Mittwoch, 20. Januar 2016

0110-0000

Sah sie schöner als je zuvor in Hotpants und mit grauen Haaren. "Wo bist Du gewesen?" fragte ich sie. Sie lächelte und fast flüsternd, so als das ein Geheimnis, bemerkte sie, ich sei tot und das sei auch gut so. Ob sie dann auch tot war?
Ich wollte ihr Gesicht streicheln, doch meine Hand glitt durch sie hindurch. Ihre Gestalt löste sich vor meinen Augen auf. Als wollte sie mir auf die Schulter klopfen, so wehte eine Energie zu mir. 
Das Wort "tot" löste in mir allerdings nach ihrem Verschwinden einen namenlosen Schrecken aus.
Noch einmal, so schien es mir, kam ich zur Besinnung, als die Stimme meines Vaters zu vernehmen glaubte. "Wolfgang" rief es, "Ich habe Dir doch gesagt, von mir wirst Du es nicht erfahren." 
Vater saß auf seinem Stuhl, rauchte und hatte eine Bierflasche neben sich stehen. Wo ist Mutter, wollte ich schon fragen, als ich auch sie hörte. ein krächzendes "Aber, Wolfgang" gefolgt von einem unterdrücktem Lachen. Ihre gebückte Gestalt saugte fast an einer überdimensionalen Zigarette.
Trotzdem brachte sie so was heraus wie: "Mann, hast Du ihm denn immer noch nicht gesagt, wo wir hier sind? Wieder ein Lachen, verhallend. "Was macht er denn hier?" Mehr verstand ich nicht.
Sie wendet sich ab.
"Din Sohn hört mir nicht zu, er hat ein Gedächtnis wie ein Sieb, uns aber nicht vergessen." Er legte bedächtig und mit traurigen Augen die Zigarette in den Aschenbecher und setzte die Bierflasche an, die sich sogleich auflöste. Seine Hand streckte sich mir entgegen, erreichte mich aber nicht,
dennoch spürte ich etwas mir. Ich wollte mir über das Gesicht fahren, doch da war nichts.
Alle waren sie da, meine Gedanken, ich nicht mehr. 
Langsam dachte ich nicht mehr, war nicht mehr, dachte nicht, dass ich nichts dachte.
Was war ich? Ein Blitz in der Finsternis, ein Meer aus Sonnen, Wärme, Nichts, wohliges Aus.


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