Freitag, 7. Dezember 2012

Gold - XL

Eine schwer wiegende Hürde, über er noch gar nicht nachgedacht hatte, erwartete ihn noch. Er müsste seine Zukünftige noch seinen Eltern vorstellen. Insbesondere sein Vater glaubte, er müsse seine Begutachtung abgeben und ihm die spätere Hochzeit genehmigen.
Soweit war er ja noch nicht. Erst einmal sollte sie nur mit kommen. Das war ein schweres Risiko an sich, denn für ihn war es unschwer zu erkennen, dass es da einen Zusammenhang gab zwischen dem Besuch bei seinen Eltern und der bald darauf erfolgten Trennung von der Ex-Freundin. Solche Besuche hatten ihr Rückschlüsse erlaubt wie: "Für Dich war es schon eine Leistung, nach Frankfurt zu ziehen." Mit anderen Worten: die große weite Welt werde ich mit Dir nicht sehen. Dabei wäre er so bereit gewesen für einen Aufbruch. Seine Eltern hatten die unbekümmerte norwegisch-englische Mischung ganz ansprechend gefunden und amüsierten sich über ihre Dekorationsvorschläge für die Wohnung.  Pet jedoch war total "disgusted" und wunderte sich, wie Paul da heraus gekommen sei.
Noch Jahre danach hielt die Wirkung seines pet an.
Die Neue nun, die es ernst meinte, kam nicht an. Sie ist so still, meinte Mutter. Sein Vater äußerte seine Vorbehalte nicht, er fand sie wohl nicht jung genug. Über einen Altersunterschied, der ja kaum bestand, hatte sich Paul keine Gedanken gemacht. 
Seine Freundin tat das Beste, was sie tun konnte: sie schwieg. Meinte hinterher, Paul sei angespannt, was gelinde untertrieben war. "Das wird schwer." hatte Mutter nur kommentiert.
Paul befand sich "zuhause" jedes Mal in Hochspannung. Bereit, jeden Senf, den man ihm an den Kopf warf, zurück zu geben. Seine Eltern wollten oder hatten nicht begriffen, dass er ausgezogen war, sie ignorierten seine Lebensumstände. Vater ignorierte alles, was Paul über Frankfurt erzählte, mit Spott und der Bemerkung "Das haben wir hier auch.". Brachte das Thema gleich wieder auf Kassel und auf seinen kranken Bruder. 
Man sah da nun auch noch eine Frau, die nicht zu den belanglosesten Nettigkeiten bereit war. Die nicht mit dem Hintern wackelte und die nicht wie ein Tuschkasten herum lief und permanent lachte. 
Seine Mutter dagegen lachte gern, am liebsten über ihre eigenen Bemerkungen. 
Paul verstand, dass sie ihre Unsicherheit kaschieren musste, die permanente Zigarettenraucherei half ihr dabei, machte aber keinen guten Eindruck. Mutter sah einfach nicht seriös aus mit ihren nackten Armen, die aus ihren billigen Versandhauskleidern oder dem Kittel hervor stachen.
In ihrem Mietshaus störte das Keinen, aber Paul hatte sich entfernt. Paul fühlte mit ihr, es war nicht so, dass er seine Eltern nicht mochte. Jeder allein wäre für ihn ein wichtiger Mensch gewesen. 
Zusammen waren sie beide nicht auf seiner Seite.

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