Montag, 16. Mai 2011

Mein Zweiter Weltkrieg

Zuhause steht eine auf Schallplatte gebannte Dokumentation über das Dritte Reich mit vielen Originalaufnahmen der prominenten Naziführer. Solche Platten erzeugten bei der Generation meiner Eltern und Großeltern besondere Gefühle. 
Ich kann mich an meinen Großvater erinnern, der, wenn er getrunken hatte, unvermeidlich das Absingen de Horst-Wessel-Liedes im Programm hatte. Dazu die Leidenschaft für die Marschmusik, die sich auch mein Vater gern anhörte.
Mein Vater war kein Nazi und auch nicht im Krieg. Als 1929 Geborener hatte er das Glück gehabt, aufgrund seines späten Geburtsdatums im Dezember, nicht mehr zur Wehrmacht eingezogen zu werden. Er „durfte“ den Bombenkrieg in Kassel erleben. Seiner Begeisterung für den „Bund“ tat das allerdings keinen Abbruch. 
Über Kriegserlebnisse meines Großvaters ist mir nichts bekannt. Seine Zugehörigkeit zur SA machte allerdings die Flucht aus Sachsen in den sicheren Westen nach Hann. Münden erforderlich. Ohne diesen Umstand hätten sich meine Eltern nicht kennen gelernt.
Die im Krieg geblieben sind, können darüber nichts mehr erzählen. Sie sind wie mein Halbonkel und Namensvetter entweder in Italien bei den schweren Kämpfen um Monte Cassino oder wie mein Großonkel bei den Rückzugskämpfen in der Ukraine gefallen.   
Wenig erzählt hat ein weiterer Halbonkel, der das Erlebte und die Gefangennahme im Westen dichterisch verarbeitete. Mein Schwiegervater dagegen simulierte sehr oft, diskutierte mit mir sehr leidenschaftlich vor allem über eine Aussage. Man hätte den Russen geschlagen, der Russe hatte ja nichts, wenn, ja wenn, nur nicht das Material, den Ausschlag gegeben hätte. 
Sinnlos, das Ganze rational anzugehen. Sinnlos, jemandem, der dem Tod von der Schippe gesprungen ist und unter Leichen liegend schwer verwundet gerettet wurde (den Russen war das Bergen von Toten und Verwundeten fremd), etwas von Strategie zu erzählen. Erst recht wenn dessen Strategie das eigene Überleben gesichert hat.
Er schoss sich durch die Hand, um einem Himmelfahrtskommando zu entgehen und nur die Nahkampfspange rettete ihm das Leben, als er versprengt aufgegriffen wurde. Wie verzweifelt muss man aber sein, wenn man zu solch einer Selbstverletzung bereit ist? 
Rational gesehen stimmt an den Darstellungen des Zweiten Weltkriegs in der Nachbetrachtung wenig. Die Überzeugung der eigenen Überlegenheit war auch beim einfachen Soldaten groß, ohne dass dies mit Nazitum zu tun gehabt hätte. Noch vor dem Unternehmen Zitadelle hieß es beim Anblick der eigenen Panzerkolonnen, nun müsse man doch siegen. Doch man vergaß den Gegner. 
Es ist sicher keine vernünftige Strategie, sich selbst zu überschätzen. Und Hitler war kein vernünftiger Heerführer, seine Generäle nicht durchsetzungsfähig. Hitler war nach eigenem Bekenntnis, man kann das im „Buch Hitler“ nachlesen ein Vabanqespieler. Er hatte das „Alles“ für sich und das „Nichts“ für sein Volk vorgesehen. Und wie das auch beim Kartenspiel so ist, so mancher Bluff hat Erfolg. So waren die ersten Erfolge spektakulär, Polen überrannt und mit dem bolschewistischen Erzfeind auf Zeit paktiert. Doch dann wird es schon eng. Dänemark und Norwegen mussten dran glauben, um einer alliierten Maßnahme zuvor zu kommen. Benelux und Frankreich besetzt, schon das ein Risiko. Ein weiterer Erzfeind besiegt. Wer zweifelt da noch am größten Feldherrn aller Zeiten?  
Dabei ist es einfach, diese Erfolge vorher zu sehen. Ein Angreifer sollte dem Verteidiger im Verhältnis 3:1 überlegen sein. Beim Krieg gegen Polen war diese Überlegenheit bei Panzern und Flugzeugen drastisch höher. Zudem kämpfte man nur an einer Front. Clausewitz sagt zwar, dass die Verteidigung die überlegene Partei per se ist, aber mit dem Fortgang des Krieges zeigte sich eine so deutliche Überlegenheit der Alliierten, dass selbst die beste Verteidigung unweigerlich zusammen brechen muss. So gibt es schon bald Probleme. Es gelingt nicht das Entkommen des Großteils der Engländer aus Dünkirchen zu verhindern, die Luftschlacht um England ist die erste große Niederlage des Krieges. Da wird erst das Jahr 1940 geschrieben.
Aber wenn der bissige Hund den einen Hasen nicht bekommt, dann schnappt er eben nach dem nächsten. Dumm nur, wenn das ein Bär ist. Da sind wir im Jahr 1941 und hier muss Hitler nun erst einmal seinen Bündnisgenossen in Afrika und Griechenland helfen. Das verzögert den Angriffstermin auf die Sowjetunion entscheidend. Und spätestens jetzt wird an allen Fronten gekämpft. Die Wehrmacht steht der Roten Armee ungefähr im Verhältnis 1:1 gegenüber. Und wenn schon nicht das Überraschungsmoment zu 100% gegeben ist, dann doch die Ungläubigkeit Stalins bezüglich Hitlers Angriffsabsichten und dessen rigorose Säuberung seines eigenen Militärapparats. So feiert die Wehrmacht große Anfangserfolge und steht kurz vor Moskau. Schon hier erweist sich aber die Schwäche der Wehrmacht. Die Angriffe werden abgewehrt, der Winter ist da. Der Bär schüttelt sich und schleudert den bissigen Hund ein bisschen hin und her, ohne ihn ganz aus dem Fell zu kriegen. 
Die Amerikaner hält Hitler ja für Geschäftsleute, die gar nicht kämpfen können oder wollen.
Anscheinend ist, wer nicht martialisch auftritt, auch nicht ernst zu nehmen. Nun ja, da spricht vielleicht der verhinderte Kunstmaler Hitler.
Richtig ist, die Amerikaner kommen erst mal nicht am Boden, sondern nur aus der Luft. 
So wie sie es auch heute tun. Sie schonen ihre Menschenleben, weil sie wissen, dass sie wertvoll sind. 
Von all diesen Entwicklungen erfährt der Volksgenosse daheim wenig. Da wird nur von großen Erfolgen berichtet und als die ersten nicht mehr zu leugnenden Niederlagen eintreten,
dann war der Kampf natürlich heldenhaft. Später wird die Wochenschau davon berichten, wie mal wieder ein Einbruch des Feindes abgeriegelt wird. Und wie clever sich der deutsche Soldat, der Landser, bei feindlichen Angriffen verhält. Da liegt Deutschland schon in Trümmern und die Soldaten an der Ostfront haben längst andere Realitäten kennen gelernt.
Da ist von ungeeigneter Munition die Rede, von fehlenden schweren Waffen, vom Herumirren zwischen den Fronten, von tröstenden russischen Bauern und lauernden Partisanen. Da kommt zur Sprache, dass man Angst hat und ums Überleben kämpft.


Und dennoch: nach Ende des Krieges, den die Generation meiner Eltern nicht als Befreiung sondern als Zusammenbruch erlebte, hielten sie die Fahne innerlich weiterhin hoch. Es konnte doch nicht alles vorbei sein.


So stößt man auf viele Mythen, die bis heute existieren.


1. Der deutsche Soldat war der beste, folglich die Wehrmacht die stärkste Armee.
2. Die deutschen Waffen waren perfekt.
3. Der Untermensch im Osten und mein Zweiter Weltkrieg


1. Zu Anfang des Krieges gab es tatsächlich viele kampferprobte und gut ausgebildete Soldaten, Die Motivation dieser Truppen war hoch, getrieben durch die allgemein vorhandene Überzeugung der eigenen Überlegenheit und auch dem Wunsch die Schmach von Versailles, die von den meisten Deutschen so empfunden wurde, zu tilgen. Die nicht unerheblichen außenpolitischen Erfolge Hitlers vor dem 1.9.1939 und die immer wieder zur Schau gestellte Entschlossenheit, dem Unrecht ein Ende zu setzen, ließen für Zweifel kaum platz. Vor allem in Polen gab es zudem beträchtliche Übergriffe auf die deutsche Minderheit und viele Schikanen den nach dem 1. Weltkrieg entstandenen Korridor zwischen Ost- und Westpreußen betreffend. So war der deutsche Soldat von selbst motiviert genug, um in den Krieg gegen Polen zu ziehen. Das Risiko der Niederlage war überschaubar, denn die deutschen Truppen waren personell und technisch den Polen überlegen und durch die Einigung mit Stalin musste ja auch nicht das ganze Polen besetzt werden. Es war von einem begrenzten Feldzug die Rede. Doch die „Weserübung“ genannte Besetzung Norwegens zeitigte nicht unerhebliche Verluste für Luftwaffe und Marine und kam lediglich einer Aktion Großbritanniens zuvor.
Der Angriff auf die Westmächte erfolgte unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen, denn hier war das Kräfteverhältnis weitaus ungünstiger für das Deutsche Reich. Dennoch war bedingt durch die alliierten Probleme in der Koordination der Kräfte eine Entscheidung zugunsten Deutschlands bald gefallen. Das Konzept des „Blitzkriegs“ war das einzig mögliche für die Wehrmacht, die einen langen Abnutzungskrieg nicht ausgehalten hätte. 
Dazu waren die Verluste vor allem der Luftwaffe zu hoch. Aber es wurde gesiegt und auch als dies nicht der Fall war wie bei der Luftschlacht um England, es wurde zum Sieg umgedeutet. 
Der einfachen Landser konnte so noch nicht erkennen, was ihn erwartete. Das Leben als Besatzer in Frankreich war zudem nicht unangenehm. Wer also das Glück hatte nicht im Balkan oder auf afrikanischen Kriegsschauplatz eingesetzt zu werden, der hatte wenigstens bis zum Beginn des Unternehmens „Barbarossa“ vergleichsweise gute Zustände. In der Sowjetunion jedoch schwindet bei den deutschen Soldaten rasch die Zuversicht. Die sowjetischen Soldaten sind ein verbissener Gegner und hinter ihnen steht ein ähnliches Terrornetzwerk wie bei den Deutschen. Von da an kämpft der deutsche Soldat nur noch ums Überleben. Bereits 1941 ist der Krieg in Russland entschieden und das weiß auch Hitler. Es gelingt nicht, Moskau zu besetzen. Die Sowjets treten mit frischen Kräften erstmals zu wirksamen Gegenoffensiven an. Ob jemand ein guter Soldat ist, der ständig ums Überleben kämpft, ist fraglich. Er macht sicher Fehler und benötigt viel Erfahrung um dem Druck aussichtsloser Situationen standzuhalten. Doch gerade nun machen sich die Verluste an erfahrenen Soldaten bemerkbar. Die Wehrmacht war logistisch nicht in der Lage, die durch die eigene Expansion zu überwindenden Distanzen auf Dauer zu bewältigen. Was 1941 noch gelang, scheiterte 1942.  Doch selbst da glaubte der deutsche Soldat noch an den Ausbruch und die Rettung aus eigener Kraft. Wahrscheinlich hätte die erste deutliche Niederlage des Krieges verhindert werden können, wenn Hitler strategisch gedacht hätte. Aber hätte dies die Niederlage insgesamt verhindert? Fronturlauber berichteten unter der Hand von den dünnen deutschen Linien. Wenn überhaupt, so war der Landser über die wahren Kräfteverhältnisse nicht informiert. Er wusste oftmals nicht, wozu die angeordneten Kampfbewegungen dienen sollten. Er nutzte durchaus die Chance zum Absetzen, er hatte auch Angst ums Überleben. Immer wieder ist von hohen Verlusten der Russen die Rede und immer wieder sind sie in der Lage neu anzugreifen. Stalin treibt seine Truppen unbarmherzig nach vorn. Die Rote Armee hat gelernt, sich neu aufzustellen, sich auf diesen Feind neu einzustellen. Die Deutschen können nur angreifen, das ist die russische Sicht. Japan eröffnet keine zweite Front gegen Russland. Eine personelle Übermacht ist der personell stark geschröpften Wehrmacht gegenüber gestellt. So fehlt ab 1943 die Kraft für entscheidende Offensiven. Die Kraft, der Mut und die Verzweiflung des deutschen Soldaten können das Rad der Geschichte nicht aufhalten. Der Glaube an die eigene Überlegenheit, genährt durch den guten Beginn des Krieges, das Pflichtbewusstsein und der Wille lässt den deutschen Soldaten noch bis 1945 durchhalten. Doch bereits weit vor dem Attentat auf Hitler am 20.7.1944 war alles entschieden. Dieses Attentat eines Offiziers auf Hitler fand keine Zustimmung beim einfachen Soldaten. Bestenfalls wunderte man sich darüber, dass der Attentäter es nicht von Angesicht zu Angesicht ausführte, dass er nicht bereit war, zu sterben. Diese Bereitschaft war dem deutschen Soldaten abverlangt und immanent. Und so war die deutsche Bevölkerung kaum bereit zu glauben, dass der „Russe“ nicht geschlagen werden würde. Bis zuletzt hielt sich der Satz, die Ostfront wäre ja noch intakt. Der Landser wäre tatsächlich bereit gewesen, auch im 6. Kriegsjahr noch einmal gegen die sowjetischen Truppen anzutreten, wenn er die Unterstützung westlichen Alliierten gehabt hätte. Es ist wahrscheinlich, dass die deutschen Armeen mit Material- und Luftunterstützung der Westalliierten von Anfang an gesiegt hätten. Aber wozu?
Um ein riesiges Territorium zu besetzen und für die deutsche Industrie auszubeuten?              


2. Mit Wunderwaffen sollte die Wende des Krieges herbei geführt werden, der Glaube an die eigene Technik war größer als die Realität es zeigte. Zudem gab es keine realistische Strategie. Während England sich eine strategische viermotorige Bomberflotte auf baute und durchaus schon zu Beginn des Krieges die Absicht hatte, die deutschen Städte unter in Kaufnahme ziviler Opfer zu bombardieren, favorisierte Hitler den Einsatz einmotoriger Jäger als Jagdbomber. Die eierlegende Wollmilchsau also, die vieles kann, nur leider nichts brauchbares. Selbst der erst eingesetzte Düsenjäger, die Messerschmitt Me 262 sollte diesen Anforderungen genügen. Zudem war die Me 262 bei der Landung durchaus anfällig für feindliche Jäger. 
Zu Beginn des Krieges, der zum ersten Mal auch ein echter Luftkrieg war, traf man in Polen auf unterlegene polnische Maschinen, im Westfeldzug auf durchaus gleichwertige Gegner, denen es jedoch an der geeigneten Infrastruktur und Kommunikation fehlte. In der Sowjetunion bedingte das Überraschungsmoment noch eine anfängliche Überlegenheit, die sich mit fortschreitender Aufrüstung der Sowjets verflüchtigte. Die hohe Kampfmoral der russischen Soldaten half durchaus dabei, die Luftwaffe zu bekämpfen. Wo der deutsche Soldat nach Luftunterstützung rief, feuerten sie selbstständig aus allen Waffen auf die anfliegenden Deutschen. 
Durch das Fehlen eines viermotorigen Langstreckenbombers konnte zudem der alliierte und vor allem amerikanische Nachschub nur duch U-Boote gestört werden. Sowjetische Ziele hinter dem Ural waren unerreichbar. 
Bei der V1 und der V2 schließlich handelte es sich um die versprochenen Wunderwaffen, die ungezielt nur zum Terror der Zivilbevölkerung taugten. 
Immerhin erreichte 1944 die deutsche Jägerproduktion ihren Zenit, nur waren sie nicht mehr überlegen. Zu wenige erfahrene Piloten konnten gegen die amerikanischen Langstreckenbegleitjäger vom Typ Mustang P 51 gewinnen. Und so waren die Versuche, alliierte Bomber abzuschießen, 1944 mit sehr hohen und unersetzlichen Verlusten verbunden.
In der Ardennenoffensive Anfang 1945 wurden die letzten Reserven der Luftwaffe in einer schlecht koordinierten Aktion verheizt. Vielfach von der eigenen Flak abgeschossen, konnten diese Verluste nicht mehr ausgeglichen werden.
Während es in der Luft zumindest anfangs eine Überlegenheit gab, so war diese auf See nie gegeben. Bereits bei der Besetzung Norwegens musste die Marine einen Drittel ihres Bestandes verlieren. 1941 folgte der Verlust des Schlachtschiffs Bismarck. Da half die technische Überlegenheit des Schiffes gegen die Übermacht der Briten nicht. Doch auch die verbliebenen Großverbände konnten strategisch nicht auftrumpfen. Einzig der U-Bootwaffe war es vergönnt, erfolgreich zu sein. Bis auch hier die bessere Ortung und die alliierten Zerstörer zu hohen Verlusten führten. Wirksam waren die großen Einheiten der Marine in erster Linie im Endkampf bei der Unterstützung der Wehrmacht im Osten. 
Bleibt die Landstreitmacht, die in diesem Krieg erstmalig durch Panzer massiv unterstützt wurde. Doch die deutschen Panzer waren nicht generell überlegen. Zwar gab es mit dem Tiger und dem Königstiger wohl die stärksten Panzer aller Streitkräfte, aber die Stückzahlen
Waren zu gering, um ganze Armeen damit auszurüsten. Zudem war der Königstiger nur von speziell ausgebildeten Besatzungen erfolgreich zu manövrieren. Ganz anders der russische 
T-34, der sehr robust und einfach gebaut war und in großen Stückzahlen zum Rückrat der Roten Armee wurde. Die schräge Panzerung der russischen Panzer erwies sich als widerstandsfähiger als die senkrechte Panzerung der deutschen Panzer. 
Alles in allem war die deutsche Wehrmacht zu schwach motorisiert. Große Mengen von Nachschub mussten mit Mulis oder Pferden transportiert werden. Das hing mit der nicht genügenden Anzahl an LKWs zusammen und mit der Unwegsamkeit des Geländes in den russischen Steppen.     
3. Alles in allem konnte der Untermensch im Osten also dem arischen Angriff, sieht man einmal vom Beginn des Jahres 1941 ab, ganz gut standhalten. Der Vernichtungswelle der Deutschen führte zudem dazu, dass auch anfängliche Sympathien mit den Besatzern
schwanden und die ohnehin gut organisierten und unterstützten Partisanen weiteren Zulauf erhielten. Die sowjetischen Soldaten hatten wenig mehr zu verlieren als ihr Leben und als Deutschland erreicht wurde, sahen sie ein Land, das in ihren Augen im Wohlstand lebte trotz der Kriegsjahre. Warum sollten sie sich nicht etwas davon nehmen und wer wollte sie daran hindern? Die Opfer waren nun die Deutschen, aber zahlten sie wirklich für Hitlers Hybris, wie  manche Berichte glauben machen wollen? War es allein Hitlers Idee, den Osten als Lebensraum für die Deutschen zu proklamieren? Hat er nicht das ausgeführt, was ihm die herrschende Meinung vorgegeben hat? Hat er nicht Volkes Stimmung getroffen? Und hat er nicht in erster Linie getan, was die deutsche Industrie wollte?
Als die Alliierten Deutschland besetzten, wollte kein Deutscher Nazi gewesen sein. Niemand hat etwas von den KZs gewusst. Und dennoch, Deutschland ist nicht befreit worden, sondern zusammen gebrochen.  
Die Realität und der Mythos liegen weit auseinander in Deutschland und die Irrationalität hat einen hohen Stellenwert. Es war meines Vaters Wille, aus mir einen Zeitsoldaten zu machen, obwohl es klar war, dass ich mich rein körperlich gar nicht für einen Drill im Gelände eigne. So ging es etlichen meiner Kameraden. Ich durchlebte die schlimmste Zeit meines Lebens, da die ich in einer Einheit war, die permanent das praktizierte, was andere die Grundausbildung nennen. Schließlich machte mich ein Ausbilder auf dem Schießplatz bei einem Nachtschießen so nervös, dass ich anstatt zu sichern, einen scharfen Schuss abgab. Zu dem Zeitpunkt fanden sich zwecks Prüfung der Scheiben noch Personen auf der Bahn, die nun kreidebleich angelaufen kamen. Zum Glück ist niemandem etwas passiert, aber ich wurde dennoch bestraft und durfte etlichen Wachdienst zusätzlich leisten. Da wir nicht in der Kaserne waren, blieb mir der „Bau“ wohl erspart. Als ich später endlich auf eigenes Betreiben in den Innendienst versetzt wurde, versuchte man mir Fehlbestände bei mir anvertrautem Material anzuhängen. Unerfahren wie ich war, hatte ich bei der Übernahme des Bestands nicht auf einer ordnungsgemäßen Inventur bestanden. So sollte ich nach meinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst zur Kasse gebeten werden und habe erfolgreich Widerspruch eingelegt. Eine Bewerbung für den gehobenen Dienst bei der Wehrbereichsverwaltung jedoch wurde mit dem Hinweis, einen solchen Soldaten wie mich brauche man nicht, abgelehnt. Dennoch hatte die Bundeswehr mich lieb. Aufgrund meines Tauglichkeitsgrades I sollte ich Anfang der Achtziger Jahre zu einer Wehrübung eingezogen werden. Und dieses Mal gab es nur eine Konsequenz: die Verweigerung. Bei der ersten Verhandlung ließ man mich durchfallen. Einer der Gutachter zog mich am Ende der „Verhandlung“ beiseite und riet mir, es erneut zu probieren, ich sei glaubhaft. Bei zweitem Termin schließlich wurde ich anerkannt. Mein Krieg war zu Ende. Auf meine Frage, warum man ins heutige Russland einmarschiert ist, habe ich keine Antwort gefunden. 
Der erste polnische Stadtkommandant von Stettin hat einmal gesagt. Wir wären heute nicht hier, wenn Deutschland nicht den Krieg begonnen hätte. Und damit kann ich etwas anfangen. 










  


















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