Dienstag, 4. September 2012

Gold - IV

Eben war ich noch Teil einer Landschaft, nun sehe ich selbstgefällig über die kleinen, selbst gestalteten Hügel meiner eigenen Landschaft. Kaum ist das Knattern meiner Ski verklungen, da finde ich mich in Gedanken in meinem eigenen Zug wieder. Keine Sitze gibt es in den Waggons und keine Türen, die man mühevoll aufstoßen könnte. Alles, was nach Fenster aussieht, ist milchiger Kunststoff. An der Decke thront eine überdimensionale Lampe, die ständig an und aus geht. Der Wagen schlägt über den Schienenübergängen. Eine Dampflok zieht den Zug, aber sie dampft nicht, schnurrt nur vor sich hin, die Beschleunigungswerte sind gewaltig.
Ich muss heraus aus diesem Kindheitstraum, aber der Zug, er hält nicht an. Türen sind vorgesehen, aber nicht vorhanden. Irgendwann hält der Zug, aber nicht am Bahnhof. Das Licht verlöscht, ich falle nach unten auf das Gleis und krieche seitlich unter dem Zug hindurch ins Freie. Doch auf was für einen Boden bin ich gelandet? Teppich, nehme ich erstaunt zur Kenntnis, leicht wellig. Kein Gras, keine Erde. Durch die Plastikbäume kann ich einen See erkennen. Häuser und eine Kirche dahinter. Unter einem der Bäume steht eine Plastikbank nach hinten gekippt. Der Weg daran vorbei ist mit mannshohen Steinen begrenzt. Überall weiche ich hart gewordenen Leimfetzen aus. Eimerweise muss hier Klebstoff vergossen worden sein, auch an der Ecke der Kirche. Weiß auf grau sieht der Film aus. Die Kirchentür ist nicht aus Holz, sie hat keine Klinke und die schließt nicht. Ich muss die Tür aufstoßen. Im Inneren der Kirche ist alles leer. Eine riesige Glühbirne erhält den Raum, gehalten von zwei rieseigen Schrauben, die einen noch riesigeren weißen Kunststoffsockel halten. Es leuchtet wie auf einer Baustelle und an einen Ausblick ist gar nicht zu denken. Vor den Kunststoffwänden ist Pappe und die Fenster sind geklebt und nur schwach durchsichtig. Wieder Leim, eimerweise fand er Verwendung um für Halt zu sorgen. Ich verlasse diesen Ort fehlender Besinnlichkeit und schleiche über Kunststofftreppen auf ein eigenartiges Gewebe, dessen Struktur Pflaster imitiert. Ich sacke fast bei jedem Schritt ein. Im Hintergrund kann ich eine Burg erkennen. Mein Weg führt am Bahnhof vorbei, die Schrift auf den Hinweistafeln ist nicht lesbar. Ich folge dem Weg an einem weiteren, offenbar geklebten Haus vorbei, das weiche Gewebe sieht nun nach Straße aus, gesäumt von Plastikbüschen. Da ist ein Anstieg.

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