Samstag, 13. September 2014

13.9.

So ganz konnte ich es nicht lassen, wollte am vorigen Abend denn doch noch die Gegend erkunden, ein bisschen an die guten Zeiten unseres Urlaubs vor dem Unfall anknüpfen. Wir hatten noch am letzten Abend ganz gut im Rotermann-Quartier gegessen. Da zog es mich hin, doch leider war die hervorragende Pizzeria an diesem Tag nicht geöffnet. Unverrichteter Dinge kehrte ich (auch ein bisschen erleichtert) in die Hotelbar zurück. Abends rief mich dann noch ein Cousin an, um mir zu gratulieren. Als er jedoch merkte, dass ich mich im Ausland aufhalte, fand das Gespräch ein schnelles Ende. So verhält es sich also mit meiner Verwandtschaft, dachte ich.



Für den nächsten Morgen erwartete ich meinen letzten kompletten Tag im Krankenhaus. Ich bilanzierte:
"Drei Tage gemeinsamen Krankenhauslebens liegen für meine Frau und mich hinter mir.
Ich habe von Tallinn nicht mehr gesehen als den Weg vom Hotel zum Krankenhaus und mittags noch den Weg zu einem Einkaufscenter. Morgen nun sollen wir um 11 Uhr abgeholt werden, um 17.20 Uhr geht es mit dem Flugzeug nach Frankfurt. Wir beide in der Economy-Klasse der Lufthansa, sie über fünf Plätzen, ich auf einem selbst bezahlten Platz. Die billigste Transportart, die der ADAC kennt, abgesehen vom "gelben Flieger".
Ich tue mich schwer damit, über eine Sache zu schreiben, die noch nicht abgeschlossen ist. Heute fand ich meine Unterhose stark vorgewölbt auf dem Bett liegend vor.
Wer hat hier seine Fantasien ausgelebt? "

Klagen konnte ich über mein Hotel auch ob dieses "Services" nicht, die Verlängerung meines Aufenthaltes Tag für Tag klappte reibungslos.
Ich versuchte an diesem Tag noch, mit meiner Frau im Rollstuhl in den Innenhof des Krankenhauses zu fahren, aber sie mochte nicht wirklich draußen sein. Immerhin konnte ich ihr das kleine Café im Erdgeschoss zeigen.
Der ADAC ließ sich lange bitten, bis endlich die endgültige Bestätigung unserer gebuchten Flüge kam.
Das wir nicht mit dem gelben Flieger transportiert werden würden, war schon klar. Die sind überwiegend in Spanien eingesetzt bzw. da, wo viele deutsche Touristen Urlaub machen. Dazu gehört Estland nicht.

Auch angesichts des bevorstehenden Abschieds, es hieß packen, denn mein Weg würde mich am anderen Tag direkt zum Flughafen führen, verließ mich die Lust, meine Zeit mit dem Schreiben meiner Gedanken zu verbringen. Ich wäre gern noch mal an die Ostsee gelaufen, schaffte aber nur noch einen kleinen Rundgang, bei dem ich mich auch noch halbwegs verlief. Schwärme von Krähen belebten die Dämmerung über Tallinn.
Auf den großen Straßen ließen einige Motorradfahrer ihre Maschinen mal nur auf den Hinterrädern fahren.
Freitag Abend eben und mein letzter in Tallinn.




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