Dienstag, 8. Mai 2012

Wunderkindle?

Ja, auch ich als Buchfreund habe mich mit dem Kindle angefreundet. Da es mir schon immer auf den Inhalt und nicht das Buch an sich angekommen ist, war das zunächst ein leichtes für mich. Ich habe aber dennoch die kostengünstigste Variante gewählt, weil ich glaubte, ganz puristisch ohne viel Schnickschnack auszukommen.
Das ich das mittlerweile bereue, liegt daran, dass ich gern im Netz recherchiere und dort relativ viele interessante Texte im PDF-Format vorliegen. Zwar ist es praktisch, dass man diese nach dem Speichern rasch per Email zur Verfügung hat, aber das Lesen ist nun mal, wenn man den Touchscreen gewohnt ist, mühselig. Zwar lässt sich die Schrift beliebig vergrößern, aber man ist dann relativ häufig zum Scrollen gezwungen und das ist recht aufwändig. Die Tasten sind schwergängig, man fühlt sich in eine frühere Zeit versetzt. Selbst das Blättern der Seiten braucht eine gewisse Fingerkraft.
Nun ja, könnte man meinen, ein Kindle ist ja auch zur Lektüre von Büchern und damit ordentlich formatierten E-Books geschaffen. Das hat zweifelsohne seinen Reiz, wobei mir aber sehr schnell klar wurde, warum die mit Hülle beworbenen Kindles oft mit Leselampe gezeigt werden. Die kann man sehr schnell gebrauchen, wenn die Umgebung dunkel ist. Gut finde ich "Mein Kindle" vor allem im Amazonshop, da habe ich alle Dokumente und Bücher auf einen Blick und kann sie auch gleich lesen, was  bei den Dokumenten gern auf meinem iPad erledige. Nun fragt es sich, wozu brauche ich da überhaupt den Kindle? An den Strand werde ich gewisslich nicht gehen, um in meinem Kindle zu lesen, dafür sind mir die knapp 100 € doch im Verlustfall zu teuer und ich würde mich auch ärgern, wenn jemand Zugriff auf meine Dokumentensammlung bekommen würde. Klar, ich kann meine Sammlung mit einem Passwort schützen, aber was alles mit einem Buch zu tun?
Manchmal will man Texte nicht mehr lesen, auch bei Büchern ist das so. Ich kann also in "Mein Kindle" diese Texte einfach löschen. Nun vorauszusetzen, dass nach der nächsten Synchronisation die Texte auch auf meinem Kindle verschwunden sind, ist ein Fehler. Ich muss die Löschungen auf meinem Kindle manuell vornehmen.
Ich bin mir also aufgrund meiner Erfahrungen überhaupt noch nicht sicher, ob der Kindle mir das Buch ersetzen wird und zu welchem Zweck ich ihn überhaupt einsetzen will. Die hier geschriebenen überwiegend positiven Rezensionen erscheinen mir als übertriebener Jubel. Durch den Kindle wird ja das Lesen nicht günstiger, denn außer den viel beworbenen kostenfreien Klassikern gibt es E-Books deutscher Verlage nur zu demselben Preis wie im Buchladen. Und solange das so ist, gibt es keinen Vorteil gegenüber dem echten Buch. Wer gern fremdsprachig liest, kann sicher etwas sparen. Ein Problem wird aber das Auffinden relevanter Neuheiten und Themen im Kindle-Shop sein. Man gebe einmal "2. Weltkrieg" oder "1945" ein, das Ergebnis ist recht dürftig. Zugegeben, das hat eigentlich nichts mit dem E-Book-Reader an sich zu tun, aber es braucht natürlich auch gute Quellen, also ein gutes Sortiment, wenn ich mich mit dem Kindle so bewegen will, wie als Kunde im Buchladen.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Kindle ein Statusprodukt mit einigen guten Ansätzen aber noch zu wenig Bedienungskomfort. Deswegen kann es weder vier noch fünf Sterne dafür geben. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen