Donnerstag, 21. Februar 2013

Hotline

Ich hatte die Nummer einer Hotline gewählt und war nun nach minutenlanger Musikberieselung überrascht, eine Stimme zu hören. Das sie einen anderen Klang hatte und nach der Begrüßung eine seltene Stille eintrat, irritierte mich. 
Plötzlich entstand in mir das Bild einer russischen Tundralandschaft mit lichtem Gehölz, einzelnen Baumgruppen und weiten Ebenen. Hier würden ganze Panzerarmeen spurlos verschwinden, ganz zu schweigen, dass sie ebenso wie schwere deutsche Limousinen kaum vernünftigen Untergrund zum Fahren fänden. Hier könnten die Herren Hitler und Goebbels gleichzeitig im Lebensraum herum brüllen, es würde niemanden stören. Willkommen im realen Leben, in dem ich mich offensichtlich gerade nicht befand.
Unbeirrt schilderte ich mein Anliegen und schloss mit dem, was ich erfragen wollte. Anschließend machte sich wieder eine Stille breit, die aus meinem Hörer zu entweichen schien. Ein "Das weiß ich nicht." erklang schließlich, wobei das "nicht" eher "niecht" zu verstehen war. 
Da meine Frage technischer Natur war und ich die technische Hotline angerufen hatte, fühlte ich mich genötigt, die Dame darauf hinzuweisen, dass sie da eigentlich an der falschen Stelle säße. 
Nun brachte sie mich endgültig zur Ruhe, ein Teppich des Schweigens breitete sich über mir aus, ich hätte die Vögel zwitschern hören können, wenn es mir gefallen hätte. 
"Ich will in die Heimat." wollte ich zunächst rufen, aber das schien mir doch zu sinnlos. 
Immerhin bekam ich eine Bestätigung auf meine Aussage, dass sie mir wohl nicht helfen könne.



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