Immer wieder ermuntere ich
ihn, zu essen und mit zu arbeiten Aber er spricht von einer klaren Linie.
Die Kontrolle seiner
verbliebenen Sachen wird nun obligatorisch. Es ist aus Bad Wildungen nicht
alles mitgekommen. Das Problem ist, Vater kennt die von uns zugekauften Sachen
gar nicht. Er könnte also das Einpacken nicht selbst kontrollieren.
Wir wundern uns, dass
Vater nicht mal im Rollstuhl sitzen will. Überall im Krankenhaus gibt es doch
Leute, die mit Urinbeuteln oder Infusionsflaschen im Gestell sogar gehen.
Eine Krankenschwester
fragt uns, ob wir Vater Haftcreme für seine Zähne besorgen können.
Ja, die bekommt er dann
aber erst in zwei Wochen.
Wir verlassen das
Krankenhaus dennoch etwas erleichtert.
Das einzige
Kontaktersinnen der Krankenhäuser besteht in der Regel in der Nachfrage nach
Genehmigungen für ärztliche Untersuchungen. So kommt denn auch in der
Folgewoche per Fax das Formular für die Genehmigung der CT. Ich frage wieder
eine Woche später nach dem Ergebnis. Schließlich macht mir der Gedanke an einen
Tumor Sorge.
Es ist immer schwierig,
die Ärztin zu erreichen. Meist lande ich zunächst bei einer Schwester.
So erfahre ich beiläufig,
dass Vater eine Lungenentzündung hatte, die kuriert werden muß und das er
zeitweise über eine Magensonde künstlich ernährt wird. Für Frau Dr. H. ist der
Fall klar, ein Hirntumor konnte nicht erkannt werden. Er wird nun weiter
behandelt und soll dann erneut in eine Reha-Maßnahme gehen.
Die Haftcreme für die
Zähne habe ich gleich vor der Rückfahrt am Bahnhof gekauft. Aber vor dem
nächsten Besuch habe ich sie verlegt und somit nicht dabei. Vater liegt noch im
gleichen Zimmer, aber nicht mehr am Fenster, sondern links neben der Tür. Am
Fenster liegt jetzt ein unangenehmer jüngerer Kauz, der zum Glück bald das
Zimmer verläßt. Die Zweibettzimmer sind länglich geschnitten und haben einen
Zugang zum Balkon. Das Gitter am Bett ist wie meistens hoch geklappt. Vater begrüßt mich meistens mit einem Stoßseufzer: „Ach, ach’, ach’“, gefolgt von
meinem Namen. Auch die Bemerkung: „Endlich ein Mensch!“ kommt schon mal über
seine Lippen. Heute trägt er ein Nachthemd. Wie ich sofort sehe, hat er einen
Katheder und bekommt Infusionen. Schwestern reden von einer Braunüle, die Vater
sich oft heraus reißt, ohne das ich weiß, wovon die Rede ist.
Wir waren zuvor wieder in
seiner Wohnung, ich habe mich getraut, den schwarzen Koffer zu öffnen. Siehe
da, Vater hatte komplett für einen Krankenhausaufenthalt gepackt. Was
verwertbar ist, insbesondere seinen eigenen Waschzeugbeutel, das nehmen wir
mit. Die Wäsche ist jedoch in keinem guten Zustand, wir sehen viele
Wäschestücke die unterschiedliche Färbungen haben, offensichtlich hatte Vater
mit der Hand gewaschen. Eine Waschmaschine steht nicht in der Wohnung.
Gelegentlich hatte ich mit der Nachbarin telefoniert und sie informiert, wo mein Vater liegt. Aber im Krankenhaus werden wir die einzigen Besucher bleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen