Montag, 3. März 2014

Ringgeist - Die deutsche Autoindustrie dreht mächtig auf.

Was kümmert mich mein Geschwätz vom 14.1.2009, denke ich mir, wenn ich mit meinem SUV durch die Gegend brause. SUVs entsprechen einfach unserem erhöhten Sicherheitsbedürfnis. Wenn Hinterfrau oder -mann mit einem normalen PKW wieder mal zu dicht auffährt, siehst Du die kleinen Scheinwerferchen gar nicht. Das ist schon ein Vorteil und: im Alter sitzt man ohnehin gern hoch.

Mächtig sind vor allem die Modelle und ihre Bezeichnungen.
Ganz gegen die Zeit und unabhängig von hohen CO²– Werten, die sowieso nicht für den Klimawandel verantwortlich sind, überbieten sich die Luxusmarken sowohl im Preis als auch in der PS- und Zylinderzahl.
Natürlich gibt es das Feigenblatt der hohen Technologie: die blaue Ecke. Da ist von Blue Efficiency die Rede oder von Blue Motion. Im Erfinden von Etiketten und Geheimschublädchen sind wir Deutschen ja ohnehin Weltmeister. Und im Nachäffen von Trends, siehe SUV. Mittlerweile müssten wir ein Volk von Hüttenwirten und Bergbauern sein, so beliebt ist die Vielzahl der Modelle. Dabei ist das, was als SUV verkauft wird, meist nur beschränkt geländetauglich. Ein SUV bietet aber auf jeden Fall einen höheren Benzinverbrauch als eine vergleichbare Limousine und ist bei gleicher Leistung mit Sicherheit teurer. Vielleicht kam Audi daher auf die Idee, seine SUVs mit dem Buchstaben Q wie Quark zu bezeichnen. Die neue Ehrlichkeit und das in homöopathischen Dosen?
Hat der Q7 eine homöopathische Potenz von D7?  Böse Zungen behaupten ja, wenn man ernsthaft krank sei, helfe sowieso nur die Schulmedizin. BMW macht es anders und uns ein X vor den SUV. Bei Mercedes wartet man sicherheitshalber ab, ob sich die SUVs auch wirklich verkaufen und nennt das Kind dann GLK. Phantasievoller ist da ausgerechnet Volkswagen, wer will schon wirklich wissen, was ein Tiguan ist? Konnte beim Tuoareg noch ein Bezug zu einem Wüstenvölkchen aufgebaut werden, so ist hier die Kreativität der Wortschöpfung vollends zum Zuge gekommen.
Der Name mag symbolisch für das völlig von den Erfordernissen der Zeit losgelöste Entwickeln von neuen Automodellen stehen. Er ist sozusagen ein Insignia.
Eine der vielen Kronen ist sicherlich der BMW X6 (das erste Sports Activity Coupé mit Dynamic Performance Control). Wollen wir nicht immer alles auf einmal und bekommen dann nichts? Es ist herrlich, dieses Auto ist Kinderwagen, Traktor und Sportwagen zu gleich,
ein Renntraktor also. Nur dem Umstand, dass BMW keine Busse baut, ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass nicht noch größere Geschosse darauf warten, frei gefahren zu werden.
Irrationaler Cayennepfeffer ist somit wahrlich genug vorhanden in der deutschen Autoindustrie. Die Vernunft hat sich vermutlich im Motorraum versteckt und wartet darauf, dass einer mal den Deckel auf macht.

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