Freitag, 9. Januar 2015

Was man sich erzählt

Was zählt, wirklich? Die schwarze Null ist es. Ja, Werbesprüche können entlarvend sein.
So auch der Slogan einer deutschen Steuerberatungsgesellschaft.
Die gleichen Firmen, die es in Ihren Niederlassungen dulden, dass deutsches Arbeitsrecht zum Fremdwort wird und beispielsweise nicht genehmigte Überstunden an Wochenenden und abends stillschweigend toleriert und vorausgesetzt werden, leisten sich eine Strategie, die von der Kundschaft mit finanziert werden darf.
Strategien von Coachingfirmen, die von der eigenen Geschäftsführung selten gelebt werden.
So wird aus dem kleinen Angestellten nach Prüfung in einem Assessment-Center ein Abteilungsleiter.
Für eine in Relation stehende kleine Gehaltserhöhung natürlich, Posten statt Geld lautet die Devise.
Das diese Pseudo-Abteilungsleiter in ständige Konflikte mit ihren Niederlassungsleitern geraten, ist quasi Programm. Die Zentrale der Gesellschaft will schließlich auch diese kontrollieren.
Und selbstverständlich durchlaufen die Niederlassungsleiter nicht durch das Assessment.
Sie kommen vom teuren Headhunter.Wollen nach Dienstantritt ihr eigenes Team installieren.
Kein Wunder also, dass es bei der Beseitigung missliebiger Abteilungsleiter weder Krankheit noch Unfall tabu sind. Da gibt es vielleicht Vorwürfe, man habe sich während seiner Krankheit nicht ausreichend um die Belange der Firma gekümmert. Da wird solange genörgelt, bis unpassende Mitarbeiter von selbst gehen.
So ist die Karriere, der Strategie sei dank, manchmal schnell zu Ende. Manch verdienter Mitarbeiter sieht sich schneller in der Rente als gedacht und ein bis dato erfolgreiches Berufsleben geht ohne Dankesworte mit einem Aufhebungsvertrag zu Ende. Wer die Nerven vorher verliert, geht ohne was oder bringt sich im schlimmsten Fall vorher um.
Denn die Zentrale steht, wie soll es anders sein, hier stets auf der Seite ihrer Leistungsträger, der Niederlassungsleiter.
Rente mit 60 oder 61 heißt hier das Spiel und nicht erst mit 63 oder 67 oder gar 70.
Das sind die Fakten vom Ende eines Berufslebens, die mit den Politiker-Slogans von der angeblichen Wertigkeit älterer Arbeitnehmer so gar nicht zusammen passen.
Die Diskussion über die angebliche Wohltat einer Rente mit 63 für Arbeitnehmer, die 45 Jahre alles ausgehalten haben, was das Arbeitnehmerdasein so bietet, ist einfach pervers.
Perfide, das eine ganze Branche von Coachern, Psychotherapeuten und Unternehmensberatungen
an dem Ziel verdienen, aus Mitarbeitern willfährige Instrumente zu machen.
Was wirklich zählt, ist nicht die Leistung, sondern das Nachbeten von Schreibtischstrategien.

Man sollte sich lieber Gedanken darüber machen, warum so viele Menschen den Wunsch und / oder die Notwendigkeit spüren, das Berufsleben so früh wie möglich zu verlassen.
Das jedoch ist eine Aufgabe, die nicht bezahlt wird.

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