einer Werbeagentur, nannte eine schmucke Segeljacht sein eigen. Eines Tages nahm er seinen kompletten Jahresurlaub, ließ Streß Streß sein und segelte von der Nord- bis in die Südsee. Wie auch im Dschungel von Frankfurt spielte sich seine Crew glänzend aufeinander ein. Diese bestand aus der Lebensgefährtin Liane, braungebrannt, und zwei seiner besten Freunde, Grafiker und Fotograf von Beruf.
Alles stand im Banne von Palmen, Sand und glasklarem Wasser, bis der Sturm den Mast von 'Antigone' umknickte wie ein Streichholz, sie antriebslos hinterließ und außerdem dafür sorgte. daß ein Leck das Schiff schneller sinken ließ, als ein Notruf braucht, um gesendet zu werden. Herr Robinson in Seenot: gerade ein Stück der Deckverkleidung diente ihm als Floß, die Gefährten verlor er aus den Augen. Vor Trauer und Sehnsucht nach Liane krank, der Einsamkeit überdrüssig und zu Tode erschöpft, strandete er auf einer Insel, die ihm als winziges Eiland erschien. Feiner weißer Sandstrand, die letzte Empfindung vor der Ohnmacht. Das Meer so unendlich blau, die Brandung so lieblich, die Sonne so gelb, als habe es nie einen Sturm gegeben. Und jetzt tauchte auch noch ein Kreuzfahrerschiff am Horizont auf. Groß, weiß und bedächtig ging es vor Anker.
Kleine Boote mit neugierigen, kamerabehängten, kurzhosigen Touristen schwärmten aus. Die Anführerin der ersten Gruppe schien erstaunt, als sie den so gut wie unbekleideten Herrn Robinson sah, den langbärtigen, farbigen, etwas wirr blickenden Sonderling. Er wollte sich vor den klickenden, surrenden Film- und Fotokameras schützen und den entsetzten, teilweise belustigten Blicken der älteren Frauen entgehen. Dann begann er zu sprechen, wollte erklären, aber die Kreuzfahrer hasteten weiter zu irgendeiner angekündigten roten Grotte, wie jemand murmelte. Vollgepackt das Programm der Reisenden, keine Zeit für Small-Talk mit Eingeborenen, das war nicht vorher arrangiert, sogar ärgerlich.
Doch Robinson wollte zurück ins Dunkle seines schattigen, klimatisierten, Büros. Das glaubt mir kein Mensch, durchzuckte es ihn, er bemerkte Bewegungen. Jemand faßte auf seine Schulter, er schnellte herum. " He, Dein Rücken ist schon ganz rot, das gibt Sonnenbrand ! ", unverkennbar die Stimme von Liane. " Komm', laß' uns was trinken gehen, wir haben genug Sonne getankt ! " Ja, murmelte Herr Robinson, fühlend das große Schwitzen, bloß zurück zum Hotelzimmer in den Schatten.
Du, sagt er später zu Liane, eigentlich hätten wir auch was anderes machen können als so einen Pauschalurlaub. Ja, ja, spottet Liane, Deine ewige Unzufriedenheit, Du wolltest doch segeln !

1980 - I

Das Nichts sagte zum Etwas:
Hoffentlich nimmst Du es mir nicht übel,
daß ich Dich geboren habe.
Darauf antwortete das Etwas:
I never mind being born !


(Geschrieben in großer Sinnlosigkeit und
momentan unterwegs zum Titan mit der Huygens-Mission der ESA)

2012

Ein neues Jahr, ohne dass es etwas wirklich Neues passiert. Vorsätze habe ich keine, ohnehin ist der Jahresanfang eine Zeit der endlosen Wiederholungen. Gute Wünsche werden gemurmelt und allseits hat man noch Urlaub. Man wundert sich, dass Menschen immer nur ihren Vorteil im Kopf haben, so wie unser Bundespräsi. Und das alte Feindschaften neu weiter leben.
Mir fehlt momentan der Glaube, dass ein Mensch so etwas 108 mal erleben will, schon 50 bewusste Male finde ich ermüdend, auch wenn ich zugeben muss, eine vernünftige Alternative fehlt. Also blende ich mit den folgenden Beiträgen zurück.