Montag, 17. Dezember 2012

Gold - XLVI

Das er sich nun zur Liebe im Allgemeinen bekannte, konnte Rachel nicht sehr beeindrucken. Paul hatte seinen Vater überschätzt und die restliche Welt nicht so ernst genommen. Einer scheinbaren Übermacht erlegen, hatte er sich dem ohnehin nutzlosen Zweikampf entzogen ohne sich von den zu hause erlernten Verhaltensmustern befreien zu können, was allerdings kein Alleinstellungsmerkmal für Paul ergab.
Sein Vater hatte ihm gesagt, Frauen seien etwas Besonderes. Da müsse Mann ran gehen wie die Feuerwehr.
Paul hatte aber nie gesehen, dass der Vater den Worten Taten folgen ließ.
Es selbst konnte bei Frauen einen ungeheuren Pragmatismus gepaart mit einer ständigen Unsicherheit und einem hohen Täuschungsvermögen feststellen. Frauen waren eben auch nur Menschen. Bei seinen Beziehungsversuchen hatte er, wenn es ernst wurde meist kalte Füße bekommen. Ihm war klar, dass wenn er sich auf eine Frau einließe, dies in der Regel eine gewisse Selbstaufgabe verlangte und vor allem war er mit seinem Stolz völlig falsch am Platz. Seine Selbstsicht widersprach oft seinem Ich. Er glaubte noch daran, Frauen erobern zu können und war im Grunde froh, wenn es nicht gelang. Sein androgynes Gefühl nahm er wohl war, aber er wollte es nicht wahr haben. Seine Beziehungen zu Frauen war im Prinzip von großer Vorsicht geprägt, zu tief saßen die Verletzungen, die sie ihm vor allem dann zu fügten, wenn sie selbst großes Interesse an ihm hatten, er sich aber entzog. Die Direktheit mancher Frauen entsprach nicht seinem gelernten Frauenbild, obwohl es sie sich oftmals gewünscht hätte. So glaubte er eine gewisse erfolgreiche Taktik in der Annäherung an Frauen gefunden zu haben, bei der er nicht sein "Pulver" gleich verschießen musste. Er war sich aber nicht sicher, ob er überhaupt welches hatte. Er, das unauffällige Schwein, wie es eine Mitschülerin mal formulierte oder er, der Befreier, wie eine andere meinte. Dazwischen liegt ein schmaler Grad.
Am besten kam er mit Frauen in der Rolle einer Art Schwester klar, deren Existenz er sich so gewünscht hatte, wie sein Vater sich Töchter.

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