Freitag, 5. Juni 2015

90 oder die Rauchbucht im Snaeland

Tempo 90 ist in Island erlaubt und daran hält man sich im Alltag, auch wenn die Straße vom Flughafen Keflavik nach Reykjavik mehr her geben würde. Bei uns hätten da sicher wieder so mancher und manche Freude am fahren oder Termindruck. Die Landschaft lädt zur Entspannung ein,
35 km lang nichts außer Lavafelder mit grünem Moos darauf, bis man die kleine Stadt Hafnarfjörður erreicht, die wiederum an zwei weitere Kleinstädte am Rande der Hauptstadt Reykjavik angrenzt.
Obwohl der Tourismus nun mittlerweile der stärkste Erwerbszweig der Isländer ist und die Deutschen
unter den Touristen stark vertreten, bedeutet dies leider nicht, dass sich ein Service-Verhalten, möglicherweise gepaart deutschen Sprachkenntnissen, erwarten ließe. Was einerseits angenehm ist, die stille und ruhige Art der Isländer, das kann im Streitfall ein unüberwindliches Bollwerk werden.
Besser ist es, höflich zu bleiben und freundlich zu fragen. Dann gibt es auch fast immer eine eben solche Antwort. In einem bessern lokal in Reykjavik kommt der Kellner nach dem Betreten des Lokals und bittet die Gäste auch am Tage, ihre Mäntel und Jacken aufzuhängen. Es selbst rührt dabei keinen Finger und bleibt auch bei der Bedienung in einer stoischen Ruhe, die man anderswo als unhöflich empfinden würde. 
Die Isländerinnen lächeln da schon eher mal, ein bisschen verhalten, aber wirkungsvoll und elfengleich. Letzter Vergleich drängt sich ab und zu auf, obwohl sehr klischeehaft.
Reykjavik als Hauptstadt präsentiert sich als kleine repräsentative Großstadt (die Einwohnerzahl wird mit 120000 Einwohnern angegeben, der Großraum mit 190000) eines Landes, das zu weiten Teilen unbewohnbar ist. Schon beim Anflug passiert man den unübersehbaren größten Gletscher des Landes, den Vatnajökull. 
Während die erste Besiedlung Islands von der Südostküste Islands begann, ist heute der Südwesten
das Zentrum und am meisten bewohnte Teil der Insel. 
So ist denn der Nationalpark Thingvellir, die Gegend um den Walfjord und die Südküste um Vik in erste Linie ein Ziel für in der Hauptstadt Quartier beziehende Touristen.
Allen Fahrten ist gemein, dass man wenig Wald zu sehen bekommt. Holz wurde mit dem Beginn der Besiedlung für Schiffe, Häuser und als Brennholz gebraucht und so weist nur mehr eine Fläche von 1% Islands einen Waldbestand auf. Später musste es importiert werden. Überwiegend sind dies Tannen, die wieder aufgeforstet und wurden und die als angelegte Schonungen recht auffällig als grüne Flecken stehen. Als usprüngliche Bäume sind lediglich Birken erhalten geblieben, die aber sehr oft nur die Größe von großen Sträuchern erreichen.
Der Mai 2015 erwies sich als einer der kältesten Maimonate der letzten Jahrzehnte. So knospten die Bäume zwar, aber bis sie ausschlagen, braucht es Zeit. Auch im Mai ist es dabei fast ununterbrochen hell. Selbst in der Zeit, in der die Sonne eigentlich untergegangen sein sollte, wird es nicht richtig dunkel (Ende Mai ca. vier knappe Stunden). Die Temperaturen stiegen kaum über 10 Grad, lagen meist deutlich darunter. So verwundert es nicht, dass der Esja (Hausberg Reykjaviks) schneebedeckt ist und man auch vom Perlan aus rings herum nur mit Schnee bedeckte Berge sieht. Perlan ist der Warmwasserspeicher der Hauptstadt und besitzt eine Aussichtsplattform, auf der wiederum eine Glaskuppel thront, die einem drehbaren Restaurant Raum gibt.
Island präsentiert sich überwiegend als gelb-bräunliches Weideland mit zarten grünen Einsprengseln, die oft genug Golfplätze sind und noch mehr als von Lava bedecktes Land im Kontrast schwarz zu grünem Moos. Die Südküste hat keine Häfen, da die Lavamassen die Küstenlinie immer wieder verändert haben. Island ist auch das Land des Wassers, zahlreiche Wasserfälle stürzen in die Tiefe.
Einer davon ist beispielsweise der Gullfoss.


Gletscherflüsse und Fjorde durchziehen das Land,
Gletscherwasser mischt sich mit warmen Quellen. Selbst in Reykjavik gibt es einen Fluss, in dem Lachse schwimmen (Elliðaár). Vor der Küste werden Wale beobachtet, die von den Isländern allerdings auch gefangen werden. Das Land hat zwei Aluminiumfabriken, eine in Hafnarfjörður und
eine ausgerechnet am idyllischen Walfjord. Hier wird aus dem Rohstoff Bauxit Aluminium, dass zu weiteren Verarbeitung dann auch nach Deutschland exportiert wird. Die Isländer arbeiten allgemein viel, die 50-Stunden-Woche ist durchaus normal. Sie selbst
müssen auch die hohen Preise bezahlen, was durchaus für Aufregung sorgt (siehe auch
blog.snaefell.de/). Die Arbeitsweise ist allerdings eine andere als in Deutschland gewohnt. Man kann im Hotel durchaus hoch konzentriert arbeitende Menschen sehen. Sie schaffen es bei aller Nachdenklichkeit aber nicht immer, im Speisesaal das Geschirr abzuräumen oder in einer Hotelbar stets den gleichen Service zu bieten. Auch Reiseleiter sprechen nicht immer ein perfektes deutsch. isländisch soll an sich für uns Deutsche leicht erlernbar sein. Ich selbst habe da so meine Zweifel.


Immerhin, die Isländer lieben Kunst. Ich habe mich bei einer Ausstellung im Rathaus von Reykjavik namentlich in eine Liste eingetragen, ohne zu wissen,warum. Aber ich weiß ich ebenso wenig, wieso die Köpfe im Stadtpark keine Gesichter haben. Es gäbe noch mehr zu erzählen, von Cafés in gemütlichen Buchhandlungen oder in alten Holzhäusern. Oder auch von einem Museum, das ich auch nicht besuchte. Also selbst noch mal hin fahren, besser fliegen.. 


Allein schon wegen dem Lakritzeis und der Lakritzschokolade..,


   

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