Freitag, 13. Januar 2012

1980 - VI

Ende der Zeit - Endzeit,

die wir erleben, alles schon mal Dagewesene wiederholt sich, ob in der Mode, in der Musik, es gibt einfach nichts Neues und wenn, dann nur das, das die Seele stirbt und durch Technik ersetzt wird, alles so sinnlos wie die ausgefranzte Kleidung der hoch technisierten und synthetischen Musiker, das Mittelalter begegnet der Technik und wird als Hülle vorgezeigt. Hat diese Zeit keine Hoffnung wie die Jahre zuvor: die Fünfziger mit dem Rockn' Roll, die Sechziger mit der Rebellion und den Beatles, die Siebziger mit den Rockbands und der Liberalisierung ? Doch - das Ende ist nicht zu übersehen, erst jetzt im Angesicht der sterbenden Bäume; der hochgereckten Raketen, die phallusartig dastehen, bis jemand den Knopf zum Blow drückt, um seine Angst abzuschießen; der beginnenden Überwachung; der Sinnlosigkeit des Arbeitslosendaseins und des Abbaus der so lange erkämpften Rechte; der Lebensgrundlagen für unsere Kinder; erst jetzt läßt sich das Leben so richtig genießen.
Die Achtung vor der Zeit fehlt mir, vor allem vor den Zeitgenossen, keine Ehrlichkeit, nur Gefasel, kein Mut zu bekennen: wir gehen kaputt und das ganze Leben rollt noch einmal als Film vor uns ab, spult zurück. Unsere Endlichkeit erlöst uns von den Faxen, Vielheit wird zur Einheit des Endes, wir merken es bloß nicht und doch hat alles einen Sinn, den wir nicht verstehen.
Noch nie erlangten wir solche Freiheit und Vielheit wie heute, doch sie ist kein Selbstzweck und wir müssen bezahlen, gerade deshalb das Leben genießen !

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