Donnerstag, 12. Juli 2012

2003 - VIII


Forsthaus Falkenau

Wir alle kennen sie, die realistischen Vorabendserien der öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme. Leute in Designerklamotten lümmeln vollgeschminkt im Bett herum. Die Häuser und das Interieur sind picobello und Erfolg haben diese Menschen prinzipiell, krabbeln aus immer neuen Karossen, ohne Türen abschließen zu müssen und das einzige Problem ist die Suche nach Problemen. Diese sind so herrlich plakativ und unrealistisch, dass das Zusehen Freude macht. Natürlich gibt es immer ein Happyend und wer hat die Ideen dazu?
Im Forsthaus Falkenau fast immer der Oberförster. Eine mythische Wirkung strahlt er aus, wenn er durch den ach so bayerischen Wald schreitet.
Ihm nimmt man nichts übel, denn er hat für alles eine Lösung. Das finden alle immer so gut, dass sie sich trotz der scheinbar größten Streitereien am Ende immer versöhnen. So ein Oberförster ist eben nicht nur im Wald der König, sondern auch im Leben. So einfach ist das. Da Frauen das Gute im Mann ja schnell erkennen, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als ihn zu schätzen und so findet sich, wenn des Försters Frau sich selbst verwirklichen will, schnell ein kompetenter fachlicher Ersatz. Die Frau für einen modernen, dominanten Oberförster muss nicht nur im Haus was drauf haben, nein, sie sollte auch beruflich glänzen, ohne dem Oberförster die Schau zu stehlen. Eine versteckte Koryphäe, sozusagen im Wald versunken. Überhaupt, der Wald, er spiegelt die Sehnsucht nach einer intakten, aber beherrschbaren Natur wieder. Der Mensch macht seine Fehler wieder gut, weil er so genau über die Natur Bescheid weiß. Da kommt der Glaube an das menschliche Wissen ins Spiel. Obwohl täglich widerlegt, ist das doch eine schöne Ideologie. Der Oberförster, der Massimo- Leader derselben? Schon das Wort "Ober" deutet darauf hin. Er verinnerlicht die Sache an sich und ordnet sich selbst völlig unter. Somit ist er ein guter Deutscher. Ob er im heutigen Berufsleben damit eine Chance hätte, das müsste separat betrachtet werden. Das Forsthaus jedenfalls ist der Hort des Wahren, Schönen und Guten und nicht die Oper: mein Haus, mein Auto, meine Frau ..

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